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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Familienvater, einen Langweiler, den sie nicht einmal eine Stunde ertragen kann.
    »Was machen wir jetzt?« David steht auf, zieht die Handschuhe aus.
    Im Treppenhaus hört sie Stimmen, die Leute von der Spurensicherung sind schnell. Lejeune antwortet nicht und geht weiter durch die Wohnung. Ein Wintergarten als Wohnzimmer, sehr hübsch. Für ihren Geschmack etwas zu verspielt, aber – verflucht, eine große, helle Wohnung mit Dachgarten. Die würde sie auch nehmen. Aber die Miete …
    Manchmal fühlt sie sich in der Rue d’Alésia wie in einem Hasenstall. Alles ist zu klein, zu eng, zu niedrig, jede Ecke vollgestellt, jedes Schrankfach vollgestopft. Keine Luft zum Atmen – und zum Träumen. Aber das erlaubt sie sich sowieso schon lang nicht mehr.
    »Ich frage mich, wer hinter Harris her ist.« David steht in der Wohnzimmertür, neben einem Gummibaum und einem bis zur Decke reichenden verzweigten Ficus, und kratzt sich am Kopf.
    »Passt zu Ihrem Sweatshirt«, meint sie und weist auf die Bäume. VERTE VALLEE steht auf seiner Brust. Gibt es so was noch, ein grünes Tal? »Klingt fast wie Edenvalley, was?«
    Sie weiß, dass sie ihn jedes Mal kränkt, wenn sie nicht auf seine Fragen antwortet, und jedes Mal versucht er, es sich nicht anmerken zu lassen. David schluckt, sie sieht seinen runden Adamsapfel zweimal hoch- und runterrutschen, und ein wenig rot im Gesicht ist er auch, er holt Luft und sie sieht ihn erwartungsvoll an. Er räuspert sich. Na komm schon, Junge, wie lange lässt du dir das noch gefallen?
    »Was ist eigentlich Ihr Problem? Warum behandeln Sie mich so?«
    Er hat lange dazu gebraucht. »Wenn Sie sich endlich mal wie ein Erwachsener benehmen würden, könnte ich Sie auch anders behandeln.« Sie zuckt mit den Schultern, weiß, dass sie ihn damit noch einmal erniedrigt. »Ziehen Sie nicht mehr diese blöden Sweatshirts an, solange wir an diesem Fall arbeiten, und hören Sie auf, dieses Halbstarkenzeug in sich reinzuschütten, und fangen Sie nicht gleich an zu kotzen, wenn Sie ein bisschen Blut sehen.« Sie will an ihm vorbei, doch da fällt ihr noch etwas ein. »Und hören Sie auf, nach Lob zu lechzen.« Ohne ihn zu berühren, schiebt sie sich an ihm vorbei.
    Im Flur fällt ihr das Telefon auf, und sie tut das, was sie grundsätzlich mit Telefonen am Tatort tut. Sie hebt den Hörer ab und drückt die Wahlwiederholungstaste. Eine lange Nummer mit 0034-Vorwahl erscheint auf dem Display. Spanien. Sie hat schon einmal in Spanien angerufen, um mit Sylvies Mutter zu sprechen.
    David bleibt im Türrahmen stehen und stemmt die Hände in die Seite.
    »Ich weiß, was Sie gegen mich haben. Sie sind einfach nur total frustriert.«
    »Ach.« Der Kleine holt zum Gegenschlag aus, nun ja.
    »Weil Sie mit Ihrem Leben unzufrieden sind. Weil Ihr Leben falsch gelaufen ist! Weil Sie hier im Dreck wühlen müssen ohne Aussicht auf Beförderung!«
    Sie versucht ein verächtliches, geringschätzendes Lächeln, doch sie spürt, dass es nicht überzeugend gerät. Und was macht Sie so sicher, dass ich nicht befördert werde?, würde sie ihn am liebsten fragen, doch sie sieht ihn nur mit schmalen Augen an. »Sie lehnen sich ziemlich weit aus dem Fenster, David.«
    Er hört sie nicht, redet sich in Rage. »Sie wissen doch selbst, dass Sie längst eine Beförderung verdient hätten. Aber wissen Sie was? Keiner mag Sie!«
    Ihr Sarkasmus rettet sie, damit sie nicht ganz ihr Gesicht verliert. »Na endlich, David, ich dachte schon, Sie schlucken alles. Sagen wir von nun an du«, ihr Grinsen fühlt sich dabei an, als hätte man es ihr mit dem Messer ins Gesicht geritzt. »Na, was ist?«
    Er steht noch immer an derselben Stelle, wie angewachsen. Zögerlich.
    »Ich bleibe lieber beim Sie«, sagt er dann.
    Sie hat ihm ein Friedensangebot gemacht, und er hat abgelehnt . Idiot. Bornierter Idiot!
    »Wie Sie wollen«, sagt sie schulterzuckend, innerlich kocht sie. »Und, wären Sie jetzt so freundlich und schieben Ihren Arsch hierher, um diese verfluchte Nummer aufzuschreiben?«
    Und von dir, Ethan Harris, lass ich mich auch nicht an der Nase herumführen! Sie hebt den Hörer ab und drückt erneut auf Wahlwiederholung, doch diesmal legt sie nicht auf.
    »Madame Audry? Hier ist Inspecteur Irène Lejeune, Commissariat Central in Paris … Ja, wir haben schon mal miteinander gesprochen … Sagen Sie, hat Ihr Schwiegersohn Sie gerade angerufen? … Nein? … Nun, wir suchen ihn … Nein, er ist in Gefahr. Ich gebe Ihnen jetzt meine Nummer, und

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