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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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weiß, wie es ausgeht. Doch am Ende wird er sich nach England oder Frankreich absetzen müssen. Uns soll das recht sein, wenn wir erst einmal auf der anderen Seite der Elbe sind …«
    Er hob den Kopf, und seine scharfen Augen glitten über Raupachs Männer. »Wie viele Soldaten habt Ihr?« fragte er.
    »Fünfzig«, erwiderte Raupach, »dreißig von mir, zwanzig von Maesfeld. Unter meinem Befehl steht übrigens Van Neil, Ihr kennt ihn.«
    Der Kaiser nickte. »Guter Mann. Absolut loyal. Ich brauche solche Männer, die Söldner kosten mich ein Vermögen.«
    Er schwieg und starrte geistesabwesend in die Runde. »Heinrichs Frau sitzt in Lüneburg«, sagte er plötzlich. »Ich werde die Stadt entsetzen lassen.«
    Seine Stimme wurde leiser. Die Müdigkeit machte ihm die Glieder schwer. Zu viele Nächte im Feld verbracht, zuviel Macht angehäuft. Zuwenig Schlaf und zuviel Blut, das die Blutrinne seines Schwertes herabgelaufen war. Er konnte sich keine Gefühle leisten; zu viele hockten schon um ihn herum und warteten auf die ersten Anzeichen von Schwäche. »Lüneburg«, murmelte er wieder. Er würde die Stadt dafür büßen lassen, für diese politisch aufreizende Geste, mit der sie ihn provozierte.
    »Lüneburg ist Mathildas Heiratsgut«, gab Raupach zu bedenken.
    »Was?« Der Kaiser schreckte hoch.
    Raupach wiederholte seine Worte. Früher hätte den Kaiser das wenig geschert. Ob Heiratsgut oder nicht, ob Recht oder Unrecht: es gab nur einen, der war immer im Recht, und das war er selbst. Aber jetzt sah ihn Raupach die Stirn runzeln und nachdenken.
    Diener verteilten das gargesottene Fleisch, und nun kam auch Maesfeld herunter. Er fiel vor dem Kaiser auf die Knie, dessen Geistesabwesenheit immer deutlicher wurde. Er ließ sich Teller und Schüssel füllen, rührte das Essen jedoch nicht mehr an.
    »Wir werden sehen«, meinte er dann nach einer Weile. Griff nach dem Messer und schien dies neue Problem, was nun aufgetaucht war, mit einem Achselzucken abschütteln zu wollen.
    ›Ja‹, dachte Raupach, ›wir werden sehen, was für ein Mensch du geworden bist, Friedrich Barbarossa, Kaiser von Gottes Gnaden.‹
    Am Morgen lag wieder Nebel über der Heide. Das Klappern der Pferdehufe schallte durch den Innenhof. Gesprochen wurde wenig. Die Soldaten, in ihren Kettenhemden und bis an die Zähne bewaffnet, warteten auf unruhigen, nervösen Pferden.
    Berthold stand am Fenster und schaute hinunter. Er spürte keinen Neid, nur Ekel. Er haßte den Krieg noch immer. Sein Blick fiel auf den Iren, dessen Hengst hin und her tänzelte und kaum noch zu halten war, als röche er schon jetzt den Geruch des Blutes. Der Nebel wurde dichter, hüllte den plumpen Bergfried ein. Maria, noch blaß und schwach, drückte sich unter den Torbogen. Sie hatte den Kaiser sehen wollen, der jetzt in einem leuchtendroten Mantel sein Pferd bestieg. Ein herbes Gesicht, von widerspenstigem Haar umrahmt, bezähmte Kraft ausstrahlend.
    Die ersten Soldaten ritten bereits aus dem Hof, sammelten sich mit den anderen draußen auf dem freien Feld. Hinter dem Kaiser hielten sich Raupach, Van Neil und der Ire. Dann die anderen Offiziere und Vasallen, dahinter die gemeinen Soldaten, und am Schluß die Frauen, die sich dem Zug schon im Süden angeschlossen hatten. Auch Rosalie war dabei. Maria sah ihnen hinterher, bis sie alle im Nebel verschwanden.
    Rosalie mit ihrem roten Haar, das lang auf ihren schlanken Rücken herabfiel. Rosalie, die jede Waffe handhaben konnte. Maria erstarrte.
    Rosalie schoß wie ein Mann, das wußte hier jeder. Warum also nicht auch mit einer Armbrust?
    »Kommt, Herrin«, hörte sie Katharina neben sich sagen, »Ihr solltet Euch wieder hinlegen.«
    Maria nickte geistesabwesend und blieb stehen. Wo war Rosalie gewesen, als der Mord geschah? Woher kam sie überhaupt? Cai hatte gesagt, er habe sie auf der Straße gefunden, wie einen jungen Hund, der nicht weiß, zu wem er gehört. Rosalie verstand sich auf die Kräuter. Sie war eine Kräuterfrau. Natürlich, sie gehörte zu denen, die sich im Wald getroffen hatten. Eins gesellte sich langsam zum anderen.
    Wann war Rosalie nach Raupach gekommen? Nachdem die alte Sigrun verhaftet worden war, von der man wußte, daß sie zwei Töchter hatte. Das konnte kein Zufall sein, dachte Maria. Rosalie gehörte zu denen, die sich am alten Stein getroffen hatten und denen Monreals Reise nach Köln zum Verhängnis geworden wäre, hätte er jemals sein Ziel erreicht.
    Maria spürte, wie ihr die Beine zitterten. Sie

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