Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
–, ihre gegenwärtige Route vereitle Lord Fouls Absichten irgendwie. Aber solange er imstande war, von Anele Besitz zu ergreifen – und sei es noch so unregelmäßig –, konnte er ihr überall auflauern. Sie wusste, dass sie sich dem Alten jetzt hätte nähern sollen; aber die Ängste, die sie zuvor daran gehindert hatten, hielten sie weiter davon ab. Ihr fehlte der Mut, sich seinen Wahnsinn aufzuladen. Zumindest vorübergehend hätte das auch bedeutet, dass sie für den Verächter zugänglich war. Und konnte Lord Foul sie erreichen, hatte er erst recht Zugang zu Covenant.
    Vertraue auf dich selbst, hatte Covenant sie im Traum gedrängt. Linden, finde mich.
    Aber er war tot: Vor zehn Jahren und mehreren Jahrtausenden hatte sie seinen Tod miterlebt. Auch jetzt war sie ihm nicht näher als vor zwei Tagen.
    Als die Mähnenhüterin den Befehl zum Aufbruch gab, gehorchte Linden ächzend.
    Hami hatte in Bezug auf ihre Route die Wahrheit gesagt. Die Ramen wussten einen Weg durch das Felsenlabyrinth, der Lindens Kräfte nicht übersteigen würde. Obwohl der Pfad kreuz und quer durch die Felsen verlief, während er in die Höhe schlängelte, bot er trittsicheren Untergrund und stieg nur leicht an; und trotz der turmhoch aufragenden oft scharfkantigen Steinmassen war er breiter, als Linden erwartet hatte. Somo folgte dem Weg, ohne sonderlich angetrieben werden zu müssen; sie selbst bewältigte ihn anfangs fast mühelos. Trotzdem dauerte der Aufstieg seine Zeit. Linden musste immer häufiger stehen bleiben, um ihre zitternden Muskeln auszuruhen. Unter anderen Umständen hätte sie sich vermutlich dazu überreden lassen, auf Somo zu reiten; aber sie war keine große Reiterin, und der Schecke schien mit Liands Bündeln schwer genug beladen zu sein. Und sich tragen zu lassen würde sie nicht stärker machen. Lord Foul hatte Jeremiah. Das Land brauchte sie. Und die Tatsache, dass sie solchen Anforderungen keineswegs gewachsen war, änderte nichts an ihnen. Befreite sie ihren Sohn nicht, würde es niemand tun. Für sie war die Zeit gekommen, über sich hinauszuwachsen. Damit konnte sie ebenso gut gleich hier auf diesem Felsgrat anfangen.
    Irgendwie schaffte sie es bis nach oben. Als sie den Sattel zwischen den Bergen erreichte, stand die Sonne an einem Spätnachmittagshimmel, und Lindens Beine waren vor Anstrengung fast taub. Schweiß lief ihr über das Gesicht, bildete Flecke unter ihren Achseln und Rinnsale auf ihrem Rücken. Stechende Schmerzen von Krämpfen oder Blasen durchzuckten immer wieder ihre Füße. Aber sie hatte es geschafft. Und als sie in der angenehm kühlenden Brise auf dem höchsten Punkt des aufgetürmten Felsgrats stand, konnte sie sehen, was vor ihr lag.
    Jenseits des Sattels wichen die Berge des Massivs zurück, um ein breites Tal zu bilden: ein üppiges Grasland, saftig grün wie eine Frühlingswiese, durch ein Netzwerk aus Bächen und kleinen Tümpeln bewässert. In der Nachmittagssonne wies der gesamte Talboden eine luxuriöse Färbung, einen üppigen Aspekt auf, der weit intensiver als das in der Umgebung von Steinhausen Mithil sprießende Grün war, und die Bäche und Tümpel schienen das Sonnenlicht wie flüssige Brillanten zurückzuwerfen. Dieser durch ringsum aufragende Gipfel vor dem Winter geschützte Ort wirkte zeitlos: ein Spätfrühlings- oder Sommertal, das ein Überfluss an Wasser und Sonnenschein inmitten der im Hochgebirge noch herrschenden Kälte ermöglicht hatte. Die spürbare Ungeduld der Ramen versicherte Linden, dass dort unten die Grenze des Wanderns lag. Aus dieser Entfernung erkannte sie jedoch keine Anzeichen für eine Besiedlung. Falls die Ramen dort lebten, tarnten sie ihre Anwesenheit gut. Aber vielleicht waren sie kein Volk, das Siedlungen mit festen Wohnstätten anlegte. Vielleicht führten sie lieber ein Nomadenleben, bei dem sie die Erde nur leicht berührten, wo immer sie Rast machten.
    Sie warteten darauf, heimkehren zu können. Auf die Ebenen von Ra, die einst ihre Heimat gewesen waren.
    Linden sah sich unwillkürlich nach Anele um. Erst konnte sie ihn nirgends finden, denn er war nicht unter den Ramen. Dann entdeckte sie ihn nicht weit von dem Pfad entfernt. Er hatte sich von ihren Gefährten getrennt, um zu einer Steinplatte zu gelangen, auf der er jetzt so ausgestreckt lag, dass er sein Gesicht zwischen zwei verwitterte Granitblöcke drücken konnte.
    »Anele?« Sie humpelte mit besorgt gerunzelter Stirn zu ihm hinüber.
    Er war dort nicht zusammengebrochen, war

Weitere Kostenlose Bücher