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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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nach Hause?«, fragt er, als sie schon wieder an der Tür ist.
    »Sie?« Sie schüttelt den Kopf. »Das wird sicher noch ein Weilchen dauern.«
    Als sie weg ist, starrt er wieder an die Decke. Er muss Kräfte sammeln. Für seinen Plan. Er hätte sterben sollen, aber er hat überlebt. Wer auch immer ihn töten will, wird wiederkommen. Ein Geräusch an der Tür schreckt ihn auf. Noch nicht, ich brauche zuerst eine Waffe. Er tastet nach dem Alarmknopf.

    »Einen schönen guten Morgen!«
    Lejeunes rotes Haar nimmt er als Erstes wahr. Sie trägt einen olivgrünen Trenchcoat, den Gürtel hat sie in der Taille so eng gezogen, dass er sich fragt, ob sie noch atmet. Immerhin ist sie ihm lieber als ein Killer. Sie zieht sich einen Stuhl heran. Lächelt sie sogar?
    »Wie geht es Ihnen?«
    Er empfindet nichts. Keine Wut, keine Angst, nichts. Wahrscheinlich liegt es an den Schmerzmitteln. Es muss eine ganze Menge sein. Er sieht an die Decke. Irgendwann wird sie gehen.
    »Okay – was machen Sie eigentlich, Monsieur Harris? Führen Sie einen Privatkrieg? Oder spielen Sie Detektiv? Wofür halten Sie sich? Haben Sie etwa geglaubt, Sie sind den Leuten gewachsen, die solche Morde verüben? Ich hätte Sie wirklich für intelligenter gehalten, Monsieur Harris.« Ihre Stimme zerschneidet die Stille. Er antwortet nicht, versucht, nicht zuzuhören, es gelingt ihm nicht.
    »Auf das GenØk-Institut wurde ebenfalls ein Brandanschlag verübt.«
    Er sieht sie kurz an. Sie lehnt sich zurück, verschränkt die Arme. »Und Professor Hirsch ist tot.«
    Was will sie mir sagen? Dass ich die Schuld daran trage? Vielleicht stand Hirsch schon längst auf ihrer Liste, so wie auch Antonelli? Wer hat das gesagt? War das nicht Aamu? Verdammt! … Sein Blick geht wieder zur Decke, und er schweigt weiter.
    »Wenn Sie nicht reden wollen, Monsieur Harris, kläre ichSie derweil ein wenig auf: Das Haus von Professor Hirsch wurde per Fernsteuerung durch TNT-Sprengstoff in die Luft gejagt. Diese junge Dame, die Sie mehrmals getroffen und mit nach Tromsø genommen haben, heißt in Wirklichkeit Xenia Yakovleva – und falls es Sie interessiert –, sie hat als Fünfzehnjährige ihren Vater, einen arbeitslosen Astrophysiker, und einen Nachbarn ermordet. Der Taxifahrer in Tromsø hat gesagt, er hätte Sie und diese Dame vom Flughafen zum Hotel gebracht. Mit dem Flugzeug hat sie Norwegen noch nicht verlassen. Jedenfalls nicht unter einem uns bekannten Namen. Warum war sie bei Ihnen?«
    Tonys Surfbrett wurde angeschwemmt, aber seine Leiche ist nie gefunden worden. Sie ist hinausgetrieben in den Ozean, aufgeweicht und von kleinen Fischen abgenagt worden oder gleich von Haien gefressen, vielleicht sind auch Teile in eine Schiffsschraube geraten, wer weiß das schon. Aamu – Xenia – die Namen verschwimmen ineinander, werden unbedeutend, werden überstrahlt von einem hellen Licht, ein Feuer ist ausgebrochen, lodernde Flammen überall …
    »Monsieur Harris, haben Sie meine Frage verstanden?«
    Woher kam das Päckchen auf dem Tisch in Hirschs Haus?
    »Ihr Bruder hat den Vater …«, hört er sich sagen.
    »Was?«
    »Ihr Bruder hat den Vater mit dem Schürhaken erschlagen, und dann haben sie und ihr Bruder das Haus angezündet.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt? Da haben wir aber etwas Interessantes für Sie.«
    Ethan beobachtet, wie Lejeune ihrem Assistenten, der noch an der Tür steht, ein Zeichen gibt. Der stellt einen Recorder auf den Fußboden und stöpselt das Kabel in den Fernseher gegenüber von Ethans Bett. Dann legt er eine DVD ein und nimmt die Fernbedienung vom Nachttisch.
    »Fangen Sie an, David«, sagt Lejeune.
    Einsame Jahre kann Ethan als Titel lesen. EinMädchengefängnis in Sibirien. Baracken im Schneeregen, schmutzige Pfützen auf rissigem Asphalt, im Hintergrund kahle Bäume. Der Sprecher gibt eine kurze Einführung, erklärt, dass in dieser Anstalt in Sibirien Mädchen im Alter zwischen dreizehn und achtzehn interniert sind, die Verbrechen begangen haben. Diebstahl, Körperverletzung, Mord.
    Unter militärischem Drill marschierende Mädchen. Schlafsäle und Essensausgabe wie beim Militär. Ethan merkt, wie sich etwas in ihm zusammenzieht, er weiß, dass gleich eine schreckliche Wahrheit über ihn herfallen wird.
    »Ich fahr ein bisschen vor.« Der Assistent hält den Film bei einer Einstellung an, wo eine ältere Frau an einem Schreibtisch sitzt, vor sich ein junges Mädchen.
    »Und was hast du gemacht?«, fragt die Stimme der Synchronsprecherin.
    Schnitt

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