Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
Vom Netzwerk:
Duschkabine auf und stellt das Wasser ab. Lauscht. War da ein Geräusch? Er greift zum Handtuch und geht auf den Flur, vergewissert sich, dass er vorhin die beiden Sicherheitsschlösser zugeschlossen hat. Er muss wieder zur Ruhe kommen.
    Abtrocknen. Etwas anziehen. Dann etwas essen. Das Sandwich im Flugzeug war kalt und feucht, wie ein nass gewordener Karton, und er konnte sich schon zehn Minuten später nicht mehr daran erinnern, womit es belegt war.
    Er zieht den warmen Bademantel an und entscheidet sich für die Tiefkühlpizza – die Notration, wie SylvieFertiggerichte immer verächtlich genannt hat. In der letzten Zeit sind sie an der Tagesordnung gewesen. Sie kam zu müde, um zu kochen, nach Hause und er … er hatte keine Lust mehr zum Kochen und Einkaufen. Es ist an ihm hängen geblieben. Sylvie arbeitete oft samstags, und wenn nicht, dann wollte sie schlafen und sich nicht wie früher gemeinsam mit ihm zu Streifzügen über den Markt verführen lassen. Irgendwann hat dann auch er den Spaß daran verloren.
    Er reißt die Packung auf und nimmt die gefrorene Pizza aus der Folie.
    Vielleicht hat die Polizei in Parma den Täter schon gefunden? Und wenn er in ihrem Terminkalender stand? Und wenn sie das schon herausgefunden haben? Er muss sich diese Ängste verbieten, darf nicht in Panik geraten. Es geht um Leben und Tod. »Es geht um Leben und Tod!«, sagt er laut, um es endlich zu begreifen. Aber auch das hilft nicht, er hat immer wieder das Gefühl, dass er einfach nur aus einem schrecklichen Albtraum aufwachen muss.
    Während der Backofen heiß wird, holt er sein Notebook, setzt sich damit an den langen, rohen Küchentisch – Refektoriumstisch, wie man damals sagte, vor sechs Jahren, als sie bei Uzès im Lubéron den Bricolage- und Antiquitätenschildern an den Scheunen und Straßenmauern gefolgt waren.
    DRMA gibt er in die Suchmaschine ein. DRMA. DRMA – Fenster und Türen. Katalog anfordern. DMRA – Online-Shop Arbeitsschutz. DMRA – Werkzeug- und Maschinenbau. DMRA – Wir beraten Sie vor Ort: Decken, Flure, Küchen. DMRA – Bank Nigeria. DMRA – Abbruchunternehmen … Hat er Dr. Antonelli falsch verstanden? Er versucht es mit DMAR, doch auch da findet er keine Unternehmen, mit denen Professor Frost etwas zu tun gehabt haben könnte. Hat er sich verhört? Sagte sie TMRA? Auch da wird er nicht fündig. Ein Klacken verrät ihm, dass der Backofen 220 Grad erreicht hat, Ethan schiebt die Pizza hinein. Noch mal zwanzigMinuten. Er öffnet eine Flasche Rotwein, einen aus dem Supermarkt, nicht einen der besonderen, die er und Sylvie ausgesucht haben, und holt dann aus dem Arbeitszimmer ein paar Seiten vom Stapel Schmierpapier, einer alten Version seines letzten Romans, und notiert auf die leeren Rückseiten, was bisher geschehen ist und wie die Ereignisse miteinander in Verbindung stehen könnten. Vielleicht stößt er so auf einen Zusammenhang?
    Er trinkt das erste Glas in wenigen Zügen aus, gießt nach.
    Professor Frost hat laut Dr. Antonelli Drohbriefe bekommen, die offenbar von Gegnern der Gentechnik geschickt wurden. Dies lässt der Inhalt der Briefe vermuten. Zur selben Zeit beschleichen Professor Frost offenbar Zweifel hinsichtlich gentechnisch veränderter Organismen. Eine Woche später wird er ermordet. Die grausame Art und Weise, wie es geschehen ist, passt zu den Inhalten der Briefe. Nicolas Gombert flieht, sein Freund Bohin wird ermordet. Frost trifft Sylvie, Sylvie wird ermordet. Er, Ethan, trifft Antonelli, und genau in dem Moment, als sie ihm eine merkwürdige Abkürzung nennt, wird sie erschossen.
    Das Handy schrillt, er zuckt zusammen, nimmt ab, auf dem Display erscheint keine Nummer.
    »Ethan, ich habe heute Nachmittag schon mal versucht …«
    Leon.
    »Ach, du …«, rutscht es ihm heraus, er klingt nicht gerade begeistert.
    »Sieht ganz so aus, als würde die Filmoption umgewandelt in …« Ethan hört nicht zu, es ist ihm auf einmal egal.
    »Sylvie ist … tot.«
    »Sylvie … Ethan, das ist ein Scherz …«
    Ethan hört ein ersticktes Kichern. Leon hat noch nie adäquat reagiert. »Aber wieso denn, ich meine …« Er stottert.
    Nein, Leon, ich kann dir jetzt nicht alles erklären.
    »Leon, ich rufe dich wieder an, wenn …« Wenn es ihmbesser geht? Wenn er den Mörder gefunden hat? »… wenn ich den Kopf wieder frei habe.«
    »Ja, ja, natürlich, natürlich …« Ethan hört nicht mehr zu, wünscht ihm nur noch eine gute Nacht und drückt den roten Knopf. Jetzt erst bemerkt er, dass er

Weitere Kostenlose Bücher