Die Saat Der Makellosen
Wäre sie Bernabés echte Tochter, wäre ihr ein völlig normales Leben möglich gewesen.
Es traf sie möglicherweise keine Schuld, aber sie trug die Sünden ihres Vaters im Blut, für die sie gerade stehen musste. Als Santera hätte sie sich selbst den Rat gegeben, sich endlich mit ihrem Schicksal abzufinden, weil eine innere Gegenwehr es nur schlimmer für sie machen würde.
„Nein, ich werde nicht mehr so gedankenlos handeln… Ich habe es meinem Vater versprochen und verspreche es auch Ihnen! Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich werde alles tun, was Mélusina von mir verlangt!“
Es war beruhigend, seine Nummer zu haben. Nur für den schlimmsten Fall. Sie würde ihn bestimmt nicht belästigen. Wenn Mélusina den Kontakt zum Orakel hergestellt hatte, dann war der Chief seiner Pflicht entbunden. Sie musste vernünftig sein und durfte nicht zulassen, dass unschuldige Immaculates in die Sache hineingezogen wurden, selbst wenn es sich dabei um heldenhafte Feuerwehrmänner handelte. Es war völlig natürlich, sich zu ihm hingezogen zu fühlen, wenn er ihr doch in manchen Dingen ähnlich war. Sie übten eben helfende Berufe aus, das verband. Und er hielt sie nicht für verrückt, weil sie Kontakt zur Geisterwelt hatte.
Nico fuhr mit der Fingerspitze ihres Zeigefingers über die Nummer auf der Zeitung und verzog den Mund, doch es kam kein Lächeln zustande. Anmachen? Sie sah ziemlich verständnislos zu ihm auf, aber dann wurde ihr klar, dass er das nur scherzhaft gemeint haben konnte, da er ja wusste, dass sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte. Es war nicht nötig, es zu brechen, wenn die Verwandlung anstand. Sie konnte die Ketten wählen, obwohl sie nicht glaubte, dass sie irgendjemandem körperlichen Schaden zufügen könnte. Einem Mann und besonders einem Immaculate wäre sie immer unterlegen.
„Enforcer? Ich… Es ist sicher nötig, oder? Mir wäre wohler dabei, nicht meinetwegen… Aber hier leben völlig wehrlose Menschen. Ich bin sicher, dass Mélusina nicht mehr von meiner Seite weichen wird. Ich bin wirklich gut geschützt, wenn ich nicht wie vorhin die Nerven verliere, Chief Archer! Machen Sie sich keine unnötigen Umstände meinetwegen! Sie haben wirklich schon genug für mich getan. Ich stimme jeder Vorsichtsmaßnahme zu, die Sie für nötig befinden. Sie sind jederzeit willkommen! Wir… Ich meine meinen Vater und mich… hatten ein offenes Haus in Miami, weil er ja selbst ein Hohepriester ist. Das kann ich allein hier in der Stadt natürlich nicht mehr machen, aber wenn Mélusina Ihnen vertraut, dann tue ich das auch! Sie sieht viel mehr als ich… Sie hat eben einen anderen Blickwinkel und kann die Zusammenhänge wie aus der Ferne betrachten… Denken Sie bitte nicht, dass Sie mir jemals einen falschen Rat gegeben hätte. Wenn Fehler geschehen sind, dann lagen sie immer bei mir! Ich sehe nur Ausschnitte, wenn ich in Trance bin, nie das gesamte Bild… Außerdem fehlt mir die Weisheit der Jahre, die sie beide besitzen!“
Nico war nicht in der Lage, Ansprüche stellen oder sich gegen Hilfsangebote wehren zu dürfen. Sie hielt ihre Versprechen, koste es, was es wolle. Wenn ihr Vater auch nur den Hauch eines Verdachtes hegte, dass sie versuchte, auszubrechen, dann würde er hierher kommen und die Sicherheit seiner spirituellen Heimat verlassen. Das durfte sie in keinem Fall zulassen, also musste sie eine folgsame Tochter sein. Wenn sie ihm beim nächsten Gespräch sagte, dass sie unter dem Schutz von Enforcern stand, dann würde ihn das beruhigen, auch wenn er selbst den Immaculates mit zwiespältigen Gefühlen gegenüberstand.
Es war sehr nötig, sie unter den Schutz einiger Enforcer zu stellen. Damon musste sich wirklich etwas einfallen lassen und dabei war ihm kein Umstand zu hoch. Er mochte die junge Krankenschwester. Sie war nett und sie hatten heute gemeinsam ein kleines Leben gerettet, das genauso am Anfang von allem stand wie die Breeds, abgesehen von der Tatsache, dass die junge Frau bereits ein Leben gelebt hatte, dem noch ein bei weitem Längeres folgen würde.
Er hatte seine Hilfe allen Ernstes angeboten und er glaubte nicht im Traum daran, dass Nico ihn irgendwie belästigen könnte. Im Gegenteil, sie konnte jederzeit anrufen, so wie er es gesagt hatte. Selbst wenn sie nur zur Beruhigung seine Stimme hören wollte, wenn ihr die von Mélusina nicht reichte.
Nico erhob sich von ihrem Stuhl und streckte ihm die Hand zum Abschied entgegen.
„Vielen Dank für alles, was Sie heute
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