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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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vollkommen egal, es darf einfach nicht sein, dass Quint … Was machen sie mit ihrem Kind! Lieber Gott, Vater unser, du darfst nicht zulassen, dass unser Sohn stirbt. Und all die anderen Kinder. Herr, erbarme dich, ich weiß, ich bin nicht würdig, vergib mir, vergib mir meine Schuld …
    »Stefanie!« Bernd hält ihre Handgelenke fest, doch sie reißt sich los, er muss noch einmal zupacken, dann gibt sie den Widerstand auf.
    »Es ist bestimmt nur ein dummes Virus«, sagt er, »eine Lebensmittelvergiftung, vielleicht von der Schulkantine …«
    Sie sackt zusammen, wenn Quint etwas zustößt, bringe ich mich um.
5 Dienstag, 8. April
Genf – Paris
    Ethan klemmt die Flasche zwischen die Beine, schraubt mit der rechten Hand den Verschluss auf, die linke bleibt am Steuer. Seine Kehle ist trocken, sein Hals schmerzt, sein Kopf auch – und dennoch fühlt es sich an, als wären seine Glieder nicht richtig miteinander verbunden. Sein Hals brennt an der Stelle, wo Aamu ihm ihre Zähne ins Fleisch geschlagen hat. Und auch Nacken und Hände brennen an den tiefen Rissen, die sie ihm mit ihren Fingernägeln beigebracht hat. Vielleicht war Aamu HIV-positiv. Sibirien, Moskau, Bilder von heruntergekommenen Alkoholikern und Junkies überschwemmen sein Gehirn. Er hat die Orientierung verloren. Den Sinn für das alles.
    Er muss versuchen nachzudenken, doch seine Gedanken kreisen immer in derselben Bahn, wie ein Mond um seinen Planeten. Er muss wach bleiben. Wenn nichts dazwischenkommt, sind sie in etwa fünfeinhalb Stunden in Paris.
    Draußen fliegt die Landschaft im Dämmerlicht vorbei.Berge. Bäume. Leitplanken der Autobahn. Als er Camille gesagt hat, dass Aamu tot ist, hat sie nur genickt, als wüsste sie es längst. Oder als könnte sie nichts mehr schockieren.
    »Dann bist du also am Ziel«, sagt sie nun doch mit einem kurzen Seitenblick. »Du hast die Mörderin deiner Frau getötet.« Sie klingt niedergeschlagen und abwesend.
    Nein, er ist noch nicht am Ziel. Aamu hat nur einen Auftrag ausgeführt.
    »Wo warst du eigentlich?«, fragt er erst jetzt. Das fremde Parfüm, das im Mietwagen über dem Geruch nach Leder liegt, hat er schon im Sitzungssaal wahrgenommen. Was, zum Teufel, hat Camille … »Du warst bei …«, fängt er an, doch sie winkt ab. »Später.«
    Océane Rousseau.
    »Was hast du bei ihr gemacht?«
    »Können wir nicht über was anderes …«
    »He, was soll das? Ich denke, wir arbeiten zusammen?«, braust er auf.
    Sie starrt weiter nach vorn. Schließlich wendet sie sich ihm abrupt zu. »Was ist mit den anderthalb Millionen in Gibraltar?«
    Er ist sprachlos, und dann wird es ihm klar. »Sie hat es dir gesagt.«
    Sie erwidert nichts. Es stimmt also.
    »Océane Rousseau. Und woher wusste sie es?« Wut steigt in ihm hoch, nimmt ihm die Luft. »Woher, Camille?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich sag es dir: Sie hat uns verfolgen lassen! Sie wusste, dass wir in Gibraltar waren.«
    »Nein!«
    »Doch!«, schreit er zurück. »Und was hast du dafür getan, Camille?«
    Wieder antwortet sie nicht, sieht wieder nach vorn durch die Scheibe.
    »Was, verdammt, hat die Rousseau mit dir gemacht, Camille? Hat sie dir deinen Verstand aus dem Gehirn gefickt?«
    »Hör sofort auf, so mit mir zu reden! Du hast überhaupt keine Ahnung!«, fährt sie ihn an, das Gesicht gerötet.
    »Dann erklär es mir doch!«
    Sie schüttelt den Kopf und wendet sich ab. »Mit dir kann man nicht reden.«
    Mit dir kann man nicht reden. Sylvie, die die Arme in die Taille gestemmt hat. Sylvie, die sich abwendet. Sylvie, wie sie weint und wie ich mal wieder nicht begreife, warum.
    Die Rücklichter der Wagen vor ihnen winden sich als endlose rote Schlange den Berg hinauf. Er atmet durch, versucht, ruhig zu werden. Und plötzlich drängt sich ein unerhörter Gedanke in den Vordergrund, ein unglaublicher Verdacht …
    »Sag mal«, fängt er an, »nachdem ich dich angerufen habe, Camille, hat kurz darauf das Handy von Océane Rousseau geläutet?«
    Sie starrt zu ihm hinüber. Ihr Blick sagt ihm, dass er recht hat.
    Dennoch fragt er in scharfem Ton: »Hat ihr Telefon geläutet, ja oder nein?«
    »Ja! Verdammt, ja! Warum schreist du mich an?«
    Er hat es geahnt. »Camille: Océane Rousseau hat Aamu angerufen. Ihre Nummer war unter Mama gespeichert. Ich hab die Nummer unmittelbar, nachdem ich dich angerufen habe, gewählt. Sie hat Aamu beauftragt, mich zu töten!«
    »Das kann nicht …«
    »Doch! Und sie hat auch den Killer aus Montenegro geschickt. Es war dieselbe

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