Die Runen der Erde - Covenant 07
steht, seid ihr unsere Gäste und braucht nichts Böses zu befürchten.«
»Gilt das auch für die Urbösen?«, fragte sie sofort. »Und die Wegwahrer? Ohne sie hätte keiner von uns überlebt. Sogar Stave hat ...«
Die Stimme versagte ihr. Zu viele Haruchai lagen tot vor den Toren von Schwelgenstein. Vielleicht hatten die Dämondim sich der Gefallenen schon bemächtigt ...
»Ihre Bedürfnisse kennen wir nicht«, antwortete der Meister unnachgiebig. »Sie werden auf der Hochebene von Glimmermere freigelassen, wo sie für sich selbst sorgen müssen, so gut sie es vermögen.«
Bei seinen Worten fiel eine ihrer Ängste von ihr ab. Sie hatte den See Glimmermere einmal besucht und die unverderbliche Reinheit seines Wassers bewundert. Und sie wusste seit langem, dass das Plateau über und hinter dem Felssporn, auf dem Schwelgenstein stand, über viele Meilen hinweg durch unüberwindbare Felsbarrieren gesichert war. In der Umgebung von Glimmermere waren die Urbösen und Wegwahrer außer unmittelbarer Reichweite der Dämondim; sie waren dort sicher, solange die Meister die Horde abwehren konnten.
Ihre Sehnsucht nach der Reinheit des Bergsees ließ Linden einen Augenblick lang unaufmerksam sein, sodass sie nicht mitbekam, was Handir als Nächstes sagte. Irgendetwas über die Ranyhyn ...? Da er eine Antwort zu erwarten schien, murmelte sie undeutlich: »Vielen Dank. Tut mir leid, dass ich nicht höflicher war. Wir haben eben viel durchgemacht.«
Und ihre Schwierigkeiten waren noch keineswegs gelöst. Mit dem Betreten von Schwelgenstein hatten sie nur andere Formen angenommen.
Bevor Handir weitersprechen konnte, blaffte Mahrtiir: »Die Ring-Than mag eure Wünsche akzeptieren, Bluthüter. Die Ramen tun es nicht. Die Ranyhyn bleiben nicht unter eurer Aufsicht. Vielmehr entlasst ihr auch sie auf die Hochebene, wo Ramen sie versorgen werden; dort können sie bleiben oder fortziehen, ganz wie sie wollen. Jeder andere Vorschlag wäre arrogant.
Und eurem Willkommen mangelt es an Substanz. Du behauptest, dass ihr für unsere Sicherheit sorgen werdet, ›solange Schwelgenstein steht‹. Das ist fürwahr ein schwacher Trost, Schlafloser. Ihr könnt die Dämondim nicht niederwerfen und seid der Macht des Weltübel-Steins ausgeliefert. Trotzdem trefft ihr keine Vorbereitungen, um euch zu verteidigen.«
Bedrohliche Schatten zogen über das Gesicht des Mähnenhüters. »Du bezeichnest dich als ›die Stimme der Meister‹. Höre jetzt auf meine Stimme, Bluthüter. Die Tore von Schwelgenstein sind gewaltig stark, aber sie werden nicht lange unerstürmt bleiben. Bevor die Sonne untergeht, werden die Dämondim in diese Halle eindringen, und dann wird sich erweisen, dass euer Willkommen ebenso hohl ist wie eure Arroganz. Schützt die Ring-Than euch dann nicht, werden die Meister aus dem Land verschwinden.«
Die Tore, schoss es Linden da mit einem Mal durch den Kopf. Irgendetwas mit den Toren ...
Handir betrachtete sie noch einen Augenblick, als frage er sich, ob Mahrtiir für sie spreche. Dann wandte er sich leidenschaftslos an den Ramen.
»Du täuschst dich in vielerlei Beziehung, Mahrtiir.« Falls der Meister Ungeduld oder Verachtung empfand, ließ sein Tonfall nichts davon erkennen. »Wir haben angeboten, die Ranyhyn zu versorgen, weil wir sie ehren möchten. Sie sind allzu lange aus dem Land fort gewesen, und wir haben ihre Rückkehr herbeigesehnt. Aber wir wollen den Ramen gegenüber nicht respektlos sein. Auch wollen wir dir keineswegs widersprechen. Die Ranyhyn werden freigelassen, wie du gefordert hast, und ihr sollt sie versorgen.«
Handir machte eine Pause, als wolle er Mahrtiir Gelegenheit zu einer Erwiderung geben. Der Mähnenhüter schwieg jedoch hartnäckig, und sein funkelnder Blick schien dem des Meisters zu trotzen. Handir zuckte mit den Schultern und sprach weiter.
»Die Vorbereitungen zur Abwehr der Dämondim haben begonnen, auch wenn du nichts von unseren Anstrengungen siehst. Wie du bemerkt hast, sind wir der Macht der Dämondim nicht gewachsen. Deshalb wird der Wachtturm mit Holz und Öl angefüllt, um in Brand gesetzt werden zu können. Jeder Angriff auf die Tore von Schwelgenstein wird in Flammen aufgehen.«
Und erneuert werden, dachte Linden bedrückt, bis euch der Brennstoff ausgeht. Wenn die Tore überhaupt halten.
Die Tore machten ihr aus irgendeinem Grund Sorgen. Eigentlich wollte sie eine Frage dazu stellen, die ihr aber nicht einfiel. Sie war zu müde, um sich zu erinnern ...
»Zugleich haben
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