Die Saat Der Makellosen
war, hatte keinerlei Rechte an ihr. Sie hatte sich für eine andere Welt entschieden und sie hatte bereits eine Familie. Niemand würde sie dort herausreißen.
Damon beschloss, seine Mutter als Devena des Hauses Arcus dazu zu überreden, dafür zu sorgen, dass Nicos Ziehvater nichts zustieß. Er konnte sie hier beschützen. Das würde kein Problem sein, aber in Miami konnte er von hier aus nichts ausrichten. Zudem würde er mit Theron sprechen, damit die Bewachung an den Grenzen der Stadt verstärkt und der vielleicht bevorstehende Überfall des Aryaner-Lords rechtzeitig bemerkt und bekämpft wurde.
Damon trat auf Nico zu, nachdem sie mit ihrer traurigen Geschichte geendet hatte.
„Sie haben eine Wahl, Nico. Man hat immer eine Wahl. Er wird Sie nicht bekommen und Ihrem Vater wird nichts passieren. Das schwöre ich Ihnen bei meinem Leben.“
Zuversichtlich legte er eine Hand auf ihre Schulter und sah sie aufmunternd an. Sie sah so traurig aus. Beinahe hätte er sie noch einmal wie in der Gasse umarmt. Doch das würde sie von einem Feuerwehrmann, der ihr sowieso schon zugesetzt und dem sie jetzt das sicher Persönlichste von sich erzählt hatte, befremdlich finden. Also beließ er es bei dem kurzen, relativ unverbindlichen Kontakt, um ihr zumindest zu zeigen, dass hier niemand böse auf sie war oder sie für das, was sie war, zu strafen gedachte. Sie war unschuldig.
Nico schluckte schwer, als der Chief sie berührte, um ihr ein wenig Trost zu spenden. Sie war beinahe versucht, sich wieder an ihn zu schmiegen, um noch mehr Trost zu suchen, aber sie unterdrückte den Impuls sofort. Es wäre völlig unpassend gewesen, weil er schon genug für sie getan hatte.
„Geben Sie sich nicht die Schuld dafür, was Ihrer Mutter passiert ist. Sie hat versucht, zu helfen und manchmal sind die Götter, trotz aller Bemühungen und Opfer, eben nicht auf unserer Seite, Nico, auch wenn wir es nicht verstehen können.“
Damon ließ den Blick im Zimmer schweifen und konzentrierte sich auf das Gebäude und auf die unmittelbare Umgebung. Er streckte seine mentalen Fühler aus, ob ihr heute noch irgendeine Gefahr drohte, oder ob sie ruhig und zumindest deswegen unbesorgt schlafen gehen konnte.
Sie war sicher. Und Damon würde sich darum kümmern, dass es so blieb.
„Sie konnten nicht wissen, dass er hinter Ihnen her ist. Selbst nach der Vision, die Sie hatten. Für gewöhnlich interessieren sich die Aryaner nicht mehr für ihre Kinder, die sie irgendwo hinterlassen haben. Es sei denn, sie sind irgendwie besonders und auch dann muss es nicht so sein, weil ihnen die Konsequenzen über den Kopf wachsen könnten. Ich fürchte und ich weiß, Sie wissen es selbst, dass er keinerlei väterliches Interesse an Ihnen hat. Versprechen Sie mir, vorsichtig zu sein, wenn Sie aus dem Haus gehen. Nicht übermäßig besorgt aber vorsichtig. Gehen Sie nie wieder ohne Mélusinas Schutz irgendwohin und wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie mich an. Zu jeder Zeit. Immer.“
Damon schrieb auf ein Stück Zeitung, die seit dem Frühstück auf dem Tisch liegen musste, eine Telefonnummer. Die seines Handys.
„Keine Sorge, das ist kein Versuch, Sie anzumachen sondern ernst gemeinter Schutz. Falls Sie sich beobachtet fühlen, denken Sie nicht gleich das Schlimmste. Ich werde Ihnen ein paar Enforcer an die Seite stellen und selbst nach Ihnen sehen, wenn Sie erlauben. Außerdem würde ich gern mit einem Freund vorbei kommen, der die Sicherheit hier checkt. Wären Sie damit einverstanden, Nico?“
Wenn sie sich vehement dagegen wehrte, würde er es trotzdem heimlich machen. Ihr durfte nichts geschehen und in gar keinem Fall an ihren Feind fallen. Gegen diese spirituelle Verbindung musste er auch was unternehmen. Vielleicht wusste das Orakel einen Zauber, der mächtiger war, als die Augen im Dunkeln.
Nico durfte sein Angebot in keinem Fall annehmen, sein Leben für sie zu riskieren. Er hatte bestimmt eine Familie, die seinen Schutz viel mehr brauchte als sie selbst. Es war einfach nur schön, dass er sich nicht mit Abscheu von ihr abgewendet hatte. Sie wusste zwar von ihrem Kopf her, dass sie nichts für diese Nacht und ihre Konsequenzen konnte, aber ihr Aussehen erinnerte sie eben beständig an ihr beflecktes Erbe, selbst wenn sie als Person mit ihrem Charakter und ihren Handlungen davon Abstand nahm.
Sie wusste aber auch, dass Kinder manchmal für die Schuld ihrer Väter sühnen mussten. Und das tat sie ja auch. Sie sollte niemals das Kind eines Vampirs sein.
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