Die Saat der Finsternis (German Edition)
worden und ich hätte ihn vor dem Tod gerettet. Danach habe ich ihn erst wiedergesehen, als er nach Lichterfels kam und durch seine Anklage für meine Ächtung sorgte. Selbst, wenn es wahr gewesen wäre, dass ich ihm diesen dummen Ring gestohlen hätte, es war Verrat an allem, für was wir da Rücken an Rücken gestanden haben. Er hat mir vor meiner Verbannung gesagt, dass er es aus politischen Gründen getan hat, um Corlin vor mir zu beschützen. Frag ihn, Elyne, warum ich Roban nicht umgebracht habe, als ich es konnte, wenn ich doch angeblich Rache nehmen wollte.“
„Das werde ich“, hauchte sie, den Blick wie gebannt auf ihn gerichtet.
Lys trat zur Seite, um den Geschwistern mehr Raum zu geben.
„Tomar“, sagte er und wandte sich an seinen Hauptmann. „Ich kann Elyne kein großes Geleit mitgeben. Sie sagte mir, dass Archym dich bei der Einnahme meiner Burg, abgesehen von einem kurzen Anfall der Unbeherrschtheit, nicht aggressiv behandelt hat. Würdest du sie auf dem schnellsten Weg nach Lichterfels begleiten?“
„Es wäre mir eine Ehre, Euer Edelgeboren“, sagte Tomar und verneigte sich steif.
Lys betrachtete ihn verwirrt. Er betrachtete Tomar als Freund und Vertrauten. Warum bloß behandelte der ihn mit dem neutralen Respekt eines Soldaten, so wie in der ersten Zeit, als Tomar ihn für einen grausamen Fürsten gehalten hatte?
Wie es scheint, habe ich sein Vertrauen verloren …
Lys zögerte einen Moment, ob er nicht einen anderen Mann zu Elynes Schutz schicken sollte, doch Tomar verneigte sich bereits vor ihr und erzählte von dem Befehl.
Er ist ihrem Haus mit Leib und Seele verbündet. Selbst, wenn er mir seine Freundschaft entzogen hat, er würde nichts tun, um Elyne oder Kirian zu gefährden.
Lys gab einigen Leuten Anweisungen, damit die sofortige Abreise – nicht nur dieser beiden – gewährleistet werden konnte. Dann wandte er sich an Lark.
„Sagt mir eines: Warum seid Ihr hier, Priester aus Rashmind?“
Der Mann, der so unauffällig aussah, dass man sich kaum sein Gesicht merken konnte, lächelte anerkennend.
„Ihr seid Euch sicher, dass ich ein Priester bin?“, fragte er zurück.
Lys schwankte kurz, dann nickte er.
„Ich glaube, Ihr wollt es nicht gerne sein und ich vermute, dass Ihr noch andere Rollen ausfüllt, aber zumindest ein Teil Eurer Seele ist dem Dienst an den Göttern und den Menschen geweiht.“
Lark verneigte sich, weiterhin lächelnd.
„Ich bin aus politischen Gründen hier, Lyskir von Corlin. Es dient Eurem Schutz. Vor wem oder was, kann ich Euch nicht verraten.“
„Könnt Ihr mir sagen, ob mir unmittelbare Gefahr aus einer Richtung droht, die ich nicht einsehen kann?“
„Da seid unbesorgt, junger Herr. Ihr kennt alle Gefahren auf Eurem Weg, und die sind bereits zahlreich genug.“
„Könnt Ihr mir einen Rat geben, wie ich mich vor zukünftigen Gefahren schützen kann?“
Lark musterte ihn nachdenklich, bevor er nickte und sagte: „Solltet Ihr je den Namen Naxander hören, seid auf der Hut, junger Herr. Und solltet Ihr jemals die Dienste eines Magiers benötigen, so kommt nach Rashmind. Ich kenne einige wenige Mitglieder dieser Zunft, denen man tatsächlich vertrauen kann. Oh – und falls Ihr jemanden benötigt, der eine Botschaft überbringt, wäre es mir eine Ehre, Euch zu dienen.“
Lys betrachtete ihn eine Weile lang sinnend, dann zog er eine unversiegelte Pergamentrolle hervor.
„Diese Nachricht hier muss so rasch wie möglich zum Layn nach Irtrawitt“, sagte er und reichte Lark das Schriftstück.
„Niemand außer Kumien selbst wird die Botschaft verstehen“, fügte er hinzu.
Bevor der Priester etwas erwidern konnte, griff Kirian danach und las stirnrunzelnd, was Lys dort geschrieben hatte.
„Sag mir, dass du dich nicht an diesen Bastard verkaufst!“, knurrte er und drückte Lark die Rolle zurück in die Hand.
Lys trat einen Schritt zurück, duckte sich im Reflex, auf der Hut vor Kirians Jähzorn.
„Ich habe mich nicht verkauft“, versicherte er rasch. Dann, wieder an Lark gewandt: „Die mündliche Botschaft dazu lautet: Brich mit Maruv und lass den gesamten Handel ausschließlich über Inur von Sorala laufen.“
„Ein gewagter Schritt“, murmelte Lark. „Ich werde dafür Sorge tragen. Um meine Reise zu beschleunigen, möchte ich Arva hier unter Euren Schutz stellen.“
Lys neigte respektvoll den Kopf. „Sie ist sehr willkommen. Anniz kann ein wenig weibliche Verstärkung gebrauchen, und alle anderen freuen sich über die
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