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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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Fuchs, war wild und herb. Maria schwindelte. Jemand nahm ihren Arm und zog sie auf die Beine.
    »Geh nach Hause, mein Kind«, sagte Sigrun. »Und sprich mit niemandem über das, was du hier gesehen hast.«
    Der Mann an Marias Seite brachte sie ein Stück aus dem Wald hinaus. Sie sah sein Gesicht nicht und hörte seine Stimme nicht. Vor dem Garten ließ er ihren Arm los, und sie kehrte allein zur Burg zurück. Ihr Kopf schmerzte, als hätte sie zuviel Wein getrunken, und die Erinnerungen an ihre Mutter wurden deutlicher. Sie schlich durch die Tür in der Ringmauer und durch eine Hintertreppe in ihre Kammer. Verfroren und zittrig stieg sie ins Bett.
    Ein Zauber fiel ihr ein, um Brandwunden zu bekämpfen. Brombeeren, Himbeeren und Holunderbeeren. Man streut sie auf die Asche eines mitternächtlichen Feuers und reibt die Wunde damit ein. Man sagt … Maria hatte es vergessen.
    Aber man konnte alles besprechen. Wunden, Kinderlosigkeit, Flüche, schlechtes Wetter.
    »O Gott!« flüsterte Maria in die Dunkelheit hinein. »Ich erinnere mich an alles.« Und nicht nur an die Pfefferminze. Aus dem Topf, der bei ihrer Mutter auf dem Feuer gebrodelt hatte, war genau der gleiche wilde Geruch gestiegen wie im Wald. Pilze. Es waren Pilze gewesen. Giftige mörderische Pilze. Fliegenpilze.
    Am nächsten Morgen ließ Custodis sein Pferd satteln und verließ Raupach. Hinter ihm her trottete sein Schreiber, im Gepäck eine lange Rolle beschriebenen Pergaments über den Fall Monreal. Der Fall war geklärt, der Täter flüchtig.
    Custodis grinste der Sonne zu, die ihn wohlig wärmte. Er ritt ohne Eile durch die sandige Heide, die Augen halb geschlossen. Gegen Mittag erreichten sie auf der Straße nach Lüneburg ein Wirtshaus. Custodis stieg ab. Im Schankraum war es kühl und leer, bis auf den Wirt. Der machte Kratzfüße und Verbeugungen.
    »Wein!« rief Custodis und ließ sich auf eine Bank fallen. Sein Schreiber, ein hageres, vergeistigtes Männlein mit trüb gewordenen Augen, stellte die Satteltaschen auf den Tisch.
    »Wir bleiben hier«, erklärte Custodis. »Vielleicht länger. So lange wie nötig.«
    Der Wirt brachte einen Krug.
    »Mach mir und diesem Mann ein Zimmer zurecht«, wies ihn Custodis an, »und was gibt es zu essen?«
    Der Wirt machte wieder Kratzfüße. »Frischen Hammel, Gemüse und eine Pastete.«
    »Hammel«, sagte Custodis.
    Sein Schreiber trat verwirrt zu ihm. »Reiten wir nicht nach Hause zurück?« fragte er mit großen Augen.
    Custodis lachte leise. »Setz dich, Schreiber. Nein, wir bleiben hier. Bis nach Raupach sind es gut zwei Stunden. Eine gute Entfernung, nicht zu weit, nicht zu nah. Ich werde mir aus Lüneburg ein paar Soldaten kommen lassen. Die erledigen den Rest für uns.«
    »Den Rest?« Der Schreiber wurde immer konfuser.
    Custodis beugte sich vor, stützte die Arme auf den Tisch und fixierte sein Gegenüber grimmig. »Sie wollen mich zum Narren halten mit diesem Jungen, Mann, das sieht doch ein Blinder. Ich habe ihn schießen lassen, heimlich, damit es niemand merkt. Der Junge trifft kein Pferd, selbst wenn es direkt vor ihm steht …«
    »Aber warum …« Der Schreiber Petronius war ein vorsichtiger Mann. Sein Herr litt an ungesunden Säften, und das kehrte sich oft genug gegen ihn.
    »Warum?« blaffte Custodis ihn an. »Warum ich ihn ein wenig unsanft behandeln ließ? Das war nur eine letzte Gewißheit, die ich brauchte, um sie aus ihrer Reserve zu locken. Sie haben mir diesen Jungen vorgehalten wie einen Hasen zum Abschuß. Aber leider ging mein Plan nicht auf. Der Ire verstand sein Handwerk zu gut. Aber vielleicht wollten sie ja auch, daß er gesteht, wer weiß? Damit ich endlich einen Schuldigen habe und verschwinde. Und dann lassen sie ihn laufen, damit er nicht hängen muß. Nein, Petronius, der Junge hätte Monreal nie so perfekt getroffen. Aber Raupach ohne Beweise an den Karren zu fahren, bedeutet, den Kaiser zu verärgern, und das kann ich nicht machen. Das wird auch der Herzog nicht billigen. Ich brauche Beweise. Also warten wir ab und lassen sie beobachten. So wie …«
    Custodis setzte sich endlich auf den Schemel und sah dem Schreiber ernst ins Gesicht. »… so wie Heinrich Raupach durch Monreal hat beobachten lassen wollen. Ein Spion war er, Petronius, der Offizier Monreal, einer, der uns wertvolle Informationen über Raupach hätte liefern können, wenn sie ihn nicht umgebracht hätten …«
    Der Wirt brachte den Hammel auf einem Holzbrett, garniert mit Petersilie und in einer

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