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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Telefonnummer.«
    »Am Telefon klingen Stimmen immer anders.«
    »Camille, mach dir doch nichts vor! Pass auf: The Project hat mich erwartet. Sie müssen gemerkt haben, dass ich mich unter Vincents Code eingeloggt habe. Die ganze Sache in Genf war ein Köder«, jetzt wird es ihm vollkommen klar,»Aamu sollte mich dort töten. Und du, du solltest Océane ins Netz gehen.«
    »Du hörst dich schon an wie Véronique Regnard!«
    »Du, Camille, verrätst uns.«
    »Und du hast mich angelogen. Warum hast du mir nichts von dem Geld gesagt?«
    Diesmal leistet er es sich, keine Antwort zu geben.

    In Auxerre haben sie gewechselt. Jetzt fährt sie. Schon die ganze Fahrt über grübelt Camille darüber nach, wie die Dinge zusammenhängen. Sie spürt, dass sie zu einem Stein in einem Spiel geworden ist, dessen Regeln – und dessen Sinn – sie nicht kennt. Sie wird bewegt, von einem Platz auf den anderen geschoben, aber sie weiß nicht, worauf das alles hinausläuft.
    Dann wieder ist sie davon überzeugt, dass sie das einzig Richtige tut und dass sie sich auf keine der beiden Seiten hundertprozentig einlassen darf. Allerdings verwirrt sie, dass sie sich immer wieder für Sekunden in Océanes Appartement sieht, in dem Schlafzimmer mit der gedimmten Beleuchtung, mit den kühlen Bezügen und den tiefen Kissen. Sie hat Ethan nichts davon gesagt – auch wenn er es offenbar ahnt. Dass Océane Mitglied der Loge ist, hat sie ihm verschwiegen. Eine Ahnung, die sie sich nicht erklären kann, sagt ihr, dass sie das Spiel am Laufen halten muss, damit es seinen richtigen, seinen dramatischen Höhepunkt erreicht. Einen kurzen Moment lang verachtet sie sich für diese Gedanken, doch dann wächst ein Gefühl von Freiheit in ihr – und von Macht. Sie ist niemandem verpflichtet, endlich löst sie sich von den Fesseln eines quälenden Verantwortungsbewusstseins.
    Du musst dich um deinen Vater kümmern, mahnt die ihr wohlbekannte innere Stimme. Muss ich nicht, erwidert eine neue Stimme. Ich muss gar nichts. Ich will diese Story. Es ist kurz nach fünf Uhr früh, als sie die Ausfahrt Porte d’ Orléans nimmt. Mechanisch steuert sie den Wagen durch Paris. Noch hat der Berufsverkehr nicht eingesetzt, und im Dämmerlicht kommt es ihr so vor, als hätte sie alles nur geträumt, als wäre sie nicht in Genf, sondern irgendwo auf einer Party gewesen und hätte ein bisschen zu viel getrunken. Doch dieses Gefühl ist trügerisch, und spätestens als sie einen kurzen Seitenblick auf Ethan wirft, der auf dem Beifahrersitz schläft, weiß sie, dass alles wirklich passiert ist.
    Sie biegt ein in die Rue du Grenier Saint-Lazare. In der Redaktion ist es womöglich sicherer als bei ihr zu Hause, wo Lejeune Ethan wahrscheinlich am ehesten suchen wird.
    »Das ist mir noch nie passiert«, murmelt sie.
    »Was?« Er wacht auf, starrt durch die Scheibe.
    »Ein Parkplatz direkt vor dem Büro.«

    Im selben Moment, als sie die Tür zum Treppenhaus aufstößt, schaltet sich das Licht aus, und ein beißender Geruch nimmt ihr den Atem. Sie hält sich die Hand vor die Nase. Sie denkt an Renovierungsarbeiten, an feuchte Wände, die trockengelegt werden müssen, an Klebstoff, an …
    »Vielleicht eine Reparatur irgendwo?«, meint er.
    Sie geht die Treppe vor ihm hoch. Oben bleibt sie abrupt stehen. Die schwere Eisentür, die Eingangstür zum Büro, steht einen Spaltbreit offen. Ethan drängt sich an Camille vorbei und gibt der Tür einen Fußtritt, sodass sie auffliegt. Dann drückt er auf den Lichtschalter. Die flackernden Neonlichter blenden sie. Sie kann nicht anders, sie schreit auf.
    Die Oberflächen von Tischen, Stühlen und Monitoren sind seltsam weißlich zerfressen, zerfressen von einer Säure, die einem die Luft zum Atmen nimmt.
    »Raus hier, Camille!« Ethan fasst sie am Arm, doch Camille eilt zu ihrem Schreibtisch und starrt entsetzt auf den Monitor. »Wer tut so was?«
    Er deutet auf die Wand. Dort hat jemand in grellgrüner Leuchtfarbe aufgesprüht:

    So ergeht es allen Sympathisanten der Agrarmafia!

    Sie lässt sich von Ethan ins Treppenhaus ziehen. »Was meinen die damit? Was, verdammt, meinen die damit? Wir haben uns doch nicht auf die Seite von Edenvalley gestellt. Unser Heft ist ja noch nicht einmal erschienen!«
    Er zieht sie weiter. »Komm raus hier, bevor sich unsere Lungen noch auflösen!«
    »Wer wusste, dass ich in Genf …« Wieder bleibt sie stehen. »Wer?« In ihrem Kopf formieren sich alle möglichen Antworten und lösen sich wieder auf. »Wir

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