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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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mir mit Raketen auf der Pelle … Moment mal …«
    Die Raketen näherten sich unbeirrt auf Zwillingsbahnen, blasse Schweife, die von naher Vernichtung kündeten. Donny wusste, dass er sich jetzt nur noch auf sein Glück verlassen konnte, als er die Sequenz der Gegenmaßnahmen auslöste, sich zurücklehnte und abwartete, ob er die nächsten dreißig Sekunden überleben würde.
    » Hermes an Pilipoint-Station - noch wach da unten? Wie heißen Sie übrigens?«
    »Ich bin noch da, Hermes . Ich heiße Axel, und wir verfolgen Ihren Kurs über Satellit … mein Gott, wir haben auch die Raketen auf dem Schirm! Ausweichen, Captain …«
    »Das würd ich ja gern, Axel, aber ich kann nicht - so, jetzt geht’s los …«

    Auf dem Außenmonitor sah Donny eine große, sich ausbreitende Wolke silbriger Düppelstreifen, während gleichzeitig eine Attrappe vom Shuttle ausgestoßen wurde und in einem enger werdenden Bogen zur grünen Mondoberfläche hinunterstürzte. Als beide Raketen auf den Köder ansprangen und dem Köder nachsetzten, grinste er.
    »Gut gemacht, Hermes , sehr schlau …«, sagte der Funker von Pilipoint. »Sie sind ja ein richtiger Zauberer, wie? Man kann der Hand nicht mit dem Auge folgen …«
    »Schon möglich, Mann, aber ich glaub nicht, dass das Spielchen ein zweites Mal funktioniert … und der Jäger hat soeben zwei weitere Raketen gestartet …«
    »Ich seh sie, Captain - sagen Sie mal, sind Sie der Mann, der das Erdsphäre-Shuttle gekapert hat?«
    »Ach, das wisst ihr also schon, Axel? Aye, das war ich, bin halt ein ganz Böser!«
    »Wir haben gehört, was da unten vorgeht. Die brolturanischen Truppen strengen sich mächtig an, Unruhen und Proteste und solch lästige Dinge wie die Redefreiheit zu unterdrücken«, sagte der Funker. »Ich bin sicher, über kurz oder lang werden wir in den Genuss der gleichen Wohltaten kommen. Aber warum tun Sie das, wenn ich fragen darf?«
    »Weshalb ich mich in die Höhle des Löwen gewagt habe, meinen Sie? Man könnte sagen, ich hätte aus Pflichtgefühl gehandelt und mit ruhigem Verstand meine Schlüsse aus der gegenwärtigen Krise gezogen … aber das wäre falsch.«
    »Ach, ja?«
    »Nee, der Grund war purer Abscheu. Wissen Sie, was ich ums Verrecken nicht ausstehn kann? Wenn man mich belügt. Kurz nach Eintreffen der Herakles ist der Hegemonie-Gesandte Kuros in der Kolonie rumgetourt, hat vom tief verwurzelten Freiheitssinn der Hegemonie und deren grenzenlosem Wunsch, die Freiheit im ganzen bekannten
Weltraum und darüber hinaus zu verbreiten, gefaselt … jawoll! Ständig diese wichtigtuerische, scheinheilige Kacke, während er und seine Gehilfen planten, uns in die Knie zu zwingen und die Lage so weit zu verschlimmern, dass wir irgendwann froh darüber wären, ihre Stiefel auf unserem Hals zu spüren, solange nur die Bombenattentate aufhören …«
    »Ich hab mal eine von Kuros’ Ansprachen gehört«, sagte der Funker. »Alles live, aber es hat sich irgendwie falsch angehört, als ob er für ein anderes Publikum sprechen würde …«
    »Entschuldigen Sie, Axel, aber ich muss mich um ein paar Raketen kümmern …«
    Der Schweiß rann ihm übers Gesicht, als er beobachtete, wie sich auf einem dunkelblauen Display zwei Lichtpunkte seiner Position näherten, während gleichzeitig Geschwindigkeit, Entfernung und Höhe angezeigt wurden. In der Dunkelheit des Cockpits war die Steuerkonsole ein fremdartiger, stiller Bereich, vollgestopft mit leuchtenden, berührungsempfindlichen Kontrollen und Displays sowie kleinen Bildschirmen, die Außenansichten wiedergaben, während das Overhead-Holo eher strategische Informationen darstellte. Die nächste Sequenz von Gegenmaßnahmen lief bereits, Suspensoren und Triebwerke waren in Bereitschaft, das Navigationssystem verfolgte den gegnerischen Abfangjäger. Anhand der bei der letzten Feindberührung angefallenen Daten hatte der Shuttlerechner den minimalen Kurvenradius der Raketen berechnet, so dass jetzt alles vom richtigen Timing abhing.
    Und von seinem Glück.
    Dann querten die in jeder Mikrosekunde weiter aufschließenden Raketen eine Triggergrenze, und die Gegenmaßnahmen wurden ausgelöst. Weitere Düppelstreifen
wurden ausgestoßen, silbrig funkelnde Wolken, die sich hinter der dahinrasenden Hermes entfalteten wie ein Kometenschweif. Wie zuvor wurde eine Attrappe ausgeworfen, doch diesmal reagierten die Raketen nicht darauf, sondern hielten weiter Kurs auf ihr Zielobjekt, während der Jäger allmählich näher kam, als sei das

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