Die Runen der Erde - Covenant 07
diesem Grund bereit sein, Joan jetzt zu beschützen.
»Ruf mich an, sobald du mit ihm gesprochen hast.« In Megans Stimme schwang Sorge mit. »Ich möchte wissen, was er gesagt hat.«
»Wird gemacht.« Linden hatte es plötzlich eilig, das Gespräch zu beenden. Sie musste unbedingt mit Sandy sprechen. Doch als sie auflegen wollte, fiel ihr noch etwas ein. Was, wenn Roger Megan anrufen würde, um sie um Unterstützung zu bitten? »Ruf meinen Piepser an, wenn du mich brauchst«, sagte sie.
»Wird gemacht. Das tue ich immer.« Sie legte auf.
Lindens Blick wanderte ziellos durch ihr Büro, während sie versuchte, sich selbst zu beruhigen. Sie hatte Roger klargemacht, dass es ihm nicht gelingen würde, den Ring seines Vaters durch Diebstahl oder Gewalt an sich zu bringen. Er wusste nicht, dass Jeremiah existierte. Aber sie verstand genug von Obsessionen, um zu wissen, dass ihr eigener Anspruch auf den Ring Roger nichts bedeutete. Wie man es auch drehte und wendete: Sie hatte Jeremiah unabsichtlich in Gefahr gebracht.
In einem Fleischerladen ...?
Statt gleich Sheriff Lytton anzurufen, wählte Linden ihre eigene Nummer. Sie konnte nicht anders: Sie zählte die Klingelzeichen, während sie darauf wartete, dass Sandy Eastwall den Hörer abnahm. Sandy meldete sich nach dem dritten Klingeln.
»Alles in Ordnung mit Jeremiah?« Die Sorge ließ ihre Stimme barscher als beabsichtigt klingen.
»Klar doch.« Lindens schroffe Art schien Sandy zu beunruhigen. »Warum auch nicht?«
Linden schüttelte den Kopf; sie konnte es Sandy nicht erklären. »Ist heute Vormittag irgendwas passiert? Etwas Ungewöhnliches? Anrufe? Jemand an der Haustür?«
»Nein, nichts Besonderes. Sam hat angerufen. Er wollte wissen, ob Jeremiah nächste Woche statt am Montag am Dienstag kommen kann. Das hätte ich dir ausgerichtet, wenn du heimkommst.«
Linden wollte sie beruhigen, aber es gelang ihr nicht, ihre eigene Furcht in den Griff zu bekommen. »Und Jeremiah?«, fragte sie drängend.
»Klar doch«, wiederholte Sandy. »Dem geht's gut. Warum auch nicht? Ich habe alles getan, was ...«
»Tut mir leid«, unterbrach Linden sie hastig. »Ich hab's nicht so gemeint. Natürlich hast du alles gemacht.« Tatsächlich waren Sandys treue Fürsorge und ihre Fröhlichkeit für Jeremiah ebenso wertvoll wie für Linden. »Ich vertraue dir. Ich habe mir nur heute Morgen aus irgendwelchen Gründen Sorgen um ihn gemacht. Du kennst dieses Gefühl, das einen manchmal befällt? Aus heiterem Himmel, sodass man plötzlich fürchtet, einem Menschen, den man liebt, sei etwas Schlimmes zugestoßen?«
»Und es ist fast immer unbegründet.« Sie hörte aus Sandys Tonfall, dass diese lächelte. »Aber trotzdem fühlt man sich nicht besser. Ich weiß, was du meinst. Ich passe heute besonders gut auf ihn auf. Für alle Fälle.«
Linden zögerte einen Augenblick. Sollte sie ihr von Roger erzählen? Aber Sandy ließ sich leicht ängstigen, und Jeremiah war nicht damit geholfen, wenn sie in Panik geriet. »Danke, Sandy«, sagte sie schließlich. »Das ist sehr lieb von dir.« Linden atmete tief durch, doch ihre Angst war noch immer nicht verschwunden. »Glaubst du, dass du heute bei uns übernachten könntest? Hier gibt's eine Situation, die meine Anwesenheit erfordern könnte.« Nur zur Sicherheit. Falls Roger wirklich um die Klinik herumschleichen würde. Falls Bill Cotys Männer ihn fassten ...
»Klar.« Für beide war diese Bitte eine Routinesache. Sandy blieb oft bei Jeremiah, wenn Linden nachts in der Klinik gebraucht wurde. »Ich habe nichts anderes vor.« Sandy ging manchmal mit Sam Diadems Sohn aus, warnte Linden jedoch immer rechtzeitig, dass sie nicht zur Verfügung stehen würde.
Linden bedankte sich bei Sandy und legte auf.
Obwohl Thomas Covenant mit seiner ganzen beträchtlichen Kraft und Kompromisslosigkeit über seine Exfrau gewacht hatte, hatte er ihre Entführung nicht verhindern können. Hatte Roger es auf Covenants Ehering abgesehen, traute Linden sich kaum zu, ihn daran zu hindern, den Ring an sich zu bringen. Sandy würde nicht das geringste Hindernis bedeuten. Und Jeremiah konnte bei einem Kampf verletzt werden. Entschlossen, alle nur denkbaren Ressourcen zu mobilisieren, griff Linden erneut zum Hörer und rief Sheriff Lytton an.
*
Lytton war »nicht erreichbar«, und Linden musste sich mit dem Versprechen zufriedengeben, dass er zurückrufen werde.
Den restlichen Vormittag verbrachte sie mit dem Versuch, sich abzulenken. Sie diktierte
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