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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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es nicht tun wird. Aus ihrer Sicht erfordern Leben und Hoffnung des Landes, dass sie glauben, dass sie es nicht tun wird.«
    Um ihn herum wuchs die Spannung. Sie schien aus Deformationen und Verwerfungen des Bodens zu quellen und von der im Halbdunkel liegenden Decke herabzuschweben, bis sie so dicht war, dass das Lampenlicht flackernd trüb wurde. Staves Blutsverwandte schienen sich zum Gegenschlag zu sammeln.
    Jetzt schien Staves Tonfall sich zu beschleunigen, obwohl seine Worte weiter ausdruckslos klangen.
    »Meister, ihr werdet gezwungenermaßen entscheiden, wie es euren Überzeugungen entspricht. Zweifellos muss es dem Volk, aus dem der Hüter des Einholzbaums entstammt, schwerfallen, sich für klein zu halten. Aber der Mähnenhüter hat zutreffend gesprochen, auch wenn er es nicht wusste.
    Ich habe an dem Rösserritual der Ranyhyn teilgenommen und erfahren, dass wir nicht größer sind als sie. Noch sind wir größer als die Ramen, die damit zufrieden sind, zu dienen, und nicht versuchen, etwas zu ändern, das über ihre Fähigkeiten hinausgeht.«
    Mahrtiir murmelte barsche Zustimmung; auf den Gesichtern seiner Seilträger leuchteten Staunen und Verwunderung.
    Staves Stimme nahm fast greifbare Schärfe an. »Noch sind wir größer als dieser Steinhausener, der Geringste unter den Gefährten der Auserwählten, denn er begehrt nur, die Sache der Auserwählten zu seiner zu machen und an den Wundern und Kräften teilzuhaben, die wir ihm vorenthalten haben.«
    Während Stave sprach, beobachteten die versammelten Meister ihn mit Finsternis im Blick – trotz der vielen Lampen –, und der kleine Muskel an Handirs Kiefergelenk verkrampfte und lockerte sich, als schlage er, gleich einer Totenuhr, die letzte Stunde. Zugleich ballten die Gedemütigten ihre Hände langsam zu Fäusten.
    Aber Liand schien die wachsende Anspannung der Haruchai nicht zu bemerken. Stattdessen starrte er Stave einfach nur an, als könnte er nicht genug darüber staunen, dass ein Meister solche Dinge sagte. Und Linden, die sehr wohl spürte, dass die Spannung zunahm, ignorierte sie, um zuzuhören und den Atem anzuhalten, während sie auf Staves Schlussfolgerung wartete.
    Schließlich wandte Stave sich wieder ab, sodass er über den verformten Fels hinweg der Stimme der Meister zugekehrt war. Das Lampenlicht unterstrich die ungewohnte Intensität in seinem Blick. »Weil ich das Lachen der großen Pferde gehört habe, werde ich mich auf Gedeih und Verderb mit der Auserwählten zusammentun. Ich kann nicht weniger tun als die Ranyhyn. Ihr mag zustoßen, was will ... ich werde zu beweisen versuchen, dass ich meinen Ängsten gewachsen bin.«
    Linden drückte den Stab des Gesetzes mit beiden Armen an ihre Brust und blinzelte angestrengt, um ihre Tränen zurückzuhalten. Sie weinte allzu leicht, wollte es vor allem diesmal nicht tun.
    Endlich. O Gott, endlich!
    Stave von den Haruchai hatte sie aus diesem Grund nach Schwelgenstein gebracht: damit er sich vor seinem Volk für sie erklären konnte.
    Er war endlich ihr Freund geworden.

12

Finde mich
     
     
    Sie konnte sich nicht vorstellen, was die Meister jetzt tun würden. Aber ihr vereintes Urteil besaß spürbare Kraft, die von den Seiten der Klause gegen sie anzudrängen schien: gewichtig wie Schwelgensteins unbeleuchteter Fels.
    Es fühlte sich feindselig an.
    Linden erübrigte einen Blick und ein rasches Nicken für Liands offenkundige Erleichterung und Mahrtiirs widerwillige Anerkennung. Dann erhob sie sich, indem sie den Stab wie einen Talisman vor sich hielt. Liand und der Mähnenhüter waren sofort auf den Beinen, stellten sich neben sie.
    In Begleitung ihrer Gefährten trat sie vor Stave hin, verbeugte sich tief und hoffte, er werde das Ausmaß ihrer Dankbarkeit erkennen. Aber die Verbeugung, mit der er antwortete, hatte mehr von einem Abschied als von Dank an sich. Sein Benehmen vermittelte den Eindruck, als hätte er ihretwillen mehr Dingen entsagt, als sie verstehen könne. Sie wollte ihn fragen, wie die Meister auf sein Treuegelöbnis reagieren würden; aber ihre Kehle war voll anderer Worte, die ausgesprochen werden mussten.
    Sie erwiderte seinen einäugigen Blick und sagte aus ganzem Herzen: »Ich danke dir. Ich schulde dir mehr, als ich je zurückzahlen kann. Du hast schon so viel für mich getan. Du bist treu gewesen ...« Ihre Stimme versagte kurz. »Ich kann nicht einmal anfangen, dir zu beschreiben, wie froh ich bin ...«
    An dieser Stelle konnte sie nicht weitersprechen. Handir

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