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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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vergessen und zu ihm zu rasen; sich persönlich davon zu überzeugen, dass mit ihm alles in Ordnung war ...
    Sandy hätte angerufen, wenn es anders gewesen wäre.
    Roger wusste nicht, dass er existierte.
    Ihre Hände zitterten leicht, als sie Megan Romans Nummer wählte. Megan war über zwanzig Jahre lang Thomas Covenants Anwältin und später seine Testamentsvollstreckerin gewesen. In diesem Zeitraum hatte ihr Eifer – wie sie freimütig eingestand – lange auf Schamgefühl basiert. Seine Lepraerkrankung hatte sie zutiefst verunsichert. Sie hatte ihm gegenüber schieres, primitives, fast körperliches Entsetzen empfunden: eine unbestimmte Überzeugung, er leide an einer ansteckenden Krankheit, die sich wie Lauffeuer durch ihr eigenes Fleisch, aber auch durch die County ausbreiten werde.
    Aber sie war Anwältin, eine intelligente Frau, die über die eigene Irrationalität entsetzt war. Solange er lebte, hatte sie sich einen fortwährenden Kampf mit ihren Ängsten geliefert und weiter für ihn gearbeitet, weil sie sich ihrer selbst schämte. Und nach seinem Tod war Megan eine standhafte und streitbare Vorkämpferin für die Toleranz und das soziale Verantwortungsgefühl geworden, an dem es ihr zu seinen Lebzeiten gemangelt hatte. Die blutigen Ereignisse, die zu seiner Ermordung geführt hatten, hätten nicht zugelassen werden dürfen. Wie Julius Berenford hatte sie einen privaten Kreuzzug begonnen, um sicherzustellen, dass sich so etwas nie wieder ereignen konnte.
    Linden zählte Megan Roman zu ihren wenigen Freunden. Jedenfalls hatte Megan ihr stets großzügig ihre Unterstützung gewährt. Nachdem Jeremiah von seiner geistesgestörten Mutter verstümmelt worden war und eine unglückliche Odyssee durch die verschiedenen Pflegeheime der County hinter sich gebracht hatte, hatte seine Adoption juristische Probleme aufgeworfen, die Linden nicht allein hätte lösen können.
    Während sie darauf wartete, dass Megans Sekretärin ihren Anruf durchstellte, hatte Linden Zeit, sich zu fragen, weshalb Megan sich nicht schon längst wegen Roger Covenant mit ihr in Verbindung gesetzt hatte. Als Testamentsvollstreckerin seines Vaters musste sie seit Jahren mit ihm zu tun gehabt haben.
    »Linden.« Am Telefon sprach Megan mit einer professionellen Herzlichkeit, die Linden nicht leiden konnte. »Das ist aber eine Überraschung! Was kann ich für dich tun?«
    Wider Willen verärgert, erkundigte Linden sich schroff: »Warum hast du mich nicht vor Roger Covenant gewarnt?«
    Megans Tonfall änderte sich schlagartig. »O Gott! Was hat er getan?«
    »Nein, du zuerst«, verlangte Linden. Sie brauchte einen Augenblick, um Megans sofortige Vermutung, Roger habe etwas getan, zu verdauen.
    »Ach, scheiße, Linden«, murmelte Megan hörbar unbehaglich. »Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass dich das nichts angeht? Er ist mein Mandant. Ich dürfte eigentlich nicht über ihn reden.«
    »Klar«, gab Linden zu. »Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb du mir nichts gesagt hast.«
    Megan traute ihm offenbar nicht.
    Die Anwältin zögerte, dann fragte sie: »Würdest du mir glauben, dass mir das einfach nicht in den Sinn gekommen ist?«
    »Nein, das glaube ich dir nicht. Dazu kenne ich dich zu lange.«
    »Ach, Mist«, wiederholte Megan. »Was nützen einem Freunde, wenn sie einen zu gut kennen, um einem zu glauben? ... Schon gut, schon gut«, fuhr sie fort, als hätte Linden etwas eingewandt. »Ich habe dir nicht von ihm erzählt ...« Sie geriet einen Augenblick ins Stocken. »... nun, weil ich dich schonen wollte. Ich weiß, du bist schon groß, du kannst für dich selbst sorgen. Aber er ist Thomas Covenants Sohn, um Himmels willen. Das bedeutet dir etwas, auch wenn ich nicht verstehe, was.«
    Linden biss sich absichtlich auf ihre wunde Lippe. Dieser kleine Schmerz stabilisierte sie.
    »Du redest nie darüber«, sagte Megan strenger. »Du hast ihn kaum gekannt. Du hast immer gesagt, du wolltest ihm nur bei Joans Betreuung helfen. Aber wenn ich das Gespräch darauf bringe, weichst du meinen Fragen aus. Stattdessen habe ich unverkennbar den Eindruck, dass er dir sehr viel mehr bedeutet, als du zugibst. Irgendwie hat er eine große Rolle für dich gespielt. Dein Gesicht leuchtet förmlich auf, wenn sein Name fällt. Ich habe keine Ahnung, was sein Sohn dir bedeutet, aber ich dachte, es könnte etwas Schmerzliches sein.« Ihr Tonfall deutete ein brüskes Schulterzucken an. »Davor wollte ich dich bewahren. So. Und jetzt bist du an der

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