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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Krähenfüße, spröde Lippen. Ein scharfer zitroniger Deodorantgeruch geht von ihr aus, als sie sich neben ihn setzt.
    »Ich wurde aufgehalten und hatte dummerweise Ihre Telefonnummer nicht«, flüstert sie und legt ein dickes, rot eingebundenes Buch in ihren Schoß.
    »Und ich hatte schon befürchtet, Sie haben es sich anders überlegt«, gibt er genauso leise zurück. Ihre Stimmen hallen dennoch, vermischen sich mit dem Scharren der Schuhsohlen der anderen Besucher und deren leisen Gesprächen.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Hat es einen besonderen Grund, dass wir uns hier treffen?«, fragt er.
    »Hier haben wir eventuelle Beobachter im Blick.«
    »Moment mal, Sie glauben, dass wir beobachtet …«
    »Solange ich nicht weiß, was hier vor sich geht, bin ichvorsichtig.« Mit einer nervösen Geste streicht sie sich das glatte silbrige Haar hinters Ohr.
    »Sie haben also auch keine Ahnung?« Warum bin ich dann nach Parma geflogen?
    Sie lässt einen kurzen, abwägenden Blick über sein Gesicht gleiten. Offenbar fragt auch sie sich, warum sie überhaupt hergekommen ist, denkt er, doch dann räuspert sie sich.
    »Jérôme, ich meine, Professor Frost hat mich einen Tag, bevor er ermordet wurde, per E-Mail kontaktiert. Er wurde bedroht. Anonyme Briefe, in denen er als Marionette der Genindustrie beschimpft wurde.«
    »Und, war er das?«
    Sie seufzt. »Jérôme war fasziniert von den Möglichkeiten der Gentechnik. Im Gremium hat er meist eine positive Empfehlung für GVO, ich meine, für gentechnisch veränderte Organismen, also in unserm Fall Pflanzen, ausgesprochen. Allerdings …«
    Wieder streift ihr Blick unruhig und ängstlich über die Sitzreihen. Doch im Moment kann Ethan nur einen hageren älteren Mann erkennen, mit einem kurzen grauen Vollbart, bekleidet mit einer blauen Allwetterjacke, über der Schulter einen kleinen Rucksack. Ein interessierter Tourist aus Deutschland oder Skandinavien, schätzt Ethan.
    »… hat er wohl Zweifel bekommen. Haben Sie schon mal von DRMA gehört? Dro…« Dr. Antonelli sieht sich um und beugt sich weiter zu Ethan, ein Zischen lässt ihn zusammenzucken, ein schwarzer Fleck ist plötzlich zwischen ihren Augen, auf der Stirn, sie wird zurückgeschleudert, ihr Körper schlägt auf die Steinfliesen, ein Zischen an seinem Ohr. Erst jetzt wirft sich Ethan auf den Boden, Stühle kippen um, fallen auf ihn, begraben oder schützen ihn, er weiß es nicht, er hört nur noch aufgeregte Stimmen, und vor ihm liegt Dr. Antonelli auf dem Rücken, ihre Augen aufgerissen, das Loch in ihrer Stirn kreisrund und schwarz. Sie muss sofort tot gewesensein. Er windet sich unter den Stühlen hervor, starrt kurz in die schockierten Gesichter von drei Touristen, murmelt etwas und rennt hinaus.
    Der Mörder muss noch in der Nähe sein. Doch draußen blendet ihn das Tageslicht. Niemand hat etwas bemerkt, der Bettler an der Kirchenmauer nicht, die beiden älteren Männer, die sich rauchend unterhalten, nicht und auch nicht die Mutter, die einen Kinderwagen gemächlich über den Platz schiebt.
    Wenn er nicht noch von der italienischen Polizei verhört werden will, muss er schnellstens verschwinden. Er sieht über die Schulter, einer der Touristen blinzelt ins Sonnenlicht und zeigt auf ihn.
    Ethan beginnt zu rennen, vorbei an der Frau mit dem Kinderwagen, die etwas hinter ihm herruft. Vor ihm öffnet sich eine schmale Gasse, er läuft hinein, sucht Schutz im Schatten der Hauswände, bleibt stehen, atmet tief durch.
    Jetzt merkt er, dass er zittert. Und wenn der zweite Schuss ihm gegolten hat? Er späht auf den Platz zurück und sieht dort eine Menschenmenge. Doch niemand läuft in seine Richtung.
    Was hat Antonelli ihm gesagt? Dass Frost ein Gentechnik-Freak war. Dass er meist für die GVOs gestimmt hat, kürzlich aber wohl anderen Sinns wurde. Dass er bedroht wurde. DRMA – was ist das?
    Sein Handy klingelt. Leon, sieht er auf dem Display. Verdammt, Leon, ich hab jetzt wirklich andere Sorgen! Er drückt das Gespräch weg. Er muss ein Taxi finden und so schnell wie möglich zurück zum Bahnhof. Ein Albtraum. Ich bin in einem verfluchten Albtraum gelandet. Das ist alles nicht möglich!
14 Samstag, 29. März
Paris
    Heuchelei! Kurz nach ein Uhr nachts. Camille knallt den Hörer auf. Valéria zieht sich mal wieder aus der Affäre. Ruf mich an, wenn es schlimmer wird! Aber ganz bestimmt, ja, Camille? Nein, ich kann unmöglich kommen. Du glaubst nicht, was hier zu tun ist, mit dem neuen Haus!
    Camille reißt die

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