Die Saat Der Makellosen

früh, so dass die Verwandlung zur Lost Soul nicht komplett vollzogen worden war. Mutter überlebte bis kurz nach meiner Geburt und mein Vater, Bernabé… der eigentlich nicht mein leiblicher Vater ist, wie Sie bestimmt schon ahnen… Meine Eltern zogen auf jeden Fall nach Miami, weil die Aryaner sie mehr denn je in ihre Gewalt bringen wollten. Wir blieben den anderen Immaculates fern… Und solange meine Verwandlung nicht nahte, war ich durch die Kraft meines Vaters geschützt. Und auch durch Mélusinas Beistand, aber ich denke, dass ich gerade zu offen bin, bis ich den nächsten Schritt getan habe… Er konnte mich finden… Ich weiß nicht, wie… Vielleicht, weil ich von ihm abstamme… Blut ist eine starke spirituelle Verbindung, die ich nicht einfach auslöschen kann!“
    Nico atmete tief durch und schlang dann ihre Arme um sich, weil sie wieder einen kalten Windhauch spürte, der direkt aus der Hölle zu kommen schien.
„Ich sollte es besser wissen, nachdem ich die schreckliche Nacht selbst gesehen habe… Aber ich… Wenn er droht, meinem Vater etwas anzutun, dann hat er leichtes Spiel mit mir. Ich würde niemals zulassen, dass ihm etwas geschieht, nur weil er mich Zeit seines Lebens wie sein eigenes Kind geliebt und beschützt hat! Der andere möchte mich zurück haben… Wozu muss ich Ihnen sicher nicht erklären… Und die zweite Generation hat ja leider keine andere Wahl!", schloss Nico ihren Bericht und sah ein wenig hilflos zum Chief auf, der plötzlich ihre Küche komplett auszufüllen schien.
    Als würden heiße Wellen von ihm ausgehen, die sie mit ziemlicher Macht trafen. Sie konnte nur nicht sagen, ob er wütend auf sie oder einfach nur von der Geschichte mitgenommen war. Oder beides.
Aber Mélusina hatte gesagt, dass es am Besten für sie wäre, wenn sie das Haus Harpia um Hilfe bitten würden und dessen Hauptsitz war nun einmal New York.
     
    Damon hörte ihr aufmerksam und mit sehr ernster Miene zu. Er öffnete seine mentalen Fähigkeiten, um auch unter die Oberfläche sehen zu können. Sie tat ihm unglaublich leid und er war ihr sehr dankbar, dass sie trotz der furchtbaren Vision, die sie gesehen hatte und dem, was ihrer Mutter passiert war, mit ihm darüber sprach. Dabei hatte er ihr nicht einmal gesagt, dass er zu den Kriegern gehörte. Für sie war er nur der Feuerwehrmann Chief Archer. Ein Immaculate, der sich dazu verschrieben hatte, Gutes zu tun. Sie hatte sich nicht einmal darüber gewundert, dass er eine Waffe mit sich führte. Dabei konnten sich die meisten Zivilisten unter ihnen meistens genauso wenig gegen ihre Feinde verteidigen, wie Nico es in der Gasse ohne Beistand von Mélusina vermocht hätte.
    Wenigstens hatte Nico niemals mitbekommen, wie schrecklich die Aryaner wüten konnten. Bestien mit einer Willkür, die selbst einem gestandenen Krieger den Atem rauben, Tränen in die Augen treiben und Schauer über den Rücken laufen lassen konnten. Ein einziges Mal, kurz vor Anbruch des 20. Jahrhunderts, hatte Damon ein Dorf gesehen, das von einem Lord und seinen Gefolgsleuten überfallen und ausgelöscht worden war. Eine Geisterstadt. Es war nichts mehr übrig und die Leichen von Männern, geschändeten Frauen und Kindern verwesten an Stricken baumelnd an den Dächern der Häuser, in den Bäumen und an den fließenden Gewässern, die sie passierten. Sie hatten nicht einmal vor den Allerkleinsten halt gemacht und diese Bilder hatten ihn lange Zeit in seinen Träumen und auf der Jagd verfolgt.
Damon wusste also, was Nicos Vater gesehen hatte und zollte ihm höchsten Respekt, den Kampf gegen die schrecklichen Kreaturen aufgenommen zu haben. Das war für ihn als Mensch ein sehr mutiger Schritt. Und auch Nicos Mutter hatte mutig gehandelt. Sie hatte sich für die Liebe und gegen den Schutz, der ihr als Breed gewährt worden war, entschieden. Obwohl sie wusste, dass es sie das Leben kosten konnte, was dann letztendlich geschehen war.
    Dem Bastard, der ihrer Mutter Gewalt angetan hatte, sei Dank. Und Nico schämte sich deswegen. Sie gab sich die Schuld am Tod ihrer Mutter und fürchtete Damons Zorn, weil sie die Tochter eines mächtigen Aryaners war. Wenn er oder die anderen Immaculates darauf auch nur einen Deut geben würden, dann gäbe es sogar unter Ihresgleichen Krieg. Ash war ebenfalls Abkömmling eines Aryaner-Lords. Die Geschichte seiner Mutter entsprach ungefähr dem, was Nicos Mutter erlebt hatte. Doch die Bande des Blutes zählten in dem Fall nicht. Der Lord, der hinter Nico her