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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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ist. Nun heißt's heimgehen. Heim! – Wo mag heut ihr Heimatl sein? Wo morgen? Ein leiser Seufzer entfährt ihren Lippen. »Moanst, daß i z' Münka an richtign Platz kriag, Flori?« – »Freili! Grad gnua! Oan besser wia den andern!« – »Gott sei Dank! Is mir scho schier loade worn beim Drodenka! Aber wennst du a so sagst, nachher werds scho a so sein.« Sie überläßt ihm willig ihren Reisesack, den er ritterlich trägt.
    So schreiten sie frisch dahin durch den leise fallenden Schnee, die Hanni immer ein paar Schritte hinter ihrem Begleiter, der ihr den Weg weist. Grad biegt er hinten beim Kloster am Anger ums Eck, indem er sagt: »Jetz wern mir glei da sein. Muaßt aber a bissl warten da herunten, bis i mit der Hausfrau gredt hab!«, da geschieht etwas ganz Unerwartetes. Der Florian stößt plötzlich einen kurzen Fluch aus, dreht sich blitzschnell um und rennt an ihr vorbei, zurück, um die Ecke, davon.
    Mit ihrem Zegerer, ihrer ganzen Habe! Und vor ihr stehen zwei in Uniform, die ihr den Weg versperren, vor und zurück. Und fragen: ob sie den Burschen gesehen hätt? »Freili hab i 'hn gsehgn!« Wo er hin wär? »Da hint ums Eck! Was woaß i!« Ob sie vielleicht zu ihm gehöre? »Mei ... ja und naa. Wias d'es nimmst!« Aber: »Was? Sie wolln uns derblecka, scheints! Sie habn eine ordentliche Antwort zu gebn, daß Sies wissen! Wie heißen S'?« Die Hanni will weiter, dem Tropfen nach, der ihren Reisesack mitnahm. »Dees geht koan Menschen nix o, wia i hoaß! Und überhaupts hab i mit enk gar nix z' toan! I will zruck, dem oan nach, der mei Sach hat!« Aha! Sie ghört also zu ihm! »Sie bleibn jetz amal bei uns da, Frailein! Verstanden! Sie wissen guat, wo S' Eahna Sach darnach suacha müassen! Und jetzt sagn S', wie Sie heißen!« – »Naa, ganz gwiß net! Da kunnt a jeder kemma und fragn, wia i hoaß! Gar, wo ma mi so saudumm oredt! Als wia wenn i wissen tat, wo der oa mit mein Zegerer hin is!« Sie gerät in die Hitze. »Mein Ruah will i habn, sag i! Suachts enk a anderne aus zum Fürannarrnhalten!« Und da die beiden immer noch nicht gehen, kommt sie immer mehr in Zorn und Wut und beginnt zu schimpfen und zu schreien. »Mein Fried sollts mir lassen! Schaugts liaber, daß's hoam kemmts, anstatt daß's d' Weibsbilder drangsalierts! Ös ghörts überhaupts net da her! Ös ghörts scho lang in Schützengrabn auße! Seids groß und stark gnua! Und bals mi jetz net glei guatwilli steh laßts, nachher zoag i's enk, wer i bin! Aber richti!« Sie ballt die Fäuste, stampft, wütet. Und da die beiden gar verlangen, sie solle mitgehen auf die Wache, als sie vom Verhaften reden und von grober Widersetzlichkeit, da ist es aus mit ihrer Fassung. »Grob! Wer is denn grob? Koa Mensch wia ös! Ös waarts mir no so Soldaten! Schaama derfts enk! Da waar insa Kini sauber aufgricht, wenn er lauter solchene hätt!...« Und schließlich bricht sie in Tränen aus, weint um ihr Sach, um ihre Ruh, um ihr Öd. Es ist nichts mehr mit ihr zu machen, und da schließlich den beiden Polizisten etliche Kameraden in den Weg kommen, packen sie die Hanni, heben sie in einen herbeigeholten Wagen und bringen sie trotz ihres Sträubens zur Polizei als ein »aufgegriffenes Frauenzimmer, welches sich nicht ausweisen konnte und Widerstand gegen die Staatsgewalt verübte«.
    So sitzt also die lautweinende Hanni im Polizeiarrest bei noch etlichen andern, die gleich ihr im Verlauf der Nacht aufgegriffen und eingeliefert wurden. Neben ihr hockt eine alte, betrunkene Hadernsammlerin aus Giesing auf der Bank und schimpft über den sozialen Tiefstand des Wirtschaftsbetriebes, über die ungleiche Verteilung von Geld und Bier und über die ungalante Schutzmannschaft Deutschlands. Daneben unterhalten sich ein paar auffällig gekleidete Mädchen mit einer dicken Wäscherin, die sich ihnen als Hauswirtin anbietet. Indes in einer Ecke eine Hausiererin steht und mit viel Tränen einem Mädchen der Gasse ihr elendigs Schicksal und ihre Not schildert. Und da sie dies getan, geht sie auf die Hanni zu und sagt:
    »Gehngan S' zua, Frailein, woanan S' do net a so! Deswegn werds do net anders! Sie müassn Eahna akkrat a so denka wia i: Der Arme is ein Opfer des Kapitulierns. Mit den Arma tuat a jeder, was er mag. Bsonders wann oana koan Pfenning Geld hat und an schlechtn Leumund. Daß er sei Straf net zahln konn; daß er s' absitzen muaß, wia i. Ja, wenn i net so a Rindviech waar! Aber a so hab i halt wieder um a Glasl z'viel ghabt, a Wort hin und oans her, und der

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