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Die Saat der Finsternis (German Edition)

Die Saat der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Saat der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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dumm, seinem Feind im Lager eines wankelmütigen Verbündeten gegenüberzutreten?“ Er wandte sich nun doch um und betrachtete Lys ernst von oben bis unten. „Elyne schwört, dass du nicht mein Feind bist. Sie hat mir vieles erzählt, was ich kaum glauben kann. Ich bin hier, weil ihre Geschichte wahr geklungen hat, so irrsinnig das auch scheinen mag.“ Sein Blick fiel auf Inur, der nervös tänzelnd an der Tür stehen geblieben war. „Graf, lasst mich mit meinem Schwiegersohn allein. Ich versichere Euch, das Gastrecht zu achten.“
    Inur starrte unruhig auf Lys; als der nickte, hastete er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    „Ein seltsamer kleiner Mann“, murmelte Archym. „Man unterschätzt ihn leicht, er wirkt so lächerlich … Er hat ein Händchen für Handel und Verwaltungsdinge, nicht wahr?“
    Er musterte Lys neugierig, wies dann zu dem Tisch hinüber, der nahe bei den Fenstern stand. „Setz dich“, befahl er und lächelte schmal, als Lys sofort gehorchte. „Du siehst erschöpft aus. Die Reise jenseits der Eisenberge hat viel von dir gefordert, wie es scheint?“
    „Auch Ihr seht müde aus. Hat es einen Grund, dass Ihr beständig auf die Tür starrt? Fürchtet Ihr, dass ich Euch betrügen könnte, oder muss ich mich fürchten?“
    „Ich stehe zu meinem Wort, Lys“, erklärte Archym stolz. „Ich plane nicht, dich zu hintergehen. Aber es stimmt, ich fürchte, dass du weniger … ehrenvoll bist, weil ich meiner eigenen Tochter nicht mehr trauen kann als meinem Verstand. Wer garantiert mir, dass du sie nicht mit Lügen und Drohungen auf deine Seite gebracht hast?“
    „Warum seid Ihr dann gekommen?“ Lys hatte sich nun vollkommen unter Kontrolle, präsentierte Archym jene Maske eisiger, gefühlsleerer Beherrschung, die all seine Feinde fürchteten. Niemand wusste, was sich dahinter verbarg – Angst, Hass, Zorn … Alles war möglich, und Lys dadurch unberechenbar. Er zeigte sie bewusst, um Archym an den richtigen Punkt zu locken.
    „Du hast mich um dieses Treffen gebeten, damit ich mit Maruv und deinem Vater breche. Selbst wenn jedes Wort wahr ist, das Elyne sprach, warum sollte ich etwas so Dummes tun?“
    „Weil Ihr mich sonst zum Tode verurteilt und Eure Kinder mit mir untergehen werden. Weil Ihr sonst so verblendet handelt wie Roban, der seinen Kameraden und Lebensretter verriet, um ein elendes Stück Land und einen Titel zu schützen, an den sich in dreihundert Jahren vermutlich niemand mehr erinnert.“
    Das Schweigen wuchs zwischen ihnen, minutenlang, während sie sich mit Blicken maßen. Lys spürte, dass er nun nachgeben musste, um von dem stolzen alten Krieger zu erringen, was er brauchte, aber er musste dazu seinen eigenen Stolz überwinden, und das fiel ihm schwer. Mit einem inneren Gewaltakt zwang er sich schließlich, die Augen abzuwenden und seine Maske fallen zu lassen. Archym die Furcht und die Wut zu zeigen, die er spürte, kostete ihn viel Kraft, und mehr Mut, als er sich selbst eingestehen wollte. Sein Schicksal und das aller, die zu ihm gehörten, lag nun in Archyms Händen. Er war ihm ausgeliefert. So, wie er es geplant hatte.
    „Ich … bitte, wenn Ihr mich tot sehen wollt, weil Ihr von meiner Gier nach Macht überzeugt seid, dann …“
    „Ich wollte nie deinen Tod. Niemals. Nun – jedenfalls nicht wirklich“, sagte Archym leise. „Ich wollte meinen Sohn nicht verbannen. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass er gefoltert, seiner Erinnerung beraubt und als Sklave verkauft wird. Und doch musste ich all das geschehen lassen. So wie damals. Hätte ich Stefár nicht verbannt, wären Corlin und Maruv über mich hergefallen und Lichterfels in einer blutigen Fehde vernichtet worden, die der gegen Rombrug in nichts nachgestanden hätte.“ Er schien mit einem Mal um Jahrzehnte zu altern, als auch er seine Fassade fallen ließ und regelrecht in sich zusammensank. „Ich habe diesen Priester angefleht, meinem Jungen zu helfen. Als ich schon dachte, die Geweihten würden mich im Stich lassen, da riefen sich mich zu sich und brachten mich zu Stefárs Verlies.“ Archym zog die Silberkette hervor, die Elyne ihm überlassen hatte, und legte sie in Lys’ Hand. „Er konnte mich nicht sehen, aber ich war dabei, als sie ihm die Erinnerungen stahlen. Sie versprachen, dir dieses Amulett zu geben, ohne mich zu erwähnen – du solltest dir keine falschen Hoffnungen machen, dass ich dein geheimer Verbündeter sein könnte.“
    „Wart Ihr es denn?“
    „Nein.“ Der alte Fürst

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