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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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undefinierbaren Tunke.
    »Nur, wir haben keine Beweise«, wiederholte Custodis, während er das Fleisch auf dem Teller gierig zerteilte, es in die Tunke tauchte und schmatzend zu essen begann. »Aber ich kriege ihn, den Mörder. Ich werde diese verdammte Burg beobachten lassen, Tag und Nacht. Er denkt, er wäre mich endlich los. Aber wir haben Zeit. Viel Zeit.«
    Petronius nickte. Custodis zu widersprechen war äußerst unklug. Und wenn Monreal ein Spitzel gewesen war – ihn scherte das wenig.
    Maria ritt am späten Abend aus, als die Luft kühler wurde. Sie hatte Berthold verschwiegen, wohin sie wollte, und das machte ihr Kummer. Sie hätte es ihm sagen müssen, denn es sollte keine Geheimnisse zwischen ihnen geben.
    Sie ließ der Stute die Zügel locker und spürte ein seltsames Ziehen im Magen. Zweimal zügelte sie das Pferd und blieb stehen, unsicher, das Richtige zu tun. Immer noch hing die sommerliche Schwüle über dem Wald, schwer wie feuchte Wäsche in einer Kammer. Sie ritt schließlich weiter, bis die Hütte auftauchte. Vor dem Garten brannte ein kleines Feuer, über dem ein Hase am Spieß briet.
    Der Ire war nirgends zu sehen. Doch sie wußte, er war da. Bis er aus der Hütte kam. Bei ihrem Anblick blieb er stehen. »Ihr solltet nicht herkommen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Ich weiß.«
    Er nahm den Hasen vom Feuer und setzte sich mit gekreuzten Beinen davor. Dann löste er den Braten vom Spieß und zog sein Messer aus dem Gürtel. »Habt Ihr Hunger?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Custodis ist fort, das wollte ich Euch sagen. Er ist heute morgen abgereist. Ihr könnt wieder zurückkommen. Für Custodis ist der Junge der Mörder, und der ist flüchtig. Flüchtige zu suchen ist nicht seine Aufgabe, das könnt Ihr viel besser.«
    Der Ire begann, den Hasen zu zerteilen. »O ja«, sagte er belustigt, »das kann ich viel besser.«
    »Ich weiß jetzt, was passiert ist«, sagte Maria und beobachtete Cai Tuams Reaktion. »Monreal hat das Treffen der Leute am alten Stein beobachtet. Ich nehme an, das war es, was in seinem Brief stand.«
    Er legte das Messer zur Seite und sah sie an. Sie erzählte, wie sie in den Wald gegangen war und bei ihnen gesessen hatte. Als sie geendet hatte, nahm er das Messer wieder auf und schnitt kleine Stücke Fleisch ab, die er sich in den Mund schob. Dann stand er auf, ging in die Hütte und kam mit einem Krug Wein zurück.
    »Die Pilze«, sagte sie leise, »es waren die gleichen Pilze, wie meine Mutter sie kochte.«
    Er nickte. »Man sollte die Finger davon lassen, wenn man sich nicht darauf versteht.«
    »Es fehlt ein Glied in der Kette«, sagte sie plötzlich.
    »Der Junge hat die ganze Nacht gewartet, aber Monreal kam nicht zurück. Da ist der Junge nach Hause gegangen. Hat er bis zum nächsten Morgen gewartet, als Monreal die Burg verließ, ist ihm dann gefolgt und hat ihn erschossen?«
    »Schon möglich«, sagte der Ire zwischen zwei Bissen.
    »Cai, ist der Junge schuldig oder nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er hat gestanden.«
    »Sicher.«
    »Wie stark muß jemand sein, um ein solches Verhör zu überstehen und doch zu schweigen?«
    Sie sah ihm in die Augen und erkannte Verlegenheit darin, aber auch, daß er sich zurückzog, nichts mehr sagen wollte.
    »Ich weiß es nicht, Herrin. Er hat gestanden, weil es so am besten war. Custodis suchte einen Schuldigen, und so war es am besten.«
    »Und dann habt Ihr ihn befreit, weil das auch so am besten war?«
    Schweigen. Kaltes, frostiges Schweigen. Er würde genauso schweigen wie alle anderen. Es begann dunkel zu werden. Sie fürchtete die Nacht. Sie fürchtete den Ritt durch die Dunkelheit. »Ich muß nach Hause«, sagte sie.
    »Gewiß.«
    Sein Gesicht war fahl im Schein der Dämmerung, nur seine Augen glitzerten wie die einer Katze. Er aß weiter, und seine Gleichmütigkeit machte sie wütend. »Und wenn ich den Weg nicht finde? Wenn ich mich verirre?«
    »Soll ich Euch nach Hause bringen?« Erstaunen schwang in seiner Stimme mit.
    »Nein. Lebt wohl, Cai.« Sie zögerte. Es war schön, bei ihm zu sitzen, ihm zuzusehen. Es war aufregend und neu. Anders als bei Berthold. Und das erschreckte sie. Hatte sie ihrem Mann deshalb nichts davon erzählt, weil sie mit dem Iren allein sein wollte?
    »Warum seid Ihr wirklich gekommen? Wegen Custodis?«
    Sie barg den Kopf in den Händen. Sie hatte mit ihm über die Nacht am Teufelsstein reden wollen. Mit wem hätte sie sonst darüber sprechen können?
    »Was ist mit meinem Herren? Warum seid

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