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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Nervensystems, Lymphknotenkrebs, Leukämie, Parkinson«, Camille horcht auf, »all diese Krankheiten haben ihre Ursache in den Zellgiften, die sie uns verabreichen.«
    »Wen meinen Sie mit die?«, fragt Camille, ihr Kopf fühlt sich heiß an, er steht unter Druck, wie ein Kessel.
    Véronique Regnard betrachtet sie wieder mit diesem sezierenden Blick, dann lässt sie langsam Camilles Handgelenk los.
    »Wissen Sie, wer im Vorstand von Agrovit sitzt?«
    Camille schüttelt benommen den Kopf.
    »Elodie Girard-Mnoufkine.«
    »Es tut mir leid, aber …«
    »Die wenigsten kennen sie, aber das ist natürlich Absicht. Sie ist Vorsitzende des Global Water Trusts, einer Vereinigung, die das Wasser auf der ganzen Erde unter ihre Kontrolle bringen will.« Sie spricht immer schneller und atemloser. In ihren Augen ist jetzt wieder dieses Flackern, sie fängt wieder an, Nägel zu kauen, und Camille stellt sich vor, wie die Bibliothekarin Regnard in der Nacht auf das Dach von Agrovit geklettert ist, ein paar Kilogramm TNT deponiert und schließlich ferngezündet hat.
    Plötzlich umfasst sie wieder Camilles Handgelenk und beugt sich vor, ganz nah zu ihr, dass Camille die Hautschuppen an den Nasenflügeln sehen kann und den hellen Flaum auf ihrer Haut.
    » The Project«, flüstert sie und sieht rasch um sich. »Will die Welt kontrollieren. Informationen, Nahrung, Wasser, Ressourcen, einfach alles!«
    » The Project? Was ist das?« Camille versucht, ihr Handgelenk aus dem schraubstockartigen Griff zu befreien. Doch Véronique Regnard zeigt keine Regung. Camille hofft, sie lässt sie gleich wieder los, aber die schmächtige Frau beugt sich noch weiter über den Tisch, und Camille riecht ihren abgestandenen Atem.
    »Wenn man sie nicht stoppt«, flüstert die Aktivistin nochleiser und bohrt ihren Blick in Camilles Augen, »werden wir alle sterben!«
    Soll Camille dieser Frau, die ganz offensichtlich unter Paranoia leidet, Glauben schenken? Vielleicht macht sich Véronique Regnard auch lustig über sie, führt sie an der Nase herum, manipuliert sie?
    Knarrend geht die Tür auf.
    »Besuchszeit ist zu Ende.«
    Véronique Regnard beachtet die Wärterin gar nicht. »Ich weiß, was Sie denken«, wispert sie hastig. »Ob es sich lohnt, für all das zehn Jahre seines Lebens in so einem Gefängnis zu verbringen.«
    »Kommen Sie, Regnard!« Die mütterliche Beamtin zieht die schmächtige Bibliothekarin vom Stuhl hoch, doch die spricht einfach weiter, atemlos, eilig: »Ich stelle mir manchmal vor, wie der Wald riecht, wenn es geregnet hat. Ein Laubwald riecht modrig und ein bisschen nach reifen Äpfeln … Kennen Sie die Vogesen? Ich war vor zwei Jahren zum letzten Mal dort, an einem regnerischen Wochenende.« Sie atmet aus, dann wieder ein und wirkt auf einmal völlig normal. »Manchmal stelle ich mir Pinienwälder vor, unten am Mittelmeer. Sie duften nach frischen Zitronen und nach Meer.« Ihr Blick verdüstert sich. »Wenn ich wieder draußen bin, werde ich nie wieder in einem Haus leben!« Sie lacht jetzt, doch Camille spürt ihre Bitterkeit.
    »Ist gut, Regnard.« Die Beamtin zieht die Gefangene in ihrer steifen, zu kleinen Gefängniskluft zur Tür.
    »Sie haben mir meine erste Frage nicht beantwortet.«
    Camille versucht, sich zu erinnern.
    »Warum man mich ausgerechnet hier eingesperrt hat.«
    »Es reicht, Regnard!« Die Wärterin versucht, die Gefangene durch die Tür zu zerren, doch die stemmt sich mit all ihrer Kraft dagegen. »Warum? Geben Sie mir eine Antwort, Camille!«
    »Vielleicht, weil Jeanne d’Arc hier …«
    »Das ist nett, Camille!«, ruft Véronique Regnard über die Schulter zurück, denn die Wärterin hat sie mittlerweile über die Türschwelle gezogen. »Aber es ist etwas anderes! Bonne Nouvelle, Bonne Nouvelle! Überlegen Sie! Überall sind Zeichen, wir erkennen sie nur nicht!«
    Da kommt eine weitere Wärterin, eine große, kräftige, und greift der Gefangenen unter den Arm. »Halt dein blödes Maul, Regnard!«
    Zu zweit schleppen sie die zappelnde und noch immer den Namen des Gefängnisses schreiende Bibliothekarin weg.
    Bonne Nouvelle heißt das Gefängnis, ja, aber was meint Véronique Regnard damit?
    Camille packt ihr Notizbuch ein. Sie hat es noch nicht einmal aufgeschlagen. Ihre Hand zittert ein wenig, und ihr ist übel. Vom Geruch, von der stickigen, feuchten Luft und von dem, was Véronique Regnard gesagt hat.
    »Und, hat sie Ihnen ordentlich Lügen erzählt?« Die kräftige Wärterin ist zurückgekommen und steht

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