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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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Mörder wisse, und Van Neil hatte ihn für den nächsten Tag zu sich bestellt, um diese Angelegenheit zu klären.
    Cai Tuam hatte sich gequält und das Hirn zermartert, wie er die Sache zu einem Abschluß bringen könne, aber da war nichts, was ihm die Entscheidung erleichterte. Ein Sterbender hat ein Recht auf seinen letzten Wunsch, aber die Liebe, mag sie noch so trüb sein von Sorge und Argwohn, hat auch ihr Recht und zieht und zerrt an der Seele und will nicht nachgeben. Ein Dilemma, wie es tragischer nicht sein konnte. Er hatte nie eine Frau wirklich geliebt, außer seiner Mutter, und Rosalie war die erste, um die er sich hatte sorgen wollen, die er hatte schützen wollen, die er hatte lieben wollen.
    Van Neils Anblick am Morgen hatte die Entscheidung endlich gebracht. Wäre er Rosalie über den Weg gelaufen, hätte er sich vielleicht anders entschieden, aber die, so hieß es, habe das Lager verlassen. Er stolperte über den Platz, auf dem die Menschen noch immer feierten, und sah, wie die ersten aufbrachen, denn der Kaiser würde nach dem Fall der Stadt die verbliebenen Gebiete nördlich der Elbe aufsuchen, die noch unter Heinrichs Befehl standen.
    Der Ire tauchte ein in die Dunkelheit, wo keine Feuer mehr brannten und keine Menschenseele mehr war. Hier stand irgendwo sein Zelt, aber die Frauen hatten die Feuer ausgehen lassen. Er fluchte leise. Irgendwo hörte er Stimmen, konnte sie aber in der Dunkelheit nicht ausmachen. Er stieß gegen ein Faß mit Wasser und sah weiter hinten eine Fackel brennen. Jemand hatte sie einfach in die Erde gesteckt und war weggegangen. Der Ire zog sie aus der Erde und ging zum Wasserfaß zurück. Dort steckte er seinen Kopf hinein und versuchte, den Nebel in seinem Hirn zu vertreiben. In seinem Schädel purzelten die Bilder übereinander, die Knie wurden ihm weich, und der Wein stieg ihm langsam die Kehle hinauf. Vom Heerlager hörte er die Musiker, die wieder zu spielen begonnen hatten. Wie die Schaumblasen vom Seifenkraut schwebten die Töne durch die Luft.
    Er stand eine Weile über das Faß gebeugt und versuchte die Übelkeit loszuwerden. Als er sich umdrehte, stand da im Schein der Fackel plötzlich eine Frau. Es war die Tänzerin in einem wollenen, unscheinbaren Mantel, die Haare hochgesteckt. Sie lachte ihn an und deutete auf die Fackel. »Ich will zum Wagenkreis der Frauen«, sagte sie, »aber ich habe kein Feuer.«
    Er fuhr sich mit den Händen durch das nasse Haar. Wäre er nicht so betrunken gewesen, er wäre vielleicht mißtrauisch geworden; wäre er nicht so müde gewesen, er wäre vielleicht auf der Hut gewesen. Aber er sah nur eine Frau, die im Dunkeln nicht zu ihrem Wagen finden konnte. So zog er die Fackel aus der Erde und ging mit ihr zu den Wagen hinüber, wo die Marketenderinnen lebten. Vor dem Wagenkreis brannte ein mächtiger Reisighaufen. Bei den Wagen mit ihren Zelttuchdächern war keine Menschenseele zu sehen.
    »Möchtest du, daß ich für dich tanze?« fragte die Frau. »Möchtest du mit hineinkommen?«
    Er starrte sie an. In seinem Zustand konnte er nur noch schlafen, und er sehnte sich nach Schlaf. Doch sie lächelte ihn begehrlich an und bot ihm an, was nur wenigen in diesem Lager vergönnt war, denn sie war eine Mätresse des Kaisers, die sich selbst aussuchte, was oder wer ihr gefiel. Er nickte nur stumm.
    »Ich komme gleich wieder«, sagte sie leise und verschwand hinter einem der Wagen. Er setzte sich auf die Stufen eines anderen Wagens und wartete. Wieder wurde ihm übel, er konnte die Augen kaum noch offenhalten und versuchte sich zu konzentrieren. Er hatte sie tanzen sehen in diesem giftgrünen Rock und der anderen Frau eine Münze in das Tuch geworfen. Er merkte, daß er einschlafen würde, und dann würde sie ihn auslachen, also stand er auf und ging auf und ab. Doch sie kam nicht wieder. Da hob er kurzerhand die Zeltplane hoch und sah in den Wagen hinein. Eine alte Frau glotzte ihn an. Hinter ihr hing ein schwarzes Tuch, darauf war eine dicke behaarte Spinne in ihrem Netz eingewebt. »Was ist? Kann ich dir helfen, Soldat?«
    Er spürte, wie ihm ein kitzelnder Schauder über den Rücken lief. Die Flamme einer dicken Kerze im Innern des Wagens flackerte, obwohl sich kein Windhauch regte. »Ich suche die Tänzerin.«
    »Weißt du, was wir mit Männern machen, die ungebeten hierherkommen?« schnurrte die Alte.
    »Wo ist die Tänzerin?« knurrte der Ire gereizt. Er hatte genug von bösen, alten Weibern, und seine Hand zuckte zum Gürtel.
    »Laß

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