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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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habe Ihren Sohn. Haben Sie keine Lust, sich die Hand abzuschneiden, erschieße ich diese nette junge Dame.« Sandy. »Anschließend nehme ich mir – wie heißt er gleich wieder? – Jeremiah vor. Er ist nur eine leere Hülse. Wissen Sie das nicht? Ein Körper ohne jeglichen Verstand. Es gibt nichts, was Sie tun könnten, um ihn zu retten. In ihm herrscht seit zehn Jahren gähnende Leere.«
    Die Blitze folgten nun so dicht aufeinander, dass sie Himmel und Erde als herabzuckende Feuersäulen erhellten, zwischen denen jeweils nur wenige Herzschläge lagen. Und im Inneren jedes Blitzstrahls lauerten Lord Fouls Augen, in ihrer Gier unverkennbar, die mit jedem Aufblitzen und Verglühen in diese Welt eintauchten und dann wieder verschwanden.
    Statt zu antworten, trat Linden einen weiteren Schritt auf Roger zu. Blut von ihrer zerschnittenen Handfläche ließ die Stablampe in ihrem Griff kleben, und bei jedem Blitzstrahl durchzuckte ein stechender Schmerz ihre Rechte, als schlage ihr Herz im Gleichtakt mit dem Rhythmus des Unwetters.
    »Sie irren sich!«, schrie sie. »Sie kapieren nichts. Sie haben sich nichts verdient. Sie sind nicht besser als Ihre Mutter. Sie haben Ihr Leben lang nie mehr getan, als sich von einer Verrückten ...« Und von Lord Foul. »... sagen zu lassen, was Sie tun sollen!«
    Weiter lächelnd, hob Roger in einem langsamen Bogen die rechte Hand, um mit der Pistole auf Lindens Kopf zu zielen. Die Mündung der Waffe schien wie ein geöffneter Mund zu klaffen: offen und hungrig.
    »Halt, keine Bewegung!«
    Das war Sheriff Lytton, der laut brüllte, um den Aufruhr der Natur zu übertönen. »Runter mit der Waffe! Wir müssen miteinander reden!«
    »Roger!«, jammerte Joan deutlich. »Ich kann es nicht aushalten. Ich halte es nicht mehr aus.«
    Rogers Pistole blieb unbeirrbar auf Linden gerichtet, als er langsam den Kopf in die Richtung drehte, aus der Lyttons Stimme gekommen war.
    Linden drehte sich ganz bewusst ebenfalls um, ließ ihren verkrampften Arm mit der Stablampe herabsinken und umklammerte den Griff der Arzttasche fester.
    Sandy stöhnte schmerzlich laut. Ihre Hände machten kleine Kratzbewegungen auf dem Stein.
    Von hektisch herabzuckenden Blitzen angestrahlt und von den Fängen beobachtet, suchte Barton Lytton sich seinen Weg über den Steilhang in die Senke hinunter. Er bewegte sich steif aufgerichtet, mit durchgedrückten Knien, als kämpfe er bei jedem Schritt gegen aufkommende Panik an. Silberlicht erzeugte angstvolle Reflexionen in seinem starren Blick. Trotzdem setzte er einen Fuß vor den anderen, bis er die Grenze des vom Sturm verwüsteten Bereichs um den Findling herum erreichte. Als er haltmachte, schwankte er im Stehen, als sei er dicht davor, das Gleichgewicht zu verlieren.
    Sein Revolverhalfter war leer. Er war unbewaffnet in die Senke heruntergekommen.
    »Sheriff Lytton«, stellte Roger fest, »Sie sind ein tapferer Mann.« Die Leichtigkeit, mit der er sich durchs Heulen des Sturms hindurch verständlich machte, spottete Lyttons Bemühungen. »Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.«
    Blitze zuckten und knatterten, steigerten ihre Frequenz, als stehe die Eskalation kurz bevor. In jeder Feuersäule schwebten gewaltbereite Fänge; die Luft knisterte von Elektrizität; der Sturmwind wehte in Stößen wie Schreie, die sich der Kehle der Nacht entrangen.
    »Sie stecken in der Scheiße, Junge.« Lyttons Stimme zitterte. Irgendwie zwang er sich dazu standzuhalten. »Darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Ich habe dort oben ein halbes Dutzend Männer postiert.« Er nickte zum Rand der Senke hinauf. »Von denen sind Sie umzingelt. Und einige von ihnen schießen ziemlich gut. Können wir uns nicht gütlich einigen, Sie und ich, schießen meine Männer Sie nieder.«
    Linden sah flüchtig zu ihm hinüber, dann beobachtete sie wieder Roger. Ihre Konzentration ließ nicht zu, dass sie sich über Lyttons Kommen – oder sein Verhalten – wunderte.
    Roger drehte Jeremiahs Handgelenk zur Warnung so heftig um, dass Linden sich fast nicht mehr beherrschen konnte. »Sie haben sich die Lügen angehört, die Doktor Avery über mich verbreitet«, erklärte er Lytton. »Das war ein Fehler. Ein Gesetzeshüter wie Sie kann sich keine Fehler leisten.«
    Obwohl die Mündung seiner Waffe stetig auf sie gerichtet blieb, schob Linden sich unauffällig weiter vor.
    Lytton schwankte mit durchgedrückten Knien. »Das können auch Sie nicht, Junge. Ist Ihnen bewusst, dass Sie schon zwei Menschenleben auf dem

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