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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Erinnerungen eingefangen hatte.
    Linden starrte ihnen entgegen.
    Keinem von euch geschieht ein Leid.
    Das glaubte sie der Mähnenhüterin. Aber die Kraft, die sie von den Urbösen ausgehen spürte, glich verkörpertem Unheil: Sie war dafür bestimmt, Tod und Verderben zu bringen. Covenant hatte ihr von solchen Wesen erzählt – und von einem Gemetzel in Andelain ... Linden beherrschte sich grimmig, obwohl ihre Fingerknöchel vor Angst weiß waren und das Knurren und Blaffen der kämpfenden Kresch ihren Kopf füllte. Sie konnte jetzt sehen, dass der Keil der Urbösen nicht auf sie zielte. Die Frau, die mit ihr gesprochen hatte, vertraute den Urbösen, und Stave vertraute offenbar den Ramen. Statt Linden zu drängen, Wilde Magie zu gebrauchen, folgte er der Mähnenhüterin in den Kampf; widerstand der Hauptwucht des Angriffs mit seiner unbegreiflichen Kraft und Geschicklichkeit.
    Aneles Hände zupften an Lindens Schultern. Als sie sich ihm zuwandte, klammerte er sich schwach an sie, benötigte sie als Stütze. »Linden Avery«, flehte er. »Auserwählte.« Er weinte nicht mehr; sein Schmerz war für Tränen zu groß geworden. »Du musst mich anhören.« Sein Kopf zuckte von einer Seite zur anderen, strapazierte den dünnen Hals. »Sonst kann ich es nicht ertragen.«
    Die Urbösen fegten an ihr vorbei zu Tal. Während sie in ihrer kehligen Sprache Unverständliches brüllten, walzten sie über die Felsplatte und stießen tief ins Herz des Wolfsrudels hinein. Hochrote Messerklingen blitzten. Der Eisenstab des Lehrenkundigen sprühte Säure nach beiden Seiten. Ramen brachten sich im Sprung aus dem Pfad des Keils in Sicherheit; dann begannen sie, sich aus dem Kampf zurückzuziehen. Wo die fließende Kraft der Urbösen Pelz berührte, brachen schwarze Flammen aus. Säuremesser zerschnitten Fleisch und Knochen so mühelos, als seien sie aus mürbem Stoff. Das rasende Knurren der Kresch verwandelte sich in stockendes Winseln und Kreischen.
    Linden zitterte, als sie sich auf das Flehen Aneles konzentrierte. Sie hatte so weiche Knie, dass sie kaum stehen konnte. Trotzdem blickte sie in sein von Gram zerfurchtes Gesicht.
    »Ich ... bin ... hier.« Das Sprechen strengte sie so an, dass sie die ersten Wörter einzeln hervorstieß. »Ich höre dich. Erzähl es mir!« Sie wusste, dass sie nichts dazu beitragen konnte, den Angriff der Kresch abzuwehren. Und der Alte brauchte sie. »Erzähl mir, woran du dich erinnerst.«
    Er antwortete mit einem schwachen Nicken. Einige Sekunden lang murmelte er vor sich hin, als suche er die Stelle der Geschichte, an der er gewesen war, und dann setzte er das granitene Klagelied seines Lebens fort.
    »Nach vielen, vielen Jahren im Dienste des Landes beschlossen meine Eltern Sunder und Hollian zuletzt, sich zur wohlverdienten Ruhe zu setzen, und legten den Stab des Gesetzes in meine Hände.«
    Unter ihnen wurde der Kampf heftiger, als die Kresch wie rasend eine Schwachstelle suchten, an der sie den Keil aufbrechen konnten; aber Linden achtete nicht mehr darauf; die Ereignisse um sie herum überstiegen ihre Wahrnehmungsfähigkeit. Stattdessen konzentrierte sie sich ganz auf Anele. Seine Geschichte war jetzt das Einzige, was sie noch verstand.
    »Aber ich konnte ihre Arbeit nicht einfach fortsetzen.« Sein Kummer schmerzte sie mit allen Sinnen. »Durch Staunen eingeschüchtert und außerstande, es ihrem Beispiel gleichzutun, musste ich selbst eine Verwendung für mein Geburtsrecht finden; jeder andere Weg hätte in Verzweiflung geendet. So geschah es, dass ich den mir vererbten Auftrag nicht übernahm, als meine Eltern eines sanften Todes gestorben waren und ich die unsagbare Trauer Steinhausen Mithils und des ganzen Landes geteilt hatte. Stattdessen nahm ich den Stab des Gesetzes mit und verließ meine Heimat, um eine persönlichere Form des Dienstes zu finden.«
    An den Rändern des Keils fielen einige wenige Urböse den Krallen und Fängen der Wölfe zum Opfer. Sofort waren jedoch Urböse aus dem Inneren des Keils heran, um diese Lücken zu schließen. Und die konzentrierte Macht des Lehrenkundigen teilte weiter Tod und Verderben aus, als sei sie unbesiegbar. Etwa zwei Dutzend Kresch wanden sich bereits in Flammen, und mit jedem Spritzer ätzender Kraft fingen weitere Tiere Feuer. Stave schützte die Felsplatte und erlegte jeden Wolf, der sich an ihn heranwagte; Liand und Somo, die hinter ihm sicher waren, beobachteten den Kampf. Und an den Seiten der Kluft, deren Felswände ihnen als

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