Die Runen der Erde - Covenant 07
weitere Vorbereitungen begonnen«, fuhr der Meister fort. »Es steht dir frei, daran und an der Verteidigung von Schwelgenstein teilzunehmen, solltest du dies wünschen.«
Stellvertretend für Linden funkelte Mahrtiir den Meister weiterhin stumm an, und Handir zuckte erneut mit den Schultern. Auch seine Haruchai ignorierten Mahrtiirs Feindseligkeit.
»In einem Punkt«, führte der Meister aus, »hast du allerdings wahr gesprochen. Keine Verteidigung kann uns vor der Macht des Weltübel-Steins schützen. Trotzdem setzen die Dämondim ihn nicht gegen uns ein. Sie rücken auch nicht gegen unsere Tore vor. Aus uns unerfindlichen Gründen geben sie sich damit zufrieden, in einiger Entfernung zu verharren und uns an der Flucht zu hindern, ohne uns sonstwie zu bedrohen. Wir haben deine Stimme gehört, Mähnenhüter. Höre nun meine. Bis wir entschieden haben, wie wir der Auserwählten begegnen müssen, können wir nicht mehr tun, als unsere Gäste willkommen zu heißen, so gut wir es vermögen.«
Linden hob ruckartig den Kopf. Hyn, die auf ihren Stimmungswandel reagierte, machte zwei, drei Schritte vorwärts, gelangte so zwischen Mahrtiir und den Meister.
»Die Tore!«, sagte Linden. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Wo zum Teufel habt ihr Tore her?«
Als sie vor dreieinhalbtausend Jahren in Schwelgenstein gewesen war, hatte es unter dem Wachtturm keine Torflügel gegeben. Sie waren damals schon lange zerstört gewesen, und auf Covenants Geheiß hatte die Sandgorgone Nom die inneren Verteidigungsanlagen von Schwelgenstein zertrümmert. Dennoch waren jetzt beide Tore geschlossen: riesige ineinander greifende Torflügel aus Stein schützten die Feste ebenso sicher wie abweisende Steinwälle.
Stave hatte gesagt, das Land werde noch heute von Riesen besucht ...
Handir machte eine Pause, als berate er sich mit seinen Leuten. Dann fragte er: »Müssen wir darüber wirklich jetzt sprechen, Auserwählte? Du bist erschöpft. Deine Fragen sollen beantwortet werden, wenn du geruht hast.«
»Ich bezweifle, dass ich euch trauen kann«, wehrte Linden mit gepresster Stimme ab. »Stave weiß, warum. Erzähl mir von den verdammten Toren.«
Handir erwiderte ihren Blick mit ungewissem Fackelschein in den Augen. »Die Riesen der Suche haben sie Schwelgenstein geschenkt. Mehr will ich jetzt nicht sagen. Wir werden über alles sprechen, was zwischen uns liegt, wenn du besser dazu imstande bist.« Er nickte einem neben ihm stehenden Meister zu. »Das hier ist Galt. Er führt dich zu den Gemächern, in denen du ruhen kannst. Wir treffen uns morgen früh wieder, um über deine Notlage – und die Schwelgensteins – zu sprechen. Dabei sollen deine Fragen beantwortet werden.«
Linden nickte. »Also gut. Ich bin weiß Gott erschöpft.« So müde, dass sie ihre Gedanken kaum noch ordnen könnte. »Und meine Gefährten sind es auch.
Nur noch eine Sache ...«
Eine weitere zwingende Verantwortung; dann würde sie endlich schlafen können. Mit bewusster Anstrengung unterdrückte sie die in ihr aufsteigende Müdigkeit und sah sich nach Anele um. Sie entdeckte ihn an der Rückwand der Halle, wo zwei Haruchai ihn gerade von Hramas Rücken hoben. Er schlief noch immer; sonst hätte er sich ihre Berührung nicht ohne Protest gefallen lassen. Aber als er heruntergehoben wurde, schreckte er hoch und begann sofort, sich zu wehren, schlug wild um sich, als verbrenne ihn der Kontakt mit den bloßen Händen der Haruchai. Hrama, der auf Aneles Verzweiflung reagierte, wieherte durchdringend. Die übrigen Ranyhyn warfen die Köpfe hoch und stampften erregt schnaubend auf, aber sie gingen nicht gegen die Haruchai vor.
Hyn, die Lindens aufflammende Besorgnis spürte, drängte sich jedoch zwischen Kriegern und Pferden hindurch zu dem Alten hinüber. »Halt!«, rief Linden, die jetzt wieder hellwach war, über die Menge hinweg. »Anele bleibt bei mir! «
Den Stab hielt sie dabei wie eine Waffe in den Händen.
Sofort vertraten ihr ein halbes Dutzend Meister den Weg, bildeten vor ihr eine Barrikade. Hyn stieß mit ihrer breiten Brust einmal gegen die Menschenmauer und trat dann zurück, um Lindens Begehr abzuwarten.
» Verdammt noch mal«, knirschte Linden, »seid ihr taub?« Sie hätte augenblicklich durch die Mauer reiten können; aber das wollte sie nicht. Unter keinen Umständen waren diese Leute ihre Feinde. »Er bleibt bei mir, habe ich gesagt! Ich habe versprochen, ihn zu beschützen.«
»Beschütze!«, keuchte der Alte, indem er sich erneut gegen
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