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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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bis er die Halle verlassen hatte.
    „Lys, was hast du vor?“, murmelte er, während er das Pergament zerknüllte. „Wenn ich irgendeine andere Wahl gehabt hätte, wärst du noch immer mein Eigentum. Nun gut! Lass uns spielen. Mögen die Götter geben, dass du nicht mein Feind bist …“

*
     
    Graf Inur von Sorala zog ein Tuch aus der Gürteltasche und wischte sich über die schweißbedeckte Stirn.
    „Lys, ich bin in größter Sorge“, flüsterte er, ohne den Blick von Kirian zu lassen, der wie ein gefangenes Tier durch den Raum schritt, auf und ab. „Was Ihr dort plant, ist hochriskant – für Euch selbst, für all Eure Verbündeten, für jeden, ob beteiligt oder nicht. Wenn der Plan fehlschlägt …“
    „Er wird nicht fehlschlagen“, sagte Lys fest. „Nicht auszuschließen, dass ich dabei sterbe, sei es im Kampf, sei es, dass ich hingerichtet werde. Ihr aber seid schon jetzt die geldpolitische Macht im Reich und könnt damit die Thronnachfolge sowie jegliche Fehde beeinflussen.“
    „Wirklich, wer sollte den nächstbesten machthungrigen Fürsten daran hindern, mich zu beseitigen?“, wisperte Inur.
    Lys musste ein Lachen unterdrücken: Inur hatte die Augen weit aufgerissen und sah nun wie ein kleiner Junge aus.
    „Man wird Euch hegen und pflegen, werter Graf“, knurrte Kirian über die Schulter. „Wir haben uns größte Mühe gegeben, in jeder Herberge von hier bis irgendwo zu verbreiten, dass Irtrawitt nur mit Euch persönlich Handel treiben wird und jeder, der Profit machen will, den Zehnt vom Wegegeld an Sorala abgibt. Und dazu noch ein paar Gerüchte, dass die Arbeiter in Euren eigenen Erzminen sofort die Stollen verschütten müssen, falls Ihr eines unnatürlichen Todes sterben solltet. Glaubt mir, Ihr werdet schon bald einige Dutzend neue Freunde haben, die Euch mit Geschenken und Liebenswürdigkeiten überschütten werden – und dem Versprechen, Euch vor Maruvs Rache zu schützen, wenn Ihr Ihnen dafür die Handelswege durch Ihre Ländereien offen haltet.“
    „Ganz zu schweigen von guten Ratschlägen. Etwa, dass man sich in Eurem Alter nicht mehr auf nervöse Pferde setzen darf, zu leicht wird man abgeworfen und bricht sich das Genick, was böswillige Gestalten dann durchaus als unnatürlichen Todesfall auslegen könnten“, sagte Lys.
    Inur tupfte sich unaufhörlich weiter über die Stirn.
    „Trotzdem. Wenn Fürst Archym sich gegen Euch stellt, kann Maruv Euch allein dafür als Hochverräter hinrichten lassen.“
    „Es gibt keine Möglichkeiten mehr, Inur. Entweder sterben wir alle in einem furchtbaren Krieg oder Maruv lässt mich für vogelfrei erklären. Dass er das noch nicht getan hat, kann nur bedeuten, dass er abwartet, welche Schritte ich jetzt unternehmen werde.“
    Lys würde niemals offen eingestehen, wie nervös ihn der bloße Gedanke an das Gespräch machte, das er gleich führen musste, aber es gab kein Zurück mehr.
    Alle drei Männer fuhren zusammen, als es an der Tür klopfte. Ein Diener trat ein, verneigte sich und verkündete: „Der edle Herr ist nun bereit.“
    „Ihr müsst nicht mitkommen“, sagte Lys, doch Inur schüttelte sofort den Kopf. „Dies ist immer noch mein Haus. Ich werde ihn nicht fürchten!“
    Sie hatten fast die Flügeltür erreicht, hinter der Fürst Archym von Lichterfels auf sie wartete, da blieb Kirian stehen.
    „Ich kann es nicht“, presste er mühsam hervor. „Ich kann ihm nicht gegenübertreten, Lys, ich würde ihn erwürgen. Er hat mich verkauft! Egal, welche hintersinnigen Gründe er dabei hatte, mich irgendwie zu retten, er hat mich verkauft.“
    „Bleib hier, es ist in Ordnung“, sagte Lys sofort. „Ich weiß selbst nicht, wie ich mich beherrschen soll, aber es ist notwendig. Wir brauchen ihn.“
    „Wir brauchen zu viel, jedenfalls für meinen Seelenfrieden“, knurrte Kirian, und umarmte Lys heftig. „Wenn du ihn nicht umdrehen kannst, erschlage ich ihn eben hinterher, einverstanden?“
„Nur, wenn du es wie einen Unfall aussehen lässt“, murmelte Lys, küsste ihn im Vorbeigehen auf die Wange und nickte dann Inur zu. „Ich folge Euch, Ihr seid der Hausherr!“
     
    Archym stand am Fenster der weitläufigen Halle. Er drehte sich nicht um, als Lys und Inur eintraten, aber an seiner angespannten Haltung war sichtbar, dass er sie gehört hatte.
    „Meine Tochter hat mich beinahe auf Knien angefleht, deiner Einladung zu folgen, Lys“, sagte er versonnen. „Ich hätte ihr beinahe nicht vertraut, denn ist es nicht ausgesprochen

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