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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sheriffs.
    Ohne sie stoppen zu können, beobachtete sie hilflos das Mündungsfeuer und sah Kugeln einschlagen, die ebenso tödlich waren wie jeder Großbrand, der Holz und Fleisch verzehrte. Sie wollte den Männern zurufen, das Feuer einzustellen, ihren Sohn zu verschonen, aber sie hatte keine Luft und keine Stimme mehr. Sie konnte nur noch mit allen Fasern ihres Herzens zu Jeremiah hinstreben.
    Als sie sich in Bewegung setzte, explodierte Rogers Brust in einer Blutfontäne.
    Trotzdem ließ er ihren Sohn noch immer nicht los.
    Dann platschte sein Lebensblut ihr in die Augen, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Stattdessen spürte sie einen schweren Schlag, mit dem Blei auch sie niederwarf, als sei sie ebenfalls vom Blitz getroffen worden.
    In dem kurzen Zeitintervall dieses Sturzes bemühte sie sich, ihre Stimme wiederzufinden und Jeremiahs Namen zu rufen; aber sie brachte keinen Ton heraus, den sie hätte hören können. Und im nächsten Augenblick brannten das Knallen der Schüsse und Lord Fouls Blitzstrahlen alles Licht hinfort, und Linden stürzte in bodenlose Nacht.

 
     
     

Erster Teil
     
     

»Für dies Werk der Zerstörung auserwählt« 

1

»Ich bin zufrieden«
     
     
    Das Knallen von Schüssen schien ihr in die Finsternis hinabzufolgen wie eine Kanonade: Jeder laute Knall trieb sie tiefer hinunter. Schwere Erschütterungen ließen sie Atmung und Puls und Schmerzen vergessen, bis ihr zuletzt nur mehr stumme Schreie blieben. Ihren Sohn hatte sie während eines Blutvergießens im Stich gelassen. Sie versuchte immer wieder, seinen Namen zu rufen; bemühte sich, ihren Körper so zu verdrehen, dass sie ihn vor den tödlichen Kugeln schützen konnte; aber sie stürzte nur noch tiefer in die Dunkelheit.
    Sie hatte geschworen, Joan mit ihrem Leben zu beschützen. Und sie hatte versprochen, niemals zuzulassen, dass Jeremiah zu Schaden kam. So hielt sie also ihre Versprechen. Sie lag im Sterben; war dem Tod bereits nahe. Lyttons Deputies hatten dafür gesorgt, dass die Geschichte das von Roger gewünschte Ende nahm.
    Trotzdem fühlte sie keine Schmerzen. Sie spürte nur, dass die Kraft, die sie gegen den Findling geworfen hatte, sie weiter unaufhörlich traf und immer tiefer in den Abgrund der Hoffnungslosigkeit des Verächters trieb.
    Und Jeremiah ...
    Von Blutspritzern blind, hatte sie ihn nicht fallen gesehen. Vielleicht war er nicht getroffen worden: Es war zumindest denkbar, dass der Kugelhagel denjenigen verschont hatte, der sich am wenigsten selbst schützen konnte. Aber Lord Foul war nicht auf Jeremiahs Tod angewiesen, um ihn verschleppen zu können. Linden selbst war einmal in Thomas Covenants Kielwasser lebend entführt worden. Hatte Roger seinen Griff um Jeremiahs Handgelenk nicht gelockert ...
    Lieber Gott, lass es wahr sein, dass Lord Foul nicht auf seinen Tod angewiesen ist!
    Trotzdem würde das Ergebnis – unabhängig davon, was der Verächter forderte – das Gleiche sein. Linden hatte versagt, als es gegolten hatte, ihren Sohn zu schützen; sie hatte restlos versagt, kannte nicht einmal Jeremiahs Schicksal.
    Barton Lytton hatte vermutlich überlebt. Und Sandy Eastwall lebte vielleicht ebenfalls noch. Beide hatten während der Schießerei wie tot dagelegen. Sie hatten nichts mit ihr zu schaffen gehabt. Trotzdem war alles verloren, was Linden mit aller Kraft hatte lieben und bewahren wollen. Sie hatte ihren Sohn im Stich gelassen: den zarten Jungen, dessen gesunde Hand ein rotes Rennauto umklammert hielt.
    Keiner braucht dich so wie er.
    Tot oder lebendig musste er jetzt glauben, sie habe ihn verlassen.
    Während des Sturzes konnte sie nur darum beten, dass sie nicht getrennt werden würden; dass er nicht von Rogers Wahnsinn fortgetragen, sondern durch irgendein Wunder von ihr mitgerissen werden würde, wie sie einst Thomas Covenant gefolgt war. Falls der Verächter sich Jeremiah holte, ihn für sich beanspruchte, sich seiner bemächtigte ...
    Dieser Gedanke durchzuckte Linden, wie Flammen das trockene Holz von Covenants verlassenem Haus erfasst hatten, und ihr eigenes Feuer – hell wie Blitzstrahlen – war die Antwort darauf. Sie verwandelte sich übergangslos in eine silbern lohende Flamme aus Leidenschaft. Bei ihrem Sturz hatte sie sich so weit von sich selbst entfernt, dass Covenants Ring ansprach. Seine Hitze schien Leben von ihr zu fordern, obgleich ihr Herz schon gebrochen war, schon seinen letzten Schlag getan hatte. Heißes Silber flocht Verzweiflung in ihr Gewebe, ihre Knochen und

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