Die Runen der Erde - Covenant 07
Ring benutzt, um Hohl und Findail zu verwandeln, damit ich das Sonnenübel beenden konnte. Ich bin durch eine Zäsur hierher gelangt. Das stimmt. Und Zäsuren sind böse. Auch das stimmt. Aber es ändert nichts daran, was ich bin.« Das war ihre ehrliche Überzeugung. »Ich hatte nur keine andere Möglichkeit, herzukommen.«
Sie konnte die Reaktionen des Geschöpfs nicht deuten. Es konnte sie mitfühlend oder entsetzt betrachten, ohne dass sie einen Unterschied hätte erkennen können. Trotzdem vermittelte der Wegwahrer irgendwie den Eindruck, als sei er nicht gesund; als zehre irgendeine alte Wunde oder Sorge an seiner Vitalität und machte ihn gebrechlicher, als er hätte sein müssen. Kummer wegen der nahezu vollständigen Ausrottung seiner Art? Irgendeine andere Sorge, ein anderer Verlust? Das konnte sie nicht beurteilen. Wie die Urbösen gaben die Wegwahrer ihrem Sinn für das Gesunde Rätsel auf. Trotzdem rührte sein Zustand sie. Als Linden fortfuhr, sprach sie sanfter.
»Um gegen Lord Foul bestehen zu können, brauche ich den Stab. Ich bin keine ›Wildträgerin‹. Nur Covenant hat wilde Magie beherrscht – und er ist tot. Und Weißgold nützt nichts gegen Zäsuren. Das wisst ihr besser als ich. Nur das Gesetz kann Verwerfungen dieser Art beseitigen. Aber das ist noch nicht alles.« Sie sah sich nach Cails Sohn um, dann sprach sie eindringlich weiter: »Esmer hat vielleicht nicht erwähnt, dass Lord Foul meinen Sohn Jeremiah hat. Vielleicht kann ich ihn mit wilder Magie retten, vielleicht auch nicht. Aber damit würde ich den Bogen der Zeit gefährden, und das ist zu gefährlich. Ich brauche den Stab. Sonst richte ich womöglich einen Schaden an, der das Ende des Landes bedeutet.«
Auch Jeremiah wäre dann vernichtet.
»Und der Stab gehört mir«, stellte sie fest. »Nicht nur, weil ich ihn geschaffen habe, sondern weil ich Heilerin bin.« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich bin die Einzige, die ihn richtig anwenden kann.«
Du bist die Einzige, die es schaffen kann.
Das Geschöpf antwortete mit schroff kläffenden Lauten, die nach bitterer Ablehnung klangen. Als der Wegwahrer verstummt war, übersetzte Esmer, als hätte er das Interesse an dieser Sache verloren: »Sie haben nicht gewusst, dass du einen Sohn hast. Sie bedauern sein Schicksal. Aber alles andere wussten sie bereits, und es kann sie nicht umstimmen. Deine Anwesenheit ist ein Verstoß gegen das Gesetz. Gutes kann nicht mit schlimmen Mitteln bewirkt werden.«
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte dieses Argument Linden zum Schweigen gebracht. Sie musste anerkennen, dass es zutreffend war. Aber damit durfte sie sich jetzt nicht abgeben. Sie war bereits Risiken eingegangen, die sich nicht rückgängig machen ließen, und sie konnte nur hoffen, sie durch ihr weiteres Handeln zu rechtfertigen.
»Warte hier«, forderte sie den Wegwahrer abrupt auf. »Ich will dir zeigen, weshalb ihr mir den Stab geben solltet.«
Das Geschöpf neigte den Kopf. Diese Bewegung konnte alles Mögliche bedeuten, aber Linden zog es vor, sie als Zustimmung zu deuten.
Sie wandte sich sofort ab, um die Schlucht hinab zu ihren Gefährten zu eilen. Esmer ignorierte sie absichtlich. Von Stave und Mahrtiir begleitet hastete sie das Flussbett entlang, um zu versuchen, einen Weg zu finden, bevor ihre Instinkte nachließen oder versagten.
Obwohl Esmer seine Barriere zurückgezogen hatte, standen ihre restlichen Begleiter weiter im nachmittäglichen Sonnenschein am Ende der Schlucht. Die Urbösen blieben ihr weiter rätselhaft; aber Liands nervöse Verwirrung und die Besorgnis der Seilträger erreichten sie selbst über die weite Fläche aus Sand und Kies hinweg. Diese drei waren so menschlich wie sie; hatten ebensolche Bedürfnisse. Jede Erklärung hätte ihre Sorge gelindert, aber sie hatte keine Zeit, sich mit ihnen abzugeben. Sie hob eine Hand, um ihre Fragen abzuwehren, und wandte sich zuerst an die Urbösen.
»Ihr dürft nicht weiter«, erklärte sie ihnen brüsk. »Das wisst ihr. Die Wegwahrer gestatten es nicht. Und ich vermute, dass euch das recht ist.« Es sei denn, sie wollten den Stab des Gesetzes für sich selbst. Dann waren sie jedoch zu schwach, um sich ihren Wunsch zu erfüllen. »Ihr habt euren Teil getan. Ihr müsst hier warten.«
Dann wandte sie sich Liand und den Seilträgern zu. »Bhapa, Pahni, ich möchte, dass ihr euch um die Ranyhyn kümmert. Sorgt dafür, dass sie in der Nähe bleiben. Ich weiß nicht, wann wir sie brauchen werden, aber es kann
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