Die Saat Der Makellosen
beängstigend und ja, es ist überwältigend! Aber ganz sicher nicht wegen mir, Romy! SONDERN DEINETWEGEN!“
Das Service auf dem Tisch klapperte besorgniserregend und beruhigte sich wieder, obwohl Bekky alles andere als ruhig war. Es war das einzige gute Geschirr, das sie besaßen. Ein Geschenk von Bekkys Adoptivmutter. Eines von vielen. Sie war es, die sich wirklich um die Geschwister kümmerte. Sie und nicht diese Bande von... von ... Vampiren.
„Die da kann uns ganz bestimmt nicht helfen!“ Bekky deutete auf das heilige Orakel der Immaculates, die sich scheinbar durch nichts aus der Ruhe bringen ließ und hätte sie am liebsten am Kragen gepackt, um sie persönlich aus dem Wohnzimmer direkt vor die Tür zu bugsieren. Diese dreisten, angeblich allwissende Möchtegerns gehörten allesamt ins Gefängnis. Wahrscheinlich hatte sie persönlich ein paar Junkies angeheuert, die ahnungslosen, aber potentiellen Opfern der Sekte auflauern und ihnen Angst machen sollten.
„Sie verdient ihr Geld damit, Leute wie uns zu betrügen. Hilflose Leute, Romy. Menschen mit wenigen Erfahrungen.“
Ihr Zorn legte sich ein klein wenig, als sie zu ihrer Schwester sprach. Sie wollte Romy nichts Böses. Nie. Die Tränen flossen nun stetig und ihre rauer werdende Stimme brach, als sie die zuvor fortgestoßene Hand ihrer Schwester griff, um sie davon zu überzeugen, dass es in keiner Weise richtig war, die alten Bande der Familie, die sie hatten und die sie beide waren aufzugeben, um sich diesen grausamen Menschen zuzuwenden, die sich als gottlose Kreaturen... Geschöpfe der Nacht ...nein, halt, diese Frau wandelte am Tag, unter der Sonne... also war es glasklar, dass sie log. Vampire konnten sich nicht dem Tageslicht aussetzen. Sie zerfielen dann zu Staub... und es gab sie nicht wirklich, nur in der Fantasie... in Filmen... im Fernsehen...
Wie konnte Romy das nur nicht wissen? Sie hatte doch das weitaus wildere Leben gelebt. Das wenig Beschützte, das Erfahrenere... es war vollkommen idiotisch, fand Bekky, in diesem Fall mehr zu wissen als ihre Schwester, die seherische Fähigkeiten hatte.
Was lief hier nur falsch? Etwas hier passte nicht zusammen... Zweifel beschlichen sie, Bilder von jener Feuernacht kamen plötzlich vor ihrem inneren Auge auf... Bilder, die Bekky nicht sehen wollte und sie dazu veranlasste, die Augen fest zusammenzukneifend, dem Orakel den Rücken zuzukehren.
„Du bist die Ältere von uns!“, flüsterte sie, damit die andere Frau sie nicht hörte. Sie wollte ganz allein zu ihrer Schwester sprechen, die zweifellos schon zu tief in dieser Misere drin steckte.
„Du kannst mich doch nicht im Stich lassen. Keiner kann uns helfen, Romy. Das weißt du. Wenn es so jemanden gäbe, dann hätte mein Vater ihn längst gefunden. Ich will diese Sachen nicht. Ich will nicht so sein. Ich will es nicht kontrollieren, ich will, dass es aufhört, Romy. Wenn du deine behalten willst, kann ich das ja verstehen, aber meine ist in keiner Weise nützlich. Ich bin eine Gefahr für alle, die mir zu nahe kommen. Für alle, die mir nahe stehen. Eine Gefahr für dich .“
Bekky hob ihre beiden Hände an Romys Wangen und lehnte ihre Stirn an die Stirn ihrer Schwester. Heiße Tränen rollten ihr übers Gesicht und sie machte einen letzten Versuch, Romy, die bisher kein Wort gesagt hatte, flehentlich umzustimmen.
„Schick diese Frau fort. Schick sie weg. Lass sie nicht in dein Leben. Sie ist nicht gut für dich. Nicht gut für uns. Sie weiß nichts über unsere Mutter und über unsere Väter genauso wenig. Warum sollen wir ihr glauben? Weil sie Fotos hat? Fotos kann man fälschen, Romy. Wir beide waren bei der Polizei. Wir hätten als Erste eine Spur von ihnen finden müssen. Nicht diese Frau. Sie ist kein Teil der Familie. Alles, was wir an Erinnerungen hatten, ist in dem Feuer verbrannt. Du warst vier Jahre alt, Mutter ist lange tot. Was ist, wenn die Frau auf den Bildern Marga einfach nur ähnlich sieht? Erinnerungen können täuschen, Romy. Ich wünschte, es wäre nicht so, aber das hier ist einfach zu unglaublich. Ich verstehe ja, dass du deine Vergangenheit ändern möchtest und ich wünschte, du hättest genauso gute Eltern gehabt wie ich. Jemand, der sich um dich kümmert, so wie du dich um mich gekümmert hättest, wenn du die Chance dazu bekommen hättest. Du bist ein guter Mensch, Romy. Du bist meine Schwester. Lass mich daran teilhaben, für uns zu sorgen. Schick sie weg! Wir brauchen sie nicht. Wenn ich könnte, würde ich all
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