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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gewaltige Wissen der Dämondim so schwach geworden? Und ihr wagt es, mir entgegenzutreten? Ihr tut gut daran, vor mir zu kriechen, damit mein Verrat euch nicht restlos vernichtet.«
    Der Lehrenkundige antwortete mit einem trotzigen Blaffen, aber seine Stimme war kraftlos geworden, schwach und matt.
    Als hätte er beschlossen, mit dem Abschlachten anzufangen, bückte Esmer sich plötzlich und schlug einem liegenden Urbösen mit der flachen Hand auf den Rücken. Linden spürte, wie ihr Herz zu jagen begann. Esmers Handfläche traf das Geschöpf zwischen den Schulterblättern. Sie erwartete eine Blutfontäne; rechnete damit, dass das Rückgrat des Urbösen zersplittern würde. Stattdessen hielt Esmer plötzlich eine kleine Eisenschale in den Händen. Er schien sie aus dem Fleisch des Urbösen gerissen zu haben.
    Aus der Schale wehte ihr der unverkennbare Moderduft von Vitrim entgegen.
    Esmer schritt gebieterisch zwischen den schwarzen Wesen hindurch und hielt die Schale dem großen Lehrenkundigen hin. »Trink!«, befahl er ihm. »Trink, und mögen die Sieben Höllen deine Knochen verzehren! Diese Schwäche ist unerträglich. Du wirst gebraucht.«
    Er kehrte den Urbösen den Rücken zu, um nun auf Linden und ihre Gefährten zuzustampfen. Linden atmete hechelnd und bemühte sich, ihre Übelkeit zu unterdrücken. Esmers konfliktbehaftete Aura betäubte sie fast; sie konnte kaum klar denken. Was machte er hier? Wie war er hergekommen?
    Und weshalb war er so zornig?
    Stave trat furchtlos vor und stellte sich schützend vor Linden. Nach kurzem Zögern gesellte Liand sich zu ihm. Mahrtiir, der einen Fluch murmelte, stellte sich dicht neben Stave und Liand. Und Pahni und Bhapa folgten Esmer den Hügel hinunter. Ihre entschlossenen Gesichter zeigten, dass sie bereit waren, notfalls ihr Leben zu opfern.
    Die Ranyhyn hatten Esmer akzeptiert. Er war ein Freund der Ramen gewesen ...
    »Fort mit euch!«, blaffte er Lindens Beschützer an. Er sprach jetzt wie ein Urböser: zornig und guttural, Wetterleuchten im Blick. »Diese Verzögerung ist fatal. Die Verteidiger des Stabes sind sich eurer nicht sicher. Und das Weißgold blendet sie. Sie machen sich schon bereit, ihr Versteck zu verlassen. Werden sie nicht gestellt, ergreifen sie die Flucht. Dann seid ihr in der Tat verraten, und nichts kann den von mir angerichteten Schaden wiedergutmachen.«
    Er hätte leicht um Linden und ihre Gefährten herumgehen können; aber er schien dazu eine Art Erlaubnis von ihnen zu brauchen.
    Oder von ihr.
    »Nur weiter«, flüsterte sie fast unhörbar. Ihr schwindelte. Die Verteidiger des Stabes ...? Sie wollte Esmer zur Rede stellen; eine Erklärung von ihm fordern. Der Stab war hier? Aber Überraschung und Verwirrung schienen ihre Einwilligung zu erzwingen.
    Ein Teil ihres Ichs wollte ihm helfen.
    Er hatte schon Verrat geübt ...?
    Als er das sagte, traten Stave, Liand und Mahrtiir beiseite, machten ihm Platz. Er fegte verächtlich an ihnen vorbei und ignorierte auch Linden, als hätte sie ihren Part gespielt und keine Bedeutung mehr.
    Linden und die anderen drehten sich um und beobachteten, wie er sich dem trockenen Bachbett näherte.
    Er wurde nicht langsamer, als er das Schimmern erreichte. Stattdessen stürzte er sich wie ein aufziehender Orkan in die schmale Rinne zwischen den Hügeln.
    Und wie ein Orkan zerfetzte er die Realität.
    Eine gewaltige Erschütterung ließ den Boden erbeben. Einige Sekunden lang sprangen Erdbrocken und Gras und Steine wie von Erdkraft erzeugte Geysire aufwärts. Linden, die sich nicht auf den Beinen halten konnte, fiel der Länge nach hin; landete mit Staub in Mund und Augen. Liand ging neben ihr zu Boden; selbst Mahrtiir wurde auf die Knie gezwungen. Nur Stave schaffte es, auf den Beinen zu bleiben.
    Die Erschütterung klang rasch wieder ab, ließ aber eine Spur aus zersprungenen Steinen, ausgerissenem Gras und verstreuten Erdbrocken zurück. Linden, die verzweifelt blinzelte, um wieder klar sehen zu können, sah Esmer unberührt im unteren Teil des Bachbetts stehen und die Rinne hinaufblicken. Die fallenden Trümmer waren nicht einmal in seine Nähe gekommen.
    Linden hustete krampfhaft, weil sie Staub in der Lunge hatte, aber sie hörte ihre eigenen Laute nicht. Liand schien ihren Namen zu rufen; trotzdem erreichte seine Stimme sie nicht. Die Erschütterung hatte sie taub zurückgelassen.
    Und ...
    O Gott!
    Der Sand, in dem Esmer stand, bedeckte nicht mehr den Boden einer Rinne. Die kleine Schlucht zwischen den

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