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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Anele den länger werdenden Schatten, »konnten weder zurückschlagen noch fliehen. Ihre Gliedmaßen waren nicht dafür gemacht, Feuer und Eisen zu widerstehen.« Findail hatte gesagt: Ein Baum mag Liebe kennen, Schmerz fühlen und klagen, aber er kann sich auch nicht verteidigen, denn es fehlt ihm dazu das Wissen. »Trotzdem war selbst der verbliebene Rest ihres kollektiven Bewusstseins nach sterblichen Maßstäben ungeheuer groß – und die Macht des Waldes ebenfalls. Als der Einholzwald sich ihrer bewusst wurde, richtete er seinen Hass und Zorn nicht gegen die tumbe Unwissenheit der Menschen, sondern gegen die Wüteriche. Und die Bäume achteten auch nicht auf die Kosten ihrer neuen Macht. Die Elohim hatte ihnen von Rache gesungen, und sie war stärker als jeder Wüterich. Die Natur der Bäume gab ihnen die Fähigkeit, Dinge zu verweigern. Deshalb hielten sie die Elohim fest und legten sie in Fesseln und kerkerten sie mit Erdkraft am Rand des Landbruchs in Stein ein, damit sie als furchteinflößende Barrikade gegen die Wüteriche diente. Und die Stärke ihres vereinigten Willens war so groß, dass Moksha, Turiya und Samadhi zeit ihres Lebens, solange noch ein Lebensfunken in der Elohim glomm, gänzlich aus dem Oberen Land verbannt blieben. Kein Wüterich konnte in irgendeiner Gestalt diese Sperre passieren, um die Überreste des Einholzwaldes zu bedrohen.« Hier machte Anele halt, obwohl die Geschichte noch nicht zu Ende war. Es schien, als hätte er die Erinnerungsspur im Granit verloren, oder als hätte seine Fähigkeit, die Spur zu erkennen, abgenommen. Trotzdem stand Linden weiter im Bann der Vergangenheit. Als der Alte nicht weitersprach, nahm sie den Faden auf und erzählte seine Geschichte zu Ende, als sei auch sie durch die Notlage der Bäume an ihren Platz gefesselt.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr sie fort. »Die Menschen hörten nicht auf, Wälder zu roden, nur weil die Wüteriche sie nicht mehr dazu aufstacheln konnten.« Das wusste sie von Covenant. »Die Bäume hatten sie verschont, aber sie waren weiter zu unwissend, um das zu erkennen. Gewöhnliche Leute rodeten mit Axt und Feuer weiter, wenn sie glaubten, zusätzliche freie Flächen zu brauchen. Sie wussten nicht ...« Konnten es nicht wissen. »... dass sie damit das Bewusstsein des Einholzwaldes töteten. Also mussten die Bäume weitere Abwehrmaßnahmen ergreifen. Nachdem sie den furchterregenden ›Koloss am Wasserfall‹ errichtet hatten, nutzten sie das Wissen der Elohim, um die Forsthüter zu erschaffen – Beschützer der noch verbliebenen Wälder.« Morinmoss zwischen dem Donnerberg und den Ebenen von Ra. Grimmerdhore östlich von Schwelgenstein. Die Würgerkluft am Melenkurion Himmelswehr. Der Riesenwald zwischen Sarangrave-Senke und Coercri . »Weil die Menschen meistens nicht darauf zu achten scheinen, was sie der Welt antun.«
    Dann konnte auch Linden nicht weitersprechen. Sie brauchte Zeit, um darum zu beten, dass die Beseitigung des Sonnenübels und die Erschaffung eines neuen Stabes des Gesetzes die von den Menschen angerichteten Schäden wenigstens teilweise geheilt hatte; dass das Land genügend Vitalität besessen hatte, um die Entstehung neuer Wälder zu ermöglichen.
    »Schon möglich.« Anele seufzte in der einsetzenden Abendkühle. »Dieses Wissen steht nicht hier geschrieben.«
    Einen langen Augenblick später rührte Liand sich. Er erhob sich, sammelte das restliche Essen und die Wasserschläuche wieder ein. »Daran erinnert sich niemand.« Sein Tonfall klang ebenso verbittert wie Aneles Geschichte. »Die Meister sprechen nicht davon. Diesen Schatz der Vergangenheit des Landes, alle diese Erinnerungen an einstigen Glanz behalten sie für sich.«
    Linden ächzte innerlich. Mit ihrem Schweigen hatten die Haruchai auch dafür gesorgt, dass die Bewohner des Landes so unwissend und blind – und ebenso potenziell zerstörerisch – blieben, wie es ihre frühesten Vorfahren gewesen waren. Auf ihre spezielle Art konnten die Meister sich als ebenso unheilvoll wie die Wüteriche erweisen. »Gott sei Dank«, murmelte sie dann; fast ohne zu merken, dass sie laut sprach, »dass nur noch zwei von ihnen übrig sind.« Kein gewöhnlicher Tod konnte dem Dasein eines Wüterichs ein Ende setzen. Aber Samadhi Sheol war durch die Aufopferung des Riesen Grimme Blankehans und die Kraft der Sandgorgone Nom zerfetzt, in Stücke gerissen worden.
    »Zwei?«, fragte Liand verwirrt.
    »Und Meister?«, krächzte Anele, der sich wieder

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