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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ein kleines Sicherheitsintervall zwischen ihrer Verzweiflung und den Mächten, die sie verfolgten.
    Wie viel Zeit war verstrichen? Zwei Dutzend Herzschläge? Fünf Dutzend? In wenigen Augenblicken, sagte Linden sich, sobald der Abstand etwas größer geworden war, würde sie sich herumwerfen und zum Gegenangriff übergehen.
    Mit Covenants Ring hätte sie die Dämondim vermutlich aufhalten und so ihren Gefährten die Flucht ermöglichen können; aber Linden fürchtete sich davor, dieses Risiko einzugehen. Wilde Magie konnte die Zäsur so rasch anlocken, dass sie ihr nicht mehr ausweichen konnten, oder ihre Zerstörungskraft auf nicht voraussehbare Weise steigern.
    Als sie allmählich wieder sehen konnte, unterdrückte sie bewusst die durch den Stoff ihrer Bluse leuchtende Silbrigkeit. Dann streckte sie wortlos eine Hand nach dem Stab aus, als erwarte sie, dass Liand ihre Gedanken lese.
    Das konnte er anscheinend. Im nächsten Augenblick fühlte sie den glatten Holzschaft sanft in ihre Handfläche klatschen.
    Diese Berührung ließ Vitalität durch ihren Körper wogen, wischte die letzten Nachwirkungen der Zäsur beiseite; sie rettete Linden endgültig vor dem Schaden, den sie der Zeit zugefügt hatte. Auf irgendeine grundlegende Weise passte wilde Magie nicht zu ihr: Sie war zu seltsam und unberechenbar für sie. Linden war Ärztin, zu Genauigkeit und Sorgfalt ausgebildet; und die unendlichen Weiten von Covenants Ring drohten jeden Augenblick außer Kontrolle zu geraten und sich unbeherrschbar auszubreiten. Im Gegensatz dazu war der Stab des Gesetzes das Werkzeug eines Heilers, ebenso präzise wie eine Sonde oder ein Skalpell. Sobald sie ihn in der Hand hielt, wurde sie stärker und ruhiger zugleich. Durch die essenzielle Gewissheit des Gesetzes erhöht, sprach sie ein stummes Wort zu Hyn und spornte die Stute leicht an. Hyn änderte ohne Zögern ihre bisherige Richtung und trug Linden in einem gleichmäßigen Bogen von den anderen Ranyhyn und der Dämondim-Brut fort und der heranbrandenden Horde entgegen.
    Stave und Liand begleiteten sie, als hätten sie – oder ihre Pferde – genau gewusst, was sie tun würde. Hrama trug Anele jedoch weiter, und die Ramen donnerten hinter ihm her, während Urböse und Wegwahrer sich bemühten, mit den Ranyhyn Schritt zu halten. Linden, die heftig gegen Tränen und Helligkeit anblinzelte, sah von Sekunde zu Sekunde besser.
    Mit ihren Gefährten galoppierte sie einen sanft geneigten breiten Hang hinab, der sich vor ihr erstreckte, bis er unter den Füßen der Dämondim verschwand und von dem turmhoch aufragenden Wirbel der Zäsur verdeckt wurde. Die Sonne – und die von ihr geworfenen Schatten – ließen vermuten, dass sie nach Osten ritten.
    Als die Ramen in Gegenrichtung an ihr vorbeigaloppierten, spürte sie, dass Mahrtiir sich zu erholen begann. Vor Stunden oder Tagen oder Jahrhunderten hatte sie ihm versprochen, seine Seilträger und er würden nie wieder die lähmenden Qualen in einer Zäsur ertragen müssen. Aus einer Gürteltasche brachte er jetzt ein getrocknetes Amanibhavam- Blatt zum Vorschein. Er zerkrümelte es in einer Hand, hielt es sich unter die Nase und inhalierte etwas von dem scharfen Pulver. Die starke Droge traf ihn wie ein Blitzstrahl. Ein Krampf erfasste ihn, und er warf sich auf seinem Ranyhyn sitzend wie besessen hin und her, aber dieser Anfall war sofort vorüber. Als er abgeklungen war, blieb Mahrtiir erholt und gekräftigt, wieder kampflustig zurück. Er trieb seinen Hengst an, schob sich neben Naharahn und hielt Pahni seine Hand unter die Nase, um sie ebenfalls etwas Amanibhavam einatmen zu lassen. Auch Pahni zuckte sekundenlang, wirkte dann aber sichtlich erholt.
    Mahrtiir verzichtete jedoch darauf, diesen Vorgang bei Bhapa zu wiederholen. Der verletzte Seilträger lag bewusstlos auf Whranys Hals und hätte durch die Zuckungen, die das Heilkraut auslöste, den Halt verlieren können. Stattdessen ließ der Mähnenhüter Bhapa in der Obhut seines Ranyhyns zurück und ritt mit Pahni hinter Linden her auf die angreifenden Dämondim zu.
    Sobald die letzten Urbösen und Wegwahrer an ihr vorbei waren, ließ Linden ihre Stute anhalten und blickte über das Heer der Angreifer hinaus.
    Neben ihr machte Liand halt und starrte die Dämondim-Horden verzweifelt an. Aber Stave begutachtete sie wie ein Mann, der längst vergessen hat, was es bedeutet, Angst zu haben.
    Statt bei Mondschein zwischen Hügeln bei Tageslicht auf einer weiten Ebene betrachtet, wirkte die

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