Die Saat Der Makellosen
unser Volk auszeichnen. Wir nennen uns Immaculate, aber die Bezeichnung Vampir trifft es genauso gut, auch wenn er viele Irrtümer nach sich zieht, weil wir mit Nichten Ähnlichkeit mit den Monstern haben, die so gerne in der Literatur beschrieben werden…“
Das Orakel lächelte und entblößte ein Paar halb ausgefahrener Fangzähne, weil sie das Kind nicht völlig abschrecken wollte. Salama benutzte diese Waffe höchst selten, weil sie über viel stärkere Psi-Kräfte verfügte, aber die Eckzähne waren komplett ausgefahren ziemlich eindrucksvoll.
„Wir dachten über lange Jahre, dass wir euch verloren hätten, umso größer ist nun die Freude, dass ihr am Leben geblieben seid! Ich weiß, es ist nahezu phantastisch und unglaubwürdig, aber wir sind miteinander verwandt und in euch ruhen die Anlagen zu einem Immaculate… Ihr seid beide Teil unserer Familie!“
Romy erhob sich von ihrem Stuhl und kniete sich neben ihre Schwester, um ihre Hand zu nehmen und ihren Blick zu suchen.
„Bekky, es tut mir leid, dass ich es dir nicht gleich gesagt habe… Ich musste erst selbst sehen, ob da auch nur ein Funke Wahrheit dahinter steckt… Am Freitag nach der Arbeit wurde ich angegriffen und Rys Harper hat mich gerettet, weil die Männer über unglaubliche Kräfte verfügten… Die Immaculates haben gefährliche Feinde, die uns scheinbar aufgrund unserer Fähigkeiten aufspüren können. Du musst dir aber keine Sorgen machen, wir werden überwacht… Rys Harper hat das veranlasst. Ich möchte nur, dass Du verstehst, dass das alles wahr ist! Ich habe es vorhin mit eigenen Augen gesehen, als ich die Bilder berührte. Malakai Harper war unser beider Vater… Wir tragen sein Erbe in uns. Ich weiß, dass es überwältigend und beängstigend ist, aber ich bin bei dir! Wir stehen das zusammen durch, wenn es nötig ist. Bekky? Bitte, sag doch etwas… Du musst keine Angst haben! Sie sind wie wir, mal abgesehen davon, dass sie über noch ein paar weitere Fähigkeiten verfügen als wir!“, versuchte Romy ihrer Schwester den ersten Schock zu erleichtern.
Bekky sollte zuerst nur die guten Dinge erfahren, weil sie ja genug Zeit hatte, sich auf die Probleme vorzubereiten, die sie selbst schon sehr bald erwarteten.
Sie sandte dem Orakel einen gehetzten Seitenblick zu, weil sie sich größte Sorgen machte, dass ihre Schwester sich nach dieser Eröffnung vielleicht von ihr abwenden könnte. Die Dame blieb die Ruhe in Person und lächelte nur sphinxhaft, so dass Romy erneut flehentlich zu ihrer kleinen Schwester aufsah.
"Sie können uns helfen, diese Fähigkeiten zu kontrollieren, damit nie wieder etwas passiert!", flüsterte Romy leise, weil das vielleicht ein Argument war, das Bekky überzeugen konnte, nachdem sie so viele Probleme mit der Telekinese gehabt hatte.
Wenn Bekky gewusst hätte, dass Romy Besuch mitbringen würde, dann hätte sie gewiss nicht die Tür aufgemacht. Der Tee, den sie serviert hatte, war längst vergessen. Alles, was sie noch tun konnte, war entgeistert zwischen dieser fremden Frau und ihrer älteren Schwester, die vollkommen den Verstand verloren zu haben schien, hin und her zu starren.
Sie sollte etwas sagen? Wirklich?
Rebeka entzog Romana ihre Hand, als wäre es etwas, mit dem sie niemals hätte in Kontakt treten sollen. Etwas, das sie sauer aufstoßen und gleichzeitig krank vor Sorge um ihre Schwester werden ließ. An was oder wen war Romy da nur geraten? Was für eine verteufelte Sekte hatte sie da gefangen genommen und manipuliert? Bekky wollte damit nichts zu tun haben. NIEMALS!
„Du hast gesagt, Rys Harper wäre ein Niemand!“, presste sie mühsam hervor, sichtlich bewegt und nicht willens zu glauben, was man ihr offenbart hatte.
„Du hast gesagt, er wäre nicht wichtig! Dass du ihn nicht magst und dass er abscheulich ist. Und jetzt auf einmal sagst du das genaue Gegenteil? Wir sollen Verwandte von irgendwelchen Blutsaugern sein, die mir helfen können, diese Scheiße hier zu begreifen? Romy, was ist in dich gefahren? Ich habe eine Familie. Ich habe Eltern! Ich habe dich! Das hier kann unmöglich dein Ernst sein. Du darfst nicht glauben, was diese Frau oder dieser Harper dir sagen. Das ist alles nicht wahr. Das ist gelogen.“
Tränen füllten ihre Augen und Bekky blinzelte dagegen an. Sie rang sichtlich um Fassung und wünschte sich weit weg in ihr gemütliches Elternhaus in Raleigh, wo sie aufwachen und feststellen würde, dass all das hier nur ein böser Traum gewesen war. Doch ein Blick
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