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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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in die Augen ihrer Schwester genügte, um genau das Gegenteil auszumachen. Sie war hellwach, sie bekam Kopfschmerzen und sie hasste dieses Gefühl von Blitzen in ihrem Gehirn, die das Gewitter ankündigten, das in diesem Wohnzimmer hier stattfinden würde, wenn sie sich nicht bald beruhigte.
    Das Buch auf ihrem Schoß, das Album, in dem ihre angebliche Geschichte steckte, fiel mit einem harten Aufprall zu Boden. Bekky umklammerte die harte Sitzfläche des Stuhls, auf dem sie saß. Sie war leichenblass, ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten unnatürlich in der Farbe schlechten Whiskys und ihr fehlte nicht viel, um sich an Ort und Stelle zu übergeben, weil diese alte Frau, die es sich auf ihrem Sofa, dem bequemsten Möbelstück, das sie beide in ihrem Wohnzimmer anzubieten hatten, gemütlich machte als wäre sie hier zuhause und der Besuch das Selbstverständlichste auf der Welt, sie mit diesem mitleidigen Gesichtsausdruck bedachte, den Sektenfänger nun mal hatten, wenn sie einen Ungläubigen zu bekehren versuchten.
Doch mit dieser Nummer biss sie bei Bekky auf Granit. Zumindest war es das, was die jüngere Schwester in diesem Moment dachte, und das rief ein noch größeres Mitleid in den Augen dieser völlig Fremden hervor, sodass Bekky angewidert vom Stuhl aufsprang, ihn umstieß und wild mit den Händen in der Luft gestikulierte. Das Service klapperte auf dem Tisch. Ihre Fähigkeiten, wie Romy es gerade so schön angesprochen hatte, drohten zu eskalieren, weil Bekky verständlicherweise ihre Gefühle nicht im Griff hatte und ja förmlich dazu genötigt wurde, eine Antwort zu geben.
    Eine Antwort, die ihrer Meinung nach vollkommen irre war. Niemals würde sie darin zustimmen, sich einer Unbekannten anzuvertrauen. Nicht, nach allem, was sie bereits durchgemacht hatten. Was sie durchgemacht hatte. Bekky wollte nichts über ihre angebliche Familie, ihren angeblichen Vater wissen. Es war doch alles ein ausgemachter Unsinn.
„Ich hätte nie gedacht, dass du so einen Blödsinn glauben kannst, Romana!“ Bekky schaffte es nicht, die Verzweiflung aus ihrer Stimme herauszunehmen.
    Romy zuckte unter den anklagenden Worten ihrer Schwester zusammen. Sie hatte ihrer Wut über Rys Harper irgendwie Luft machen müssen und dabei vielleicht ein oder zwei (oder vielleicht mehr) Dinge gesagt, die sie eigentlich nicht so gemeint hatte. Aber wie sollte sie ihrer kleinen Schwester gegenüber zugeben, dass sie plötzlich doch Interesse am anderen Geschlecht zu entwickeln schien?
Sie hatte die Anziehungskraft zwischen ihnen nur nicht wahr haben wollen, für die sie nun einen ziemlich handfesten Beweis erhalten hatte. Sie schämte sich für diese Schwäche und spürte, wie ihre Wangen sich mit einem Hauch Rot überzogen, weil sie selbst jetzt noch unter diesen Umständen nicht verleugnen konnte… Nein, das war keine Richtung, in die ihre Gedanken gehen durften . Hier saß jemand bei ihnen, der sie sofort durchleuchten konnte. Außerdem hatte die Fremde Bekkys Reaktion vorausgesehen, ohne sie wirklich zu kennen. Wenn sie beide schon übersinnliche begabt waren oder vielleicht auch verflucht, dann musste diese Va... Immaculate immense Kräfte besitzen.
Immerhin war sie über 4000 Jahre alt ...
     
    An das Orakel gewandt fuhr Bekky hitzig fort: „Verlassen Sie SOFORT unsere Wohnung. Verlassen Sie unser Haus und nehmen Sie das gottverdammte Buch gleich mit!“
Wie aufs Stichwort flog der dicke Wälzer immer noch am Boden liegend und eine Schleifspur gegen den Strich auf dem Teppich hinterlassend in Richtung der Frau auf dem Sofa. Es stoppte wie von Geisterhand direkt zu ihren Füßen. Das war nicht Bekky gewesen. Von ihr aus hätte das Ding der alten Schachtel ruhig an den Kopf fliegen können, aber sowas klappte bei ihr nie. Bekky sah es und schnappte nach Luft.
Hatte sie es doch getan?...Egal!
    In dem Moment lüpfte die Frau missbilligend die linke Braue. Ein tadelnder Blick, wie man kleine Kinder rügte, die vor dem Essen genascht hatten, obwohl man es ihnen verbot. Sie würde gewiss nicht gehen. - Noch nicht.
In Bekky regte sich plötzlich eine unbändige Wut. Selbst wenn nur ein Funken von dem, was Romy gesagt hatte, wahr war, hieß das noch lange nicht, dass diese Frau auf ihrem Sofa das Recht hatte, sich in ihr Leben einzumischen. Sie hatte überhaupt kein Recht dazu! Nicht das Geringste. Sie sollte sich zum Teufel scheren und dieser Rys und seine Freunde gleich mit! Er hatte sie schließlich mit seinem plötzlichen Auftauchen vor

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