Die Runen der Erde - Covenant 07
arbeitete, sank Stille über den großen Raum herab. Pahni, Liand und Mahrtiir beobachteten sie ernst. Der ältere Meister schwieg zunächst, und auch keiner der anderen Haruchai gab einen Laut von sich. Die Ranyhyn und selbst die gewöhnlichen Pferde hörten auf, unruhig zu stampfen, leise wiehernd zu schnauben. Die zusammengedrängten Wegwahrer versorgten einander still, während die Urbösen sich ihre Wunden leckten.
Als Linden fertig war, brandete eine Woge von Erschöpfung über sie hinweg und hätte sie beinahe ohnmächtig zurückgelassen. Sie hatte viel zu lange unter höchster Anspannung gestanden. In ihren müden Händen verlor der Stab seine Kraft, sodass in der Vorhalle wieder Dunkelheit herrschte und Linden in ihrer eigenen Nacht allein war.
Dann sagte Mahrtiir leise: »Meinen Dank, Ring-Than«, und sie fuhr entsetzt hoch. Ausruhen konnte sie sich vielleicht später; jetzt war keine Zeit dazu. Sie hatte weitere Verpflichtungen, denen sie sich nicht entziehen wollte.
»Du bist Linden Avery die Auserwählte«, verkündete eine nahe Stimme, »und trägst sowohl Weißgold als auch den Stab des Gesetzes. Stave hat von dir gesprochen. Ich bin Handir, durch Lebensjahre und Lehrenkenntnis als Stimme der Meister ausgewiesen. In ihrem Namen heiße ich dich willkommen.«
Obwohl er die Stimme kaum hob oder senkte, deutete sein Tonfall auf seine Narben, seine Jahre hin.
»Freut mich für dich«, murmelte Linden grob. In der Vorhalle war es grabesfinster; sie schien mit Ängsten und Leiden angefüllt zu sein: Anforderungen, denen sie nicht zu genügen wusste. »Wie wäre es mit etwas Licht, wenn wir doch angeblich so willkommen sind?«
Stave hatte sie gerettet, indem er sie hierher gebracht hatte. Ohne die Hilfe der Meister hätte sie ihre Gefährten – oder sich selbst – nicht am Leben erhalten können. Aber er hatte sie auch verraten. Seine Leute würden Anele einsperren. Und sie konnten ohne weiteres beschließen, auch sie gefangen zu setzen.
Jeremiah hatte versucht, sie zu warnen ...
Die Pferde wieherten und schnaubten, scharrten aufgeregt mit den Hufen auf dem Steinboden; aber niemand antwortete auf Lindens Frage, bis Mahrtiir knurrte: »Es war die Ring-Than, die gesprochen hat, Schlaflose. Sie hat Hyn von den Ranyhyn über fünfzehn Dutzend Meilen und durch unzählige Jahrhunderte bis zu diesem grimmigen Ort geritten. Wollt ihr sogar sie gering achten?«
Wie als Reaktion auf die Empörung des Mähnenhüters begann am anderen Ende der Halle, weit von den Toren entfernt, eine Fackel spuckend zu brennen und Licht zu verbreiten. Sie beleuchtete einen Meister mit einem Arm voller Fackeln, die er jetzt ohne Eile an seine Leute verteilte.
Linden fragte sich vage, wie viele Haruchai nicht mitgeritten sein mochten, um zu versuchen, die Dämondim zurückzuschlagen. Wie schwere Verluste konnten sie ertragen, ohne in ihren Überzeugungen wankend zu werden?
Gab es hier genügend Meister, um Schwelgenstein zu verteidigen?
Als die kleinen Flammen von Fackel zu Fackel weitergegeben wurden, füllte die Halle sich allmählich mit ungewissem Licht. Im Feuerschein warfen Menschen und Pferde zweifelhafte Schatten, bis sie mal deutlich, mal undeutlich definierten Dämondim glichen. Liand blieb hinter Handir, zwei weiteren Meistern und Mahrtiirs Hengst aufgesessen. Sobald sie den besorgten Blick des Steinhauseners erwiderte, sagte er: »Ich sehe wieder schlechter, Linden. Bald bin ich darauf zurückgeworfen, was ich in Steinhausen Mithil war.« Diese Vorstellung betrübte ihn sichtlich, aber er schob sie beiseite. »Dennoch sehe ich nichts, was mich beunruhigen müsste. Aber mir schwant Böses. Ich traue diesen Meistern nicht, obwohl sie uns aus dem Rachen des Todes gerettet haben.«
»Wir sind hier sicher«, seufzte sie, um ihn zu beruhigen, obwohl ihre Stimme zitterte, »zumindest vorläufig. Auch wenn sie Meister sind, bleiben sie doch Haruchai. Sie werden für uns sorgen, so gut sie können.«
Und das würden sie tun, so lange sie konnten, während Dämondim sich vor ihren Toren drängten und die wilde Macht des Weltübel-Steins gegen sie einsetzten.
Handir wartete, bis sie ausgesprochen hatte. Dann erklärte er Liand: »Ich habe euch willkommen geheißen. Im Namen der Auserwählten habe ich euch alle willkommen geheißen. Bedeutet das unter Steinhausenern nichts?«
Indem er sich wieder an Linden wandte, bekräftigte er: »Wir sind die Meister des Landes geworden, weil wir Haruchai sind. Solange Schwelgenstein
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