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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hatte sie nicht die geringste Ahnung.
    Olly streichelte ihr liebevoll über die Wange. »Um viele Spenden zu sammeln, benötigst du nicht nur gute Argumente, sondern viel Fingerspitzengefühl und eine gute Menschenkenntnis. Wenn du magst, weise ich dich gern in diese hohe Kunst ein. Derzeit bin ich dabei, Gelder für eine neue Mädchenschule zu sammeln – was Stuttgart in dieser Hinsicht zu bieten hat, ist nach wie vor sehr dürftig. Wer weiß, vielleicht werden Margittas Töchter einmal zu den ersten Schülerinnen gehören? Nächste Woche gebe ich ein großes Diner für weitere potentielle Spender, dabei könnte ich deine Unterstützung gut gebrauchen.«
    »Abgemacht!« Wera reichte ihrer Mutter die Hand, als besiegelten sie einen geschlossenen Handel. Es konnte nicht schaden, in Sachen Spendensammeln Olly erst ein Weilchen über die Schulter zu schauen, aber ihre Idee von einem Heim für arme Kinder und ihre Mütter – die wollte sie trotzdem nicht mehr aus den Augen verlieren. In der Zwischenzeit würde sie dafür sorgen, dass Margitta wieder eine Arbeit im Schloss bekam. Und einen Korb mit Obst, Gemüse, einem Schinkenbraten und dicken Würsten würde sie ihr schicken. Gleich heute Abend wollte sie Entsprechendes in die Wege leiten.
    Aber zuerst musste sie zu ihren Kindern in den Villapark, Enten füttern.
    Wera war erstaunt, wie viele potentielle Spender sie in ihrer Umgebung entdeckte: Da waren die Ehefrauen, mit denen sie gemeinsam am Reitunterricht teilnahm, sowie deren Männer. Da gab es die Landadligen,die Eugen und sie im Herbst zur Jagd eingeladen hatten. Und die Bürgersfrauen und Handwerkergattinnen, die sie im Laufe der Jahre bei ihren Spaziergängen und Wanderungen kennengelernt hatte. Ihr Freundes- und Bekanntenkreis war ziemlich groß, stellte Wera erstaunt fest, als sie die Namen auf eine Liste schrieb. Doch beim Listenschreiben allein blieb es nicht lange, nun, da sie sich entschlossen hatte, Olly zu helfen.
    Um ihre Spender in eine wohlwollende Stimmung zu versetzen, richtete Wera rustikale Picknicks aus, die sich direkt an die Reitstunden anschlossen. Andere lud sie ins Schloss ein, wieder andere in die Villa.
    Einmal organisierte sie zusammen mit Marie, Wilys Frau, sogar ein großes Sommerfest in der Wilhelma, zu dem Olly, Marie und sie insgesamt über zweihundert Gäste luden, darunter zahlungskräftige Fabrikanten, eine reiche Fürstin und viele wohlhabende Bürger.
    Einen ganzen Tag lang durchforstete sie mit Evelyn und Olly die Dachkammern der Villa und kramte allerlei hübsche, aber überflüssige Dinge hervor, die sie bei einem Wohltätigkeitsbazar eine Woche nach Ollys Geburtstag im Sommer versteigerten. Die Kerzenleuchter, Tischdeckchen, silbernen Etuis und Porzellanfiguren aus dem königlichen Haushalt gingen weg wie warme Semmeln, am Ende des Tages war die Finanzierung eines Vordachs für das Stuttgarter Waisenhaus gesichert. Wera strahlte. Dank ihres Engagements konnten die Kinder nun auch bei Regenwetter unbeschadet und trockenen Hauptes im Freien spielen.
    Olly war im Umgang mit möglichen Spendern stets freundlich. Sie schmeichelte, lobte und rühmte. Immer versuchte sie, das Gute in ihrem Gegenüber anzusprechen. Weras Methoden, ans Geld der Leute zu kommen, waren etwas anderer Art. Anstatt die Leute zu loben – wofür?, fragte sie sich nicht ganz zu Unrecht, denn noch hatten die Damen und Herren nichts für sie getan –, packte sie ihr Gegenüber gern bei der Ehre. Oftmals reichte das aus, und wenn nicht, dann schreckte Wera auch nicht davor zurück, sachten Druck auszuüben.
    »EinMann wie Sie kann sich solch eine Spende doch immer leisten. Falls nicht, müssen die Stadtoberen womöglich annehmen, dass Ihre Finanzen doch nicht ganz auf soliden Füßen stehen …«, sagte sie beispielsweise zu einem Bauunternehmer, der im Stuttgarter Westen ein riesiges Areal mit günstigen Arbeiterwohnungen erstellte.
    »Sie halten den Bau einer weiteren Mädchenschule für unnötig? In diesem Fall verzichten wir gern auf Ihre Spende, wir wollen niemanden zu etwas nötigen«, erwiderte sie einem Fabrikanten von hölzernen Sitzmöbeln. »Sie werden jedoch verstehen, dass wir die Ausstattung der Schule dann einem Ihrer … Kollegen überlassen werden.«
    Wenn Wera am Ende einer Veranstaltung Olly eine Liste mit zugesagten Spendengeldern überreichte, war diese stets entzückt ob Weras Erfolgen.
    »Dass du die Menschen so mit deinem Charme bezaubern kannst, hätte ich dir gar nicht

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