Die Saat Der Makellosen
immer mehr.
Ein trauriger Ausdruck des Mitgefühls für die Verstorbene trat auf sein Gesicht und er wandte sich einen Augenblick von Nico ab. Sie beide sollten sich lieber nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn jemand anders Dienst gehabt oder er ihr einfach nicht geglaubt hätte. Dann hätte er das Leben eines Kindes auf dem Gewissen gehabt. Etwas, mit dem er sicher nicht hätte leben können. Plötzlich schien Regen in der warmen Sommerluft zu liegen. Zumindest roch es danach. Nico war ebenfalls traurig.
Doch dem Kind würde es gut gehen. Der Onkel würde sich gut um das kleine Mädchen kümmern und wenn es alt genug war, würde man ihr die Geschichte ihrer Mutter, die alles getan hatte, um sie in Sicherheit zu bringen und dabei ihr eigenes Leben gelassen hatte, erzählen. Die Geschichte einer sehr, sehr mutigen Mutter. Sie hatte schließlich nicht wissen können, wie gefährlich der Schrank, in dem sie sich versteckt hatte, gewesen war. Sie war zu jung gewesen und was das Feuer anging, so konnte man in diesem Fall niemals erfahren genug sein. Die Flammen waren ein unberechenbarer Feind. Sie waren der jungen Frau zum Verhängnis geworden.
Damon ergriff abermals Nicos Hand, die sie auf seinen Unterarm gelegt hatte, zog die Sonnenbrille ab und sah sie, nachsichtig den Kopf schüttelnd an, weil sie schon wieder das Gefühl hatte, ihn zu nerven. Das Sonnenlicht blendete, obwohl sie im Schatten saßen. Nachts waren seine Augen besser. Am Tag kam es ihm manchmal vor, als wäre er ein Maulwurf, der sich ans Licht gegraben hatte. Die Strahlen an sich machten ihm nicht das Geringste aus, genauso wenig wie die Wärme, aber seine Augen waren längst nicht so gestärkt wie der Rest seines Äußeren. Hübsch und charismatisch vielleicht, sonst eine einzige Schwachstelle, die er eben nicht ausmerzen konnte.
„Sag so was nicht. Wenn ich die Details nicht wissen wollte, hätte ich dich nicht gefragt, oder? Du kannst mir alles von dir und deiner Arbeit erzählen. Ich glaube, das könnte mir niemals zu viel werden. Du bist ziemlich gut in deinem Job, oder? Ich meine, nicht nur als Priesterin, sondern als Krankenschwester. Es macht dir Spaß, nicht wahr?! Diese Verantwortung, die du trägst, ist unglaublich. Feuerwehrmann zu sein ist da etwas ganz anderes. Wir haben uns gegenseitig an diesem Abend geholfen. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich niemals von dem Baby erfahren, Nico. Dir allein gebührt der Dank und du solltest ihn ohne Widerworte hinnehmen.“
Nico fragte sich, ob sie mit diesem Gefühl der Vertrautheit zu ihm alleine dastand. Sie wusste einfach zu wenig über Damon, um ihn wirklich einschätzen zu können. Vielleicht sollte sie ihre Gefühle besser im Zaum halten, die doch kaum Raum zum Greifen bekommen hatten. Sie hatte ihn nur bei einem Einsatz erlebt und er sie einem Moment von großer Schwäche, den er ihr zum Glück nicht vorgeworfen hatte. Nein, er hatte dafür gesorgt, dass ein solches Fehlverhalten nicht nochmals vorkommen würde.
Seine Worte erfüllten sie mit Wärme und sie konnte nur zustimmend nicken, als er sie aufforderte, den Dank vorbehaltlos anzunehmen. Sein Lob freute sie wirklich. Wenn er wirklich daran interessiert war, wie sie in ihrem Job war, dann konnte er sie gerne mal im Krankenhaus besuchen. Allerdings traute sich Nico nicht, die Einladung laut auszusprechen. Das schien ihr etwas zu aufdringlich, auch wenn sie sich gerne die Feuerwache angesehen hätte, wo er seine weltliche Arbeit tat. Es war bestimmt nicht leicht, immer wieder ein neues Leben zu beginnen, weil man nicht weiter alterte... Eine Aussicht, die sie verunsicherte. Die Auswirkungen der Verwandlung waren für sie einfach noch nicht greifbar. Damon war immerhin von Geburt an ein Immaculate gewesen, für ihn war das ganz selbstverständlich.
Damon lachte erneut. Ein warmes und gewinnendes Lachen. Es verlieh ihm etwas Jungenhaftes. Dem Alter, das in seinem weltlich angepassten Ausweis stand, entsprechend. Nico sah skeptisch drein. Damon verkniff sich ein weiteres Grinsen, obwohl sie ihn immer noch zum Schmunzeln brachte. Bescheidenheit war in ihrem Fall wirklich eine Zierde.
„Okay, ich glaube, wir werden uns in dem Punkt nie einig. Lass uns irgendwo einen Kaffee trinken gehen, Nico. Zum Abendessen ist es ja leider noch zu früh. Ich lade dich ein. Wir feiern unsere gemeinsame Rettungsaktion. Danach verlieren wir kein Wort mehr darüber und sprechen über andere Dinge, die keinen von uns in Verlegenheit bringen. Was
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