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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zersplitternden gewaltigen Knochen die Kluft, und eine Düsternis, tiefer als Ebenholz und Mitternacht, breitete sich zwischen den Felswänden aus. Sie besaß die Urgewalt einer riesigen Feuersbrunst; trotz ihrer Schwärze verbreitete sie sich wie feurige Lohe, lautlos flammend, rötlich wie flüssiges Magma.
    Beim ersten heftigen Windstoß fürchtete Linden, der Sturm, der Steinhausen Mithil bedroht hatte, habe sie gefunden und werde Tod und Verderben auf sie herabregnen lassen. Einen Augenblick lang leuchteten die Felswände auf beiden Seiten wie aus den Schatten hervorgehoben, bis jeder Vorsprung und jede Kante und jeder Riss aufzuflammen schienen. In diesem Schwall aus Hitze und Flammen standen Stave und Liand und selbst Somo wie verwandelt aufrecht.
    Der Ansturm der Kresch brach augenblicklich in bestialischer Panik in sich zusammen. Die unvorbereitet überraschten, vorübergehend geblendeten Wölfe fuhren zusammen, scheuten zurück, stolperten einander unter die Krallen, klemmten sich zwischen Felsen ein. In ihrer Angst versuchten sie mit Krallen und Zähnen, die rätselhafte Gewalt, die über sie hergefallen war, zu vertreiben.
    Dann erlosch das rötliche Licht, und Finsternis – durch das plötzliche Verschwinden des Feuers verdoppelt – breitete sich in der Kluft aus. Die Wölfe hätten verschwunden sein können; nur ein Tumult aus Knurren, Japsen und ängstlichem Winseln gab noch Aufschluss über ihre Gegenwart.
    Linden hielt den Atem an, klammerte sich an Aneles Stimme und wartete darauf, dass sie wieder sehen konnte.
    »Sie haben mich innig geliebt«, beteuerte Anele, als höre er die Kresch nicht, als kenne er keine Angst. »Sunder und Hollian. Sie haben mit mir den Glanz und die Herrlichkeit des Landes geteilt, das sie von den Verwüstungen durch das Sonnenübel heilten.«
    Der Widerschein des Nachmittagshimmels drang allmählich durch die Dunkelheit.
    »Es war stets ihre Absicht, mir ihre Aufgabe zu übertragen, wenn sie alt und müde geworden waren, und sie unterwiesen mich von ganzem Herzen darin.«
    Dann schien ein Schauder durch das Rudel zu laufen. Von einem Herzschlag zum nächsten nahmen die Wölfe wieder die Witterung ihrer Beute auf.
    »Zudem hatten sie viel von den Haruchai und den weit umherziehenden Riesen gelernt, und auch dieses Wissen gewährten sie mir als mein Geburtsrecht.«
    Die Vorhut der Kresch sprang von den Felsen auf und stürzte sich wieder in die Verfolgung. Linden wusste jetzt, dass sie machtlos war. Die Hoffnung auf wilde Magie hatte sie enttäuscht; ihr blieb keine Zeit, ihren Gebrauch zu lernen. Aber sie wusste auch, dass ihre Gefährten und sie nicht länger allein waren. Sie hatte die Macht hinter diesem Donnerschlag erkannt. Zuvor hatte eine ähnliche Macht, die nur leere Häuser zerstört hatte, ihr geholfen, den Meistern zu entkommen.
    Irgendein ... irgendwelche lehrenkundigen Wesen hatten diese Finsternis geschickt, um die Raubtiere aufzuhalten. Damit Hilfe sie erreichen konnte ...?
    Ohne Vorwarnung tauchten Männer und Frauen zwischen den Steinen auf, als hätten sie wie Elohim aus dem Granit selbst Gestalt angenommen.
    »Zum Unglück des Landes!«, stöhnte Anele leise. Die Vergangenheit hatte ihn gepackt, und er achtete auf nichts anderes mehr. »Weil meine Eltern mich so liebten, verstanden sie nicht, dass ich staunen gelernt hatte.«
    Zehn oder mehr von ihnen; vielleicht sogar zwanzig? Männer und Frauen, klein, schlank, mit geschmeidigen Gliedern und pechschwarzen Mähnen, die ihre Köpfe wie Rabenschwingen umgaben. Einige von ihnen standen zwischen Lindens Gefährten und dem Rudel; andere richteten sich zwischen den Wölfen auf. Um die Hände verknotet hielten sie dünne Seile, die Würgeschlingen glichen.
    Tränen strömten aus Aneles Augen. »Durch meine Rückkehr ins Leben in Andelain wurde ich durch Fleisch und Erdkraft geboren.«
    Sie waren zu klein. Keiner von ihnen war mehr als drei Spannen größer als die Kresch, und die Wölfe waren schwerer. Gegen Krallen und Reißzähne waren Seilstücke machtlos; weniger als zwanzig Männer und Frauen konnten nichts gegen so viele der großen Ungeheuer ausrichten. Trotzdem griffen die Neuankömmlinge an, ohne im Geringsten zu zögern.
    »Ich kannte meine Natur, denn meine Kraft entsprach der des Stabes, und das ganze Land sang mir von seiner Vitalität und Großartigkeit.«
    Geschmeidig flink und präzise warf jeder Mann, jede Frau sein oder ihr Seil einem Wolf um den Hals und sprang dann an ihm vorbei. Linden

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