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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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wunderschöne Lächeln. Sie braucht Geld, einfach nur Geld, das andere in Hülle und Fülle besitzen, um weiterzuleben, aber diese bittere Wahrheit wagt er nicht auszusprechen, nicht vor ihr.
    Stattdessen erwidert er ihr Lächeln, worauf sie sich mit einem leichten Kopfnicken verabschiedet und sich auf dem Pfad zwischen den blühenden Büschen hindurch entfernt.
14  
Paris
    Jedes Mal, wenn er die Augen schließt, bricht das Inferno aus, wird zur Feuerwalze, die alles verschlingt wie ein gefräßiges Monster. Dann, wenn er nicht mehr wegrennen kann, wenn der beißende Qualm ihm die Lungen zerfrisst, wenn er stolpert und am Boden liegt, fallen die Flammen über ihn her, und wenn er den Geruch von verbranntem Haar und Fleisch wahrnimmt, schießt er hoch aus seinem Bett, und dannwundert er sich jedes Mal, dass es dunkel ist bis auf das schwache Licht, das von links, vom breiten Fenster hereinscheint, und das rote Standby-Lämpchen am Fernseher, oben an der Wand. In dem Moment fangen trotz der Schmerzmittel die Schmerzen wieder an, zischeln wie Schlangen durch seinen Körper, schlagen ihre Fänge in sein Fleisch und vergiften seine Gedanken.
    Seit es hell ist, starrt Ethan an die Decke mit den verspiegelten Schienen der Neonröhren. X-mal hat er angefangen, die Lamellen darin zu zählen, genauso oft hat er aufgegeben. In »Nacht«, dem Roman von vor zwei Jahren, lag sein Protagonist nach einem Autounfall mit einer Querschnittslähmung im Krankenhaus. Nick Peters, ein dynamischer, erfolgreicher Börsenmakler, starrte auch an die Decke und überlegte, wie er sich doch noch an seinem Widersacher rächen könnte, der ihm erst das Vermögen und die Frau und dann auch noch seine körperliche Unversehrtheit genommen hatte. Er übte sich in Geduld und dachte sich einen Plan aus. Als er im Rollstuhl sitzen konnte, ließ er sich mit dem Taxi zu seinem Gegner, einem Bauunternehmer, fahren und erschoss zuerst ihn und dann sich. Das Buch brachte mäßigen Erfolg.
    Ethan bewegt seine Augen nach rechts, zum Nachttisch mit dem Wecker. Halb neun. Die Schmerzmittel machen ihn dumpf und seltsam sorglos. Auf dem Flur hört er Schritte und das Quietschen des Essens- oder Verbandswagens. Der Arzt mit der randlosen Brille und den Hamsterbacken hat es ihm erklärt: Vom verbrannten, toten Gewebe gehen Entzündungen aus. Es ist ein guter Nährboden für Bakterien und Pilze, die sich dann weiter in den Körper vorarbeiten. Deshalb musste er das geschädigte Gewebe entfernen. Über das Kosmetische machen Sie sich erst mal keine Gedanken, hat er noch hinzugefügt und ihm die Hand auf den gesunden Arm gelegt. Wichtig ist, dass Sie kräftig essen, und nehmen Sie die Vitamine! Währenddessen hat die Schwester dieInfusionsflasche gewechselt. Verbrennungen zweiten Grades gehen einher mit Blasenbildung, starken Schmerzen. In seinem Fall werden Narben zurückbleiben. Im Gesicht, am Hals, am Arm. Das haben sie ihm gesagt, dieser Arzt, dessen Namen er sich nicht merken will, und seine Assistenten. Diese Narben sind mir egal, hat er antworten wollen, es aber nicht getan.
    Er war erleichtert, dass man ihn nicht in Tromsø behalten hat, sondern dass er nach Paris gebracht worden ist. Heute Morgen gelingt es ihm zum ersten Mal seit dem Unglück, über einen längeren Zeitraum klar zu denken, und er ist sich sicher, dass Lejeune den Transport veranlasst hat.
    Worin war Sylvie verstrickt? Woher hatte sie die Saatkörner? Was ist mit der Bank in Gibraltar? Verflucht, ich muss Mathilde anrufen!
    Seine Gedanken drehen sich immer schneller, werden zu einem Strudel, der sich selbst in die Tiefe zieht. Er hat Durst, will zu dem Wasserglas auf dem Nachttisch greifen. Doch seinen linken Arm kann er nicht mehr ausstrecken, das Drehen des Kopfes tut weh, die linke Halsseite ist wohl von dem brennenden Balken erfasst worden, er dreht den ganzen Oberkörper, ein umständliches Unterfangen, manchmal will er sich die Haut vom Leib reißen, weil sie ihn einengt, ihn nicht atmen lässt, ihn erstickt. Vielleicht sind es auch nur die Verbände. Das Wasser schmeckt schal. Sie haben Glück gehabt, hat der Arzt gesagt, es hätte schlimmer sein können.
    Die Krankenschwester mit den kalten, dürren Fingern kommt herein, nickt ihm zu, liest das Thermometer ab, misst den Puls und pumpt die Manschette zum Blutdruckmessen auf.
    »Ihre Tabletten«, sie öffnet ihm das Schiebefach seiner Tagesration und reicht ihm das Wasserglas. Drei Tabletten, er schluckt sie auf einmal.
    »Wann kann ich

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