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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Kapitän des Staubsammlers, ein paranoider Voth namens Yash, sie in dem Stahlkasten warten, obwohl sie nach dem Andocken bereits sechs bis sieben Stunden an Bord der Kastellan gewartet hatten.
    Wenigstens hatte Drazuma-Ha* auf diese Weise genügend Zeit, vom Auf und Ab seiner wichtigen und gefährlichen Mission zu berichten (wenngleich Kao Chih sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass der Mecha alles ein wenig dramatisierte und ausschmückte).
    An Bord des Schiffes hatte Kao Chih gebannt dessen Erzählung von den sagenumwobenen Vorläufern und deren weltenumspannendem Krieg gegen die Legion der Avatare und den Warpbrunnen gelauscht, mit denen sie den furchtbaren Gegner schließlich besiegt hatten. Und jetzt,
hunderttausend Jahre später, war ein intakter Warpbrunnen auf Darien entdeckt worden, auf einer Welt, die von verschollen geglaubten Abkömmlingen der Menschen bewohnt war. Überreste der Legion hatten in den finstersten, unzugänglichsten Tiefen des Hyperraums überlebt, doch ihre Diener, die drei Kampfdroiden, wussten, dass sie mittels des Warpbrunnens befreit werden könnten. Deshalb hatte das Konstrukt, ein alter Verbündeter der Vorläufer, Drazuma-Ha* beauftragt, Kao Chih zu finden und ihm zu helfen.
    »Das Konstrukt hat dich angewiesen, nach mir zu suchen?«
    »Richtig«, hatte Drazuma-Ha* gemeint. »Weißt du, für eine so alte Maschine ist das Konstrukt erstaunlich sentimental - es hat mir einmal gesagt, die Menschheit sei eine etwas ungewöhnliche Spezies, denn in ihr brenne ein ganz besonderes Feuer, das sie von anderen Völkern unterscheide. Das habe ich mit Skepsis aufgenommen, doch jetzt, da ich dich schon so lange durch Hochs und Tiefs begleitet habe, verstehe ich, was es damit gemeint hat, und gebe ihm Recht. Wahre Größe blüht nämlich bisweilen im Verborgenen und muss erst zutage gefördert werden, also achte auf die innere Größe.«
    Und jetzt, einen halben Tag (und ein paar Bücher) später, wanderten Kao Chihs Gedanken zurück zu den Komplimenten des Mechas und seiner Reaktion darauf. Zunächst war er geradezu verblüfft gewesen, dann war er melancholisch und demütig geworden, doch nun, da er genügend Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, wurde ihm klar, dass ihm das Lob auch peinlich gewesen war. Unwillkürlich kam ihm eines der Lieblingssprichwörter seines Vaters in den Sinn: Hüte dich vor einer unverdienten Handvoll Gold, denn die andere Hand hält ein Messer. Lächelnd
schüttelte er den Kopf. Bisweilen hatte er den Eindruck, er schleppe im Kopf Miniaturausgaben seiner Eltern mit sich herum, die sich hin und wieder mit einem markigen Sprichwort zu Wort meldeten.
    Seine Gedankengänge wurden von einem lauten Klirren und dem Winseln von Servos unterbrochen, dann schob sich das breite Tor am Ende des Raums in drei Lagen zusammen. Endlich, dachte er.
    »Ich bitte um Entschuldigung für die Verzögerung«, ließ sich aus dem dahinter liegenden rot beleuchteten Gang eine Stimme vernehmen. »Meine Vorsichtsmaßnahmen waren sicherlich übertrieben, doch zwischen den Sternen treiben sich so viele verschlagene, gerissene Banditen herum, dass man ständig auf der Hut sein muss … Bitte folgen Sie dem ansteigenden Gang um die Ecke herum, biegen Sie an dessen Ende rechts ab und warten Sie vor der Schutztür.«
    Die Stimme des Voth kam aus Gitterschlitzen entlang der Decke. Stumpfe Kegel an den Wänden verbreiteten ein rubinrotes Licht, und Kao Chihs Schuhe machten beim Gehen ein eigentümlich widerhallendes Geräusch. Der ansonsten nichtssagende ansteigende Gang führte an einer schweren, von Sensorpfosten flankierten dunklen Tür vorbei, in deren Mitte sich ein rundes Tastenfeld befand. Die Schutztür, die sie schließlich erreichten, sah genauso aus wie die erste, hatte aber kein Tastenfeld.
    »Bitte warten Sie.«
    »Bei allem Respekt, verehrter Yash«, erwiderte Kao Chih, »wir warten schon seit vielen Stunden. Wir befinden uns auf einer Mission von allergrößter Wichtigkeit …«
    »Ja, ja, ja, die zweifellos das Schicksal von Billionen Wesen betrifft und Trägodien, Krieg und so weiter einschließt, aber Sie haben bislang noch nicht gesagt, was
Sie von mir wollen. Sobald ich es weiß, können wir über den Preis für meine Dienste verhandeln.«
    »Den Preis?«, sagte Kao Chih. »Es droht eine Katastrophe interstellaren Ausmaßes, und Sie wollen um den Preis feilschen?«
    »Einen Moment, Gaushi«, brach Drazuma-Ha* sein Stunden währendes Schweigen. »Der ehrenwerte Yash schützt

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