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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sie kniete neben ihm auf dem Stein, hielt ihre gefalteten Hände wie betend ans Herz gedrückt. Ihr Gesicht war geschwollen, von Tränen entstellt. Sie wusste, in welcher Gefahr sie schwebte. Roger musste sie zum Zusehen gezwungen haben, während er Sara Clints Blut vergossen hatte, um den Weg zu bahnen. Hinter ihm stand Joan mit ergeben gesenktem Kopf. Um ihre erbärmlich dünnen Arme und Beine flatterte ihr Nachthemd wie eine Fahne im Wind. Und mit der linken Hand hielt Roger Jeremiahs rechtes Handgelenk umklammert. Die verstümmelte Rechte des Jungen baumelte im Griff des stämmigen Mannes. Jeremiah hielt seinen freien Arm an den Bauch gedrückt und schaukelte vor und zurück, so gut dies im Stehen möglich war. Seine blicklosen Augen starrten ins Leere.
    Auf dem Bild, das sich in Lindens Netzhäute eingebrannt hatte, waren sie alle von einem Nimbus aus Funken umgeben, der bei der ersten Einwirkung von Macht ihren Untergang bedeuten würde.
    Linden konnte nichts außer Entsetzen sehen. Die Stablampe zeigte ihr kaum den Boden unter ihren Füßen. Der Sturm heulte durch die Bäume, ließ ihre Äste in wilder Wut peitschen, und die Windstöße schienen den Namen ihres Sohns zu rufen.
    »Jeremiah!«, rief sie wie ein Echo des Sturms. »Ich bin hier! Ich lasse nicht zu, dass er dir etwas tut!« Und im nächsten Augenblick stürmte sie den Steilhang hinunter, ohne sich um die Dunkelheit zu kümmern.
    Wieder zerriss ein Blitz die Nacht. Steine und Funken schienen ihr entgegenzufliegen, als sie sich in die Tiefe stürzte. Der grelle Lichtschein zeigte ihr, dass aus Joans rechter Schläfe frisches Blut sickerte. Joan hatte sich etwas davon in den Mund geschmiert. Ohne die Kraft, die ihr der Wahnsinn verlieh, wäre sie bestimmt längst zusammengeklappt.
    »Meine liebe Doktor Avery, ich habe eine Waffe. Ich weiß nicht, wie Sie mich an irgendetwas hindern wollen«, entgegnete Roger Covenant gelassen. Linden hörte keine Anspannung in seinen Worten, kein Bemühen, das Heulen des Windes zu übertönen. Trotzdem erreichten seine Worte sie so deutlich, als hätte er sie direkt in ihr Herz gesprochen. Ein halbes Dutzend Schritte von ihm entfernt machte sie ruckartig halt. Ihre Stablampe erreichte jetzt die Oberfläche des Findlings, streifte vier im Dunkeln hockende, undeutliche Umrisse. Dann schien der Lichtstrahl sich aus eigenem Antrieb auf das schwarze Gewicht von Rogers Pistole zu konzentrieren.
    »Linden!«, keuchte Sandy. »O Gott, er hat Mrs. Clint ermordet, drüben im Haus, er hat sie zerstückelt ...«
    Mit einer fast nachlässigen Handbewegung schlug Roger ihr die Pistole an die Schläfe. Sandy sackte zusammen, wäre fast zu Boden gekippt.
    »Sie halten jetzt den Mund«, erklärte er ihr und lächelte während des nächsten grellen Blitzes, der einen Herzschlag zu lange zu dauern schien. »Diese Sache geht nur Doktor Avery und mich etwas an. Sie haben nichts mehr zu melden.«
    Der Wind kam von hinten, drängte Linden nach vorn; aber sie hielt ihre Stellung. Sie hätte Roger am liebsten angesprungen und ihm das Lächeln vom Gesicht gerissen, aber sie sah die drohende Gefahr nur allzu gut. Von Sandy brauchte er jetzt nichts mehr als ihr Blut. Er konnte jeden Augenblick, bei jeder Provokation abdrücken, um das zu bekommen, was er haben wollte.
    Mit großer Anstrengung drehte Linden ihre Stablampe von der Pistole und Sandys verzweifelter Miene fort, um das Gesicht ihres Sohnes zu beleuchten. Weitere Blitze zerrissen die Nacht. Sie wurden jetzt häufiger, energiereicher, als bereiteten sie einen Ausbruch vor, der die Grenzen zwischen Realitäten überwinden würde. In dem silbernen Feuer sah sie Jeremiah blicklos durch sie hindurchstarren, als sei sein Sehvermögen ebenso versunken wie sein Verstand. Mustangs galoppierten sinnlos über den blauen Flanell seines Schlafanzugs. Falls Rogers Klammergriff um sein Handgelenk ihm Schmerzen zufügte, ließ Jeremiah sich nichts anmerken; sein freier Arm lag weiter mit zur Faust geballter Hand vor seinem Bauch. Ein Blitz und der schwache Lichtschein von Lindens Stablampe ließen kurz etwas Rotes in seiner Faust aufflammen: das künstliche Rot leuchtender Lackfarbe, grell wie ein Schrei.
    Der nächste grellweiße Blitzstrahl zeigte ihr deutlich, dass er eines seiner Rennautos umklammert hielt. Er musste es von der Kommode mitgenommen haben, als Roger ihn hinausgeschleppt hatte. In ihrer Kehle stiegen lautlose Schreie auf. Im Augenblick seiner Gefangennahme hatte ihr stummer,

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