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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Nebel-zwischen-den-Sternen zu leiten - wenn der Vater meines Vaters zum Duizhang der Vergeltung gewählt worden wäre, hätte die Sippe Verbündete gesucht und wäre nicht hier gelandet, wo sie von grausamen Aliens geknechtet wird …«
    Darauf liefen Streitgespräche über die Vergangenheit üblicherweise hinaus - auf den Flug von Scheiterhaufen hierher und darauf, dass Großtante Meis Urgroßvater einen besseren Duizhang oder Kapitän abgegeben hätte. Kao Chih glaubte das nicht; wenn man von Mei auf das Temperament ihres Ahnen schließen konnte, wäre womöglich alles noch viel schlimmer gekommen. Der Arbeitsvertrag der Menschensippe lief jedenfalls noch zweiunddreißig Jahre, erst dann stünde es ihr frei, Kontakt mit der Erde aufzunehmen und um Unterstützung für sich und die Kolonisten auf Scheiterhaufen zu ersuchen, falls dort überhaupt noch jemand am Leben war. Einhundertzehn Jahre der Knechtschaft und Unterwerfung, das war der Preis dafür, dass die Roug ihnen vor Sonnenauge, dem der Hegemonie angehörenden Merkantilisten-Monoclan, der sich Scheiterhaufen wegen seiner Bodenschätze angeeignet hatte, Zuflucht geboten hatten.
    Außerhalb der Pilotenkabine wanderten gewaltige Tiefdruckgebiete von der Farbe frisch gepflügter Äcker langsam über die Oberfläche von V’Harant. Auf einen Fremden mochte der Planet wie der Vorhof zur Hölle erscheinen, doch in Wahrheit befand sich dort eine der großen schwebenden Städte der Roug, verhüllt von den planetarischen Stürmen und in einem Sternsystem gelegen, dass sich in
gewaltigen interstellaren Strömen und Wolken von Staub und Trümmern versteckte, dem Nebel-zwischen-den-Sternen, den die Roug Ydred nannten. Er lächelte sarkastisch - man hätte fast meinen können, sie hätten etwas zu verbergen.
     
    Die Roug nannten ihre Hauptorbitalstation Agmedra’a, doch die Menschen bezeichneten sie als den Berg. Sie hatte eine breite, annähernd kreisförmige Basis, von der Verarbeitungswerke, Silos, Labors, Lagereinrichtungen und Wohngebäude aufragten, alles dicht gepackt und sich zur Mitte hin verjüngend. Im vollen Licht der Sonne Busrul war dies ein funkelnder Turm und eine konische Ansammlung von Lichtern, Scheinwerfern, und Zierholos, wenn sie sich wie jetzt im Planetenschatten befand. Die Lichtpünktchen der Hüpfer und anderer Wartungsdrohnen flitzten zwischen den Türmen umher, während die großen, langsamen Silhouetten der Frachter kamen und gingen.
    Die oberen Bereiche des Bergs waren den Angehörigen der Menschensippe verschlossen, die sich auf die Unterebenen und Unterdocks beschränken mussten, wo sie nur selten Besatzungsmitgliedern von Besucherschiffen begegneten. Kao Chih manövrierte die gewaltige Masse der Bialong zwischen zwei Ankerausleger, die einschnappten und das Schiff mitsamt der angekoppelten Ladung in ein großes, düsteres Dock zogen. Chih, der sich bereits von der Liege losgeschnallt hatte, schnappte sich seine verschlissene schwarze Jacke, sagte Jiang, in der Kantine werde ein heißer Ch’a auf ihn warten, und wandte sich zur Personenschleuse.
    Der Metallboden des Gangs erbebte leicht unter seinen Schritten. Das gedämpfte Rumsen bedeutete, dass die sechs großen Erzcontainer, die unter dem Schlepper hingen,
gerade abgekoppelt wurden. Als er sich der Luftschleuse näherte, vernahm er ein Klirren und Motorengebrumm, dann öffnete sich, untermalt vom Zischen des Druckausgleichs, die Schleuse, und der Geruch von heißem Öl stieg ihm in die Nase. Normalerweise war es ein kurzer Weg durchs Dock zum Dienstraum der Schleppercrews, doch kaum war er aus der biegsamen Röhre getreten, rief ihn jemand auf Mandarin an.
    »Pilot Kao Chih!«
    Er drehte sich um und sah zu seiner Verwunderung einen großen, spindeldürren Roug auf sich zukommen. Angehörige anderer Arbeitssippen - pelzige Gomedraner, sechsgliedrige Bargalil und vogelartige Kiskashin - eilten geschäftig umher und achteten darauf, dem Roug nicht in die Quere zu kommen. Wie alle Roug war er von Kopf bis Fuß mit einer Art dünnem Leder umwickelt, das wie Kupfer schimmerte. Er hatte dünne Beine, die Füßen waren flach und zehenlos, die langen Arme hatten zwei Ellbogen und neunfingrige Hände, doch die silbernen Abzeichen am kegelförmigen Kopf ließen unmissverständlich erkennen, mit wem er es zu tun hatte.
    »Edler Tumakri«, sagte Kao Chih. »Sehr ungewöhnlich, dass wir uns hier begegnen.« Tumakri war stellvertretender Aufseher und für die Arbeitszuteilung verantwortlich, deshalb

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