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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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studierte ihre Finanzen. So wenig Geld und so viele Löcher, die es zu stopfen galt …
    Im Jahr 1846 war sie als junge Braut nach Stuttgart gekommen und hatte eine Million Silberrubel im Gepäck gehabt, natürlich nur im übertragenen Sinne. Denn die Hälfte des Geldes war in der Kaiserlichen Bank in St. Petersburg für sie angelegt worden, die andereHälfte in Stuttgart, wo der König das Geld für sie verwalten sollte. Außerdem hatte sie über ein Vermögen von fünfhunderttausend Silberrubel verfügt. Und darüber hinaus hatte ihr Vater ihr noch dreißigtausend Silberrubel geschenkt. Wozu noch ein Geldgeschenk?, hatte sie ihn lachend gefragt. Sie war doch schon mehr als reich! Wo sie so hübsche Dinge wie den übergroßen silbernen Samowar und die Malachitvase zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Eigentlich hatte sie das Geld von ihrem Vater gar nicht annehmen wollen.
    »Du sollst unabhängig von deinem Mann agieren können«, hatte der Vater geantwortet und sie gedrängt, das Geld zu nehmen.
    Unabhängig agieren? Karl und sie hatten doch dieselben Ziele, gemeinsam wollten sie Gutes tun.
    Geld … Erst in Stuttgart hatte sie seinen Wert verstanden. In St. Petersburg hatte es keinerlei Bedeutung für sie gehabt. Geld hatte sie nur in Form von Taschengeld gekannt, welches sie dafür verwandte, kleine Geschenke für ihre Geschwister zu kaufen oder etwas Zucker zum Naschen oder eine nach Rosen duftende Seife. Wenn es um andere, größere Dinge ging, war ihr, der Zarentochter, jeder Wunsch von den Lippen abgelesen worden.
    So kurios es sich auch anhörte: Dass Geld lebensnotwendig war, hatte sie erst in Stuttgart gelernt, und bald darauf auch, sparsam zu leben.
    Oh, wie gut erinnerte sie sich noch an den Tag, an dem Karls Sekretär Friedrich Hackländer sie in seine Schreibstube einlud, um ihr die »finanzielle Situation ihres Haushalts« darzulegen! Ganze achttausend Gulden stünden ihr pro Jahr zu, diese würden ihr vierteljährlich in vier Raten ausgezahlt werden, erklärte Hackländer. Von diesem Geld musste sie nicht nur ihre Angestellten bezahlen, sondern auch noch ihre Kleidung und Dinge des täglichen Lebens. Jedes Fest, jedes Bankett, das sie und Karl ausrichteten, musste ebenfalls aus dieser Schatulle bezahlt werden, hatte er geradezu genüsslich angefügt.
    Olly hatte seine Ausführungen schweigend und mit einer gewissen Fassungslosigkeit quittiert.
    »Nunschauen Sie nicht so betrübt. An die schwäbische Sparsamkeit wird sich Eure Hoheit bald gewöhnen. Außerdem haben Sie ja noch die vier Prozent Zinsen Ihrer in Petersburg und Stuttgart angelegten Gelder. Mit ein bisschen Geschick lässt sich daraus etwas machen.« Karls Sekretär hatte ihr wie einem begriffsstutzigen Kind aufmunternd zugenickt. Dann hatte er ihr noch angeboten, auch ihre Gelder zu verwalten, so wie er dies mit Karls Apanage tat. Olly hatte dankend abgelehnt. Wie hatte ihr Vater es genannt? Sie solle »unabhängig agieren«.
    Die kommenden Jahre lehrten sie, wie mühsam es war, eine gewisse Ausgewogenheit zwischen Einnahmen und Ausgaben zu erzielen. Wenn sie allein daran dachte, welche Unsummen der Bau ihrer Villa auf dem Berg verschlungen hatte!
    Als sie damals in Palermo, kurz nach ihrer ersten Begegnung, mit Karl Pläne für eine italienische Villa mitten in Stuttgart schmiedete, hätte sie nie im Leben daran gedacht, dass sie einmal für die Kosten würde aufkommen müssen. Aber genau so war es gewesen. Hackländer hatte ihr fast fröhlich verkündet, dass man ohne ihre finanzielle Beteiligung den Bau gar nicht erst zu beginnen brauche, denn aus eigener Tasche würde sich Karl den Luxus eines solchen Domizils nie leisten können. Also hatte Olly für jede römische Säule, für jede Bodenfliese aus Carrara-Marmor und für jedes Zitronenbäumchen gezahlt.
    Geld – für Karl war dies bis zum heutigen Tag etwas, worüber man nicht sprach. Ihm war es lästig, sich mit solchem »Kleinkram« abzugeben, gern überließ er die Finanzen seinem Adjutanten. Dafür, dass sie sich ständig des Geldes wegen den Kopf zerbrach, musste sich Olly anhören, eine »Pfennigfuchserin« zu sein. Als ob ich mir das ausgesucht habe, dachte Olly bitter, während sie eine weitere Zahlenreihe addierte.
    Bis zum heutigen Tag wusste in St. Petersburg niemand, wie knapp sie wirtschaften musste. Ausgelacht hätte man sie, die reiche Zarentochter! Dass sie die meisten ihrer Wohltätigkeiten fast ausschließlich aus ihrer Privatschatulle bezahlte, wusste

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