Die Saat Der Makellosen
dem Fenster zu Tode erschreckt, sie dazu veranlasst ein Chaos anzurichten. Ein Durcheinander, das sie eben erst beseitigt hatten.
„Sehen Sie mich nicht so an, Lady oder Sie lernen mich kennen!“ Eine leere Drohung. Bekky war ungefähr so gefährlich wie ein kleines Hündchen, das zwar schon sehr laut kläffte aber immer noch Milchzähne besaß. Ganz im Gegensatz zur Frau auf dem Sofa. Deren blitzende, ekelig spitz gefeilte Eckzähne schienen plötzlich noch einmal so lang geworden zu sein, wie zuvor. Doppelt so lang... Der Zahnchirurg, der so etwas verkaufte, war eindeutig krank.
Bekky schauderte und dachte einen ganzen Haufen Schimpfwörter, die Abscheu in ihrem Blick vor dieser durchgeknallten, offenbar auf ihre letzten Ersparnisse abzielenden Sektentante nicht verbergend, die mit ein paar Tricks, die jede Telefon- oder Fernsehwahrsagerin angewandt hätte, alles aus ihrer Schwester herausbekommen hatte, was sie wissen musste, um ihr die angeblich perfekte Vergangenheit ihrer Mutter zu präsentieren, die selbstverständlich einen klitzekleinen Haken hatte, der sich nur beheben ließ, wenn man ihrem kleinen Blutsaugerzirkel beitrat.
„Ich hasse Sie! Geben Sie sich keine Mühe, mein Verständnis für Ihre Sache zu erheucheln. Mein Vater ist ein Detective. Ich mag an der Polizeischule kläglich versagt haben, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, zu denken, ich wäre irgendwie beschränkt! Ich weiß ganz genau, was Sie vorhaben. Und glauben Sie mir, es wird nicht funktionieren.“
Diesmal war es Romy, die tief einatmete und das Orakel offenbar entschuldigend für das unhöfliche Benehmen ihrer Schwester ansah. Das brachte Rebeka erst recht auf die Palme.
Romy war auf dem Boden knien geblieben, weil der Anblick ihrer tobenden Schwester sie bis ins Mark erschütterte. Rebeka erinnerte sie in diesem Moment schmerzhaft an ihre Mutter, die sie erst vor kurzem in einem Flashback gesehen hatte. Auf den Bildern mochte das nicht so auffallen, aber Bekky so mit flammendem Blick vor sich stehen zu sehen, war wie ein Schlag ins Gesicht. Wieso war ihr das noch niemals zuvor aufgefallen?
- Weil Du deine Erinnerungen verdrängt hattest, sie lagen tief in dir begraben! Sei nicht traurig, mein Kind! Die alten Wunden mussten aufbrechen, damit Du innerlich heilen kannst! Hab keine Angst um Bekky! Wir werden nicht noch einmal zulassen, dass ihr uns verloren geht! -
Romy blinzelte und warf dem Orakel einen entschuldigenden Seitenblick zu, als das Buch regelrecht in ihre Richtung flog, nachdem Bekky die Dame ziemlich energisch der Tür verwiesen hatte. Sie konnte ihre Reaktion sehr gut verstehen, allerdings war es etwas anderes, Rys oder seinen Bruder so anzubrüllen als diese Frau, die scheinbar völlig ungerührt auf dem Sofa saß. Sie war bestimmt sehr mächtig und bewies das auch, als das Buch genau zu ihren Füßen liegen blieb, als hätte es eine unsichtbare Hand aufgehalten.
Sie konnte genau sehen, wie die Zähne der Frau wuchsen und fühlte sich gleich wieder an Rys Harper erinnert, so dass sie sich unbewusst mit der Zunge über die noch leicht geschwollene Stelle fuhr, wo sie sich an den spitzen Zähnen verletzt hatte.
Sie ist noch ein Kind... , dachte Salama nachsichtig.
Es hatte schon lange nicht mehr jemand gewagt, sich ihr gegenüber so respektlos zu verhalten. Das Orakel spürte, wie ihre Fangzähne länger wurden, eine natürliche Reaktion auf die Aggressivität, die in Wellen von dem Mädchen auszugehen schien. Alles reine Abwehr, die jeder Grundlage entbehrte, dennoch… Ihre Unwissenheit würde sie zumindest für den Moment schützen.
Die ältere Schwester verstand ansatzweise, dass man sie nicht unterschätzen durfte. Das Orakel nahm den weiteren Angriff hin, weil es noch keinen Sinn hatte, ihr zu widersprechen. Sie sollte zuerst alles raus lassen, damit sie ruhig genug war, sich schließlich ein paar Wahrheiten anzuhören.
„OH, WAS ERLAUBST DU DIR, ROMY? Wie kannst du nur glauben, was diese alte Frau sagt? Du bist ausgegangen, um in irgendeinem CLUB tanzen zu gehen, um Geld für uns zu verdienen. Du wirst angegriffen, sagst mir aber nichts davon, dafür schleppst du aber diesen Hornochsen an... Ja, Lady, schauen Sie nicht so, das sind die Worte meiner Schwester, die eigentlich bis gestern noch kein gutes Haar an diesem Rys gelassen hat, der sich nun ganz plötzlich um uns zu sorgen scheint, obwohl weder Sie noch er uns kennen... und bringst diese Frau nach Hause. – Ja, das ist
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