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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman
Autoren: Michael Cobley
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erwiderte sie verblüfft. »Hat dich jemand unter Druck gesetzt?«

    Jetzt machte der Hirte große Augen. »Nein! - Gehe zu Hohelied-Vudron. Trete wieder dem Krieger-Stamm bei.« Er lächelte. »Bin sehr glücklich.«
    Catriona nickte verständnisvoll. Vudrons waren große, kugelförmige Kammern aus leeren Samenkapseln, die nur in den obersten Bereichen Segranas wuchsen. An einem Ast oder Baumstamm in der Nähe einer Uvovo-Siedlung befestigt, dienten sie den Lauschern als Schrein und Ort der Versenkung, standen aber auch im Mittelpunkt öffentlicher Zeremonien. Ein stammloser Uvovo wie Pgal wurde dadurch zum vollwertigen Mitglied eines Uvovo-Stamms, indem er auf Einladung eines Lauschers wie Weynl eine Nachtwache in einem Vudron absolvierte.
    »Ich freue mich für dich, Pgal«, sagte sie. »Ich danke dir für deine Hilfe und gehe in Frieden.«
    Der Hirte neigte lächelnd den Kopf und lenkte seinen Trictra an den miteinander verwobenen Kletterpflanzen von der Plattform hinunter.
    Und ich danke auch dir, Weynl , dachte sie, als sie dem Uvovo nachsah. Du wolltest nicht, dass ich mich auf dem Waldboden umschaue, nicht wahr? Nun, dann wollen wir mal sehen, was meine kleine Kamera aufgenommen hat.
    Sie vergewisserte sich, dass sie unbeobachtet war, dann holte sie die Kamera hervor, schloss ein Okular an die Ausgangsbuchse an, drückte die Abspieltaste und hob die Kamera ans Auge.
    Ein flackerndes Durcheinander. Die Aufnahme setzte zu dem Zeitpunkt ein, als der Bewegungsmelder angesprochen hatte, doch die Bilder waren verschwommen und zerhackt. Sie ließ die Aufzeichnung immer wieder abspielen, versuchte mehr zu erkennen als die Andeutung eines dunklen Umrisses, der von einem Tier oder zitternden, stockartigen Gliedmaßen hätte stammen können.

    Sie ließ die Kamera sinken und lehnte sich an eines der dicken Flechttaue der Plattform. Auf einmal fühlte sie sich müde, als hätte die Aufzeichnung ihr alle Lebenskraft geraubt. Es hatte sie große Mühe gekostet, die Kamera von Lyssa Devlins Team in Himmelsgarten zu organisieren, sie heimlich auf den Waldboden hinunterzuschaffen und wieder zu bergen. Jetzt war der ganze Aufwand umsonst gewesen. Vielleicht könnte man die Bilddaten ja bearbeiten und filtern, doch nur die Viridian-Station verfügte über die erforderliche Ausrüstung, und wie sollte sie die Herkunft der Aufzeichnung erklären, ohne zuzugeben, dass sie gleich mehrfach gegen das Abkommen über gegenseitigen Respekt verstoßen hatte?
    Deprimiert verstaute sie die Minicam in der Tasche, warf sich die weite Kutte über die Schulter und kletterte über die Asttreppe zur Enklave der Menschen hoch. Auf halbem Weg erbebte die Treppe, als jemand über eine zerbrechlich wirkende Brücke von einer anderen Plattform herübergeeilt kam. Es war Tomas Villon, einer der technischen Assistenten ihres Teams. Sein Gesicht war gerötet, und er hob aufgeregt die Hand.
    »Doktor Macreadie!«, rief er. »Haben Sie die Neuigkeit schon gehört?«
    »Nein - welche Neuigkeit?«
    Er grinste. »Der Präsident hat es heute Morgen in einer Live-Ansprache bekanntgegeben, und die Nachrichtensprecher reden über nichts anderes mehr …«
    »Tut mir leid, Tomas, aber ich habe hart gearbeitet und war den ganzen Vormittag unterwegs. Was ist passiert?«
    Tomas, dem es offenbar behagte, ihr etwas vorauszuhaben, räusperte sich. »Also, wie ich schon sagte, hat der Präsident heute Morgen im Vii erklärt, die Regierung von
Hammergard habe Funkkontakt mit einem Raumschiff von der Erde!«
    »Aber das ist ja … unglaublich! Sind Sie sicher, Tomas, ganz sicher?«
    »Es ist wahr, Catriona, ich schwör’s! Das Schiff heißt Herakles und tritt in diesem Moment in den Orbit von Darien ein. Oben in der Messe steht ein Vii, da sehen sich die anderen gerade die Liveübertragung vom Raumhafen Gagarin an.«
    Ein vernetzter Schwarm Membraninsekten wurde von einer warmen Luftströmung vorbeigetragen, als sie zu den Hütten der Enklave eilten. Catriona grinste und bemühte sich, trotz ihres schwindelerregenden Hochgefühls einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Das ist unglaublich«, wiederholte sie. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das erleben würde - ich frag mich, wie sie wohl sein werden. Erinnern Sie sich noch an das Theaterstück von Fergus Brandon?«
    »Sie meinen Die Rettungsleine ?« Er kicherte. »Ich bezweifle, dass sich Möchtegern-Kolonisten darum reißen würden, hierherzukommen. Das hab ich auch schon zu Greg Cameron gesagt.«
    »Greg?«, sagte sie,
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