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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zurückkehrte, war ihre Entschlossenheit gefestigt, hatte Formen angenommen. Sie durfte sich nicht in Roger Covenants verrückte Pläne – wie immer sie aussehen mochten – hineinziehen lassen. Sie hatte sich hier ein Leben geschaffen, das Verpflichtungen mit sich brachte: Menschen, denen sie zu dienen und die sie zu lieben beschlossen hatte, waren auf sie angewiesen. Und Joan hatte Besseres verdient als irgendwas, das ihr Sohn ihr antun konnte. Linden beschloss, Roger zu stoppen, noch ehe er seine Pläne weiter verwirklichen konnte. Um das tun zu können, musste sie mehr über ihn in Erfahrung bringen.
    Außerdem brauchte sie Hilfe. Sie war nicht nur für Joan verantwortlich. Sie hatte weitere Pflichten, weitere Lieben, die sie keinesfalls vernachlässigen durfte.
    Sie machte auf ihrem Schreibtisch Platz, zog das Telefon zu sich heran und nahm den Hörer ab.
    Als Erstes rief sie Bill Coty an, den freundlichen Alten, der den sogenannten Sicherheitsdienst im County Hospital leitete. Er galt allgemein als harmloser, unfähiger Trottel, aber Linden sah ihn anders. Sie hatte oft vermutet, er könnte einer größeren Herausforderung gewachsen sein, wenn sie auf ihn zukäme. Jedenfalls hatte er sich in der Krise nach Covenants Ermordung nützlich gemacht, als die Ressourcen des Krankenhauses durch Verbrennungsopfer, besorgte Bürger und hysterische Angehörige aufs Äußerste angespannt gewesen waren. Brechreiz hatte sein charakteristisches Lächeln verzerrt, als er Leute beruhigt oder gefühlt und gleichzeitig das ärztliche Personal gegen Störungen abgeschirmt hatte. Und er konnte auf ein halbes Dutzend freiwilliger ›Sicherheitsleute‹ zurückgreifen – stämmige Kerle, die ins Krankenhaus eilen würden, wenn sie gebraucht wurden.
    »Ich weiß, dass es merkwürdig klingt, was ich jetzt sage«, erklärte sie ihm, als er sich meldete, »aber ich glaube, dass es hier in der Umgebung einen Mann gibt, der versuchen könnte, eine meiner Patientinnen zu entführen. Er heißt Roger Covenant. Sie erinnern sich an seine Mutter Joan. Er bildet sich ein, sie besser versorgen zu können als wir. Und er scheint sich nichts aus juristischen Feinheiten wie Sorgerechtsfragen zu machen.«
    »Die Ärmste ...« Coty wirkte einen Augenblick lang unaufmerksam, durch Erinnerungen abgelenkt. Aber dann überraschte er Linden, indem er fragte: »Für wie gewalttätig halten Sie diesen Roger?«
    Gewalttätig ...? Unter diesem Aspekt hatte sie Joans Sohn bisher nicht betrachtet.
    »Das frage ich, Doktor Avery«, fuhr der Alte fort, »weil ich möchte, dass meine Jungs auf ihn vorbereitet sind. Schlägt er nur ein Fenster ein und versucht, sie mitzunehmen, kann jeder von uns ihn daran hindern. Kreuzt er jedoch bewaffnet auf ...« Er ließ ein leises, humorloses Lachen hören. »Ich könnte ein paar meiner Jungs bitten, ihre Waffen mitzubringen. Wie Sie natürlich wissen, dürfen wir offiziell keine Schusswaffen tragen. Aber ich möchte keine Wiederholung der Ereignisse vor zehn Jahren erleben.«
    Linden beeilte sich, ihre Einschätzung von Roger Covenant zu revidieren. »Ich weiß nicht recht, was ich Ihnen erzählen soll, Mr. Coty. Ich habe ihn erst heute Vormittag kennengelernt. Ich glaube nicht, dass er ganz bei Verstand ist. Aber er hat eigentlich nicht gewalttätig gewirkt.« Außer in seiner emotionalen Brutalität gegenüber seiner Mutter. »Schusswaffen könnten eine Überreaktion sein.«
    Schätzte sie Rogers Absichten vielleicht falsch ein? Erfand sie die Gefahr etwa nur? Das war möglich. Dann hatte er es kaum verdient, nur wegen einer Dysfunktion erschossen zu werden.
    »Wie Sie meinen, Doktor.« Bills Tonfall ließ keine Enttäuschung erkennen. Offenbar sah er seine Freiwilligen und sich nicht als Revolvermänner. »Wir fangen heute Abend an, ihr Zimmer im Auge zu behalten. Ist er nicht dumm, wird er tagsüber nichts versuchen. Ich sorge dafür, dass nachts immer einer meiner Jungs bereitsteht.«
    Linden, die ihm für seinen Mangel an Skeptizismus ebenso dankbar war wie für seine Hilfsbereitschaft, bedankte sich und legte auf.
    Kannst du die Angelegenheit ganz ihm überlassen?, fragte sie sich. Oder musst du noch mehr tun?
    Ja, das musste sie. Joan war nicht Rogers einziges potenzielles Opfer. Stieß Linden selbst etwas zu, wäre Jeremiah verloren. Er war völlig auf sie angewiesen.
    Allein der Gedanke an ihn brachte sie dazu, nochmals aus dem Fenster zu ihrem Auto hinüberzusehen. Sie fühlte plötzlich den Drang, Joan zu

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