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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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ihr vorbei den Flur hinunter. »Ist Eph nicht bei dir?« Nora schüttelte den Kopf. »Er ist weg.«
    »Es stimmt doch nicht, was man über ihn hört, oder?« »Natürlich nicht. Du siehst ziemlich fertig aus. Komm, wir besorgen dir einen Happen zu essen.«
    Während Nora sich nach dem Weg zur Cafeteria erkundigte und damit die Krankenschwestern ablenkte, schlüpften Eph und Setrakian durch die Tür zum inneren Bereich der Isolierstation und bahnten sich einen Weg durch mehrere Schleusen aus Plastikfolie, bis sie Jims Abteil erreicht hatten.
    Das Bett war leer. Jim war fort.
    Schnell überprüfte Eph die anderen Abteile. Alle waren leer.
    »Sie müssen ihn verlegt haben«, sagte er.
    »Seine Freundin würde doch nicht warten, wenn sie wüsste, dass er nicht mehr hier ist«, erwiderte Setrakian. »Dann ... «
    »Sie haben ihn geholt.«
    Eph starrte das leere Bett an. »Sie?«
    »Verschwinden wir. Hier ist es ausgesprochen gefährlich, und wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Moment.« Eph ging zum Nachttisch, öffnete die Schublade und nahm Jims Handy heraus. Er vergewisserte sich, dass der Akku aufgeladen war, dann zog er sein eigenes Handy aus der Tasche - das jetzt praktisch so etwas wie ein Ortungsgerät war, da das FB! mittels des darin installierten GPS seinen exakten Aufenthaltsort ausmachen konnte.
    Er legte sein Handy in die Schublade und nahm Jims Gerät an sich.
    »Doktor, wir müssen gehen«, sagte Setrakian ungeduldig.
     
    West Side Highway, Manhattan
     
    »Bitte nennen Sie mich Eph.« Auf dem Weg nach draußen ließ Eph Jims Handy in seine Tasche gleiten. »Irgendwie habe ich mich in den letzten Tagen nicht wie ein Doktor gefühlt.«
    Mit Handschellen an eine Stahlstange gefesselt saß Gus Elizalde im Heck eines NYPD-Gefangenentransporters. Felix saß ihm schräg gegenüber; sein gesenkter Kopf wiegte sich mit der Bewegung des Fahrzeugs, sein Gesicht wurde von Minute zu Minute blasser. Sie mussten auf dem West Side Highway sein. Nirgendwo sonst in Manhattan konnte man so schnell fahren. Zwei weitere Gefangene waren bei ihnen. Der eine saß Gus gegenüber, der andere links von ihm. Beide schliefen - Vollidioten, dachte Gus, können immer und überall schlafen.
    Durch die Trennwand roch er Zigarettenrauch aus dem Führerhaus des Transporters. Als sie ihn in den Wagen geschafft hatten, war es kurz vor Beginn der Abenddämmerung gewesen. Gus behielt Fe1ix im Auge, dachte an das, was der alte Pfandleiher gesagt hatte, wartete.
    Es dauerte nicht lange, dann fing Fe1ix' Kopf an zu zucken und bald saß er aufrecht, musterte seine Umgebung. Er sah Gus durchdringend an, doch nichts in seinem Blick verriet, dass sein lebenslanger
compadre
ihn wiedererkannte.
    Tiefe Finsternis lag in seinen Augen. Eine unendliche Leere.
    Plötzlich riss lautes Hupen den Gefangenen neben Gus aus dem Schlaf. »Scheiße«, sagte der Kerl und zerrte an den Handschellen hinter seinem Rücken. »Wo fahren wir scheiße nochmal hin, ey?« Gus gab keine Antwort. Der Typ glotzte Felix an, trat gegen dessen Fuß. »Hey, du! Wo wir scheiße nochmal hinfahren, hab ich gefragt.«
    Felix starrte einen Augenblick lang mit seinem leeren, beinahe idiotischen Blick zurück. Sein Mund öffnete sich wie zu einer Antwort - und dann schoss der Stachel heraus, schnellte quer durch den Transporter und durchbohrte den Hals des armen Kerls, der außer Strampeln und Treten nichts tun konnte.
    Gus saß mit Felix in der Falle - mit dem, was aus Felix geworden war. Er brüllte aus Leibeskräften, weckte damit den Gefangenen, der ihm gegenübersaß. Bald schrien und trampelten sie beide, während der Typ neben Gus zusammensackte. Felix' Stachel wechselte die Farbe von fast durchsichtig zu blutrot.
    Das Fenster in der Trennwand wurde aufgeschoben, und ein Kopf mit Schirmmütze drehte sich vom Beifahrersitz nach hinten. »Gottverdammt, ihr haltet jetzt sofort die Schnauze, sonst werde ich ... «
    Der Cop sah, wie Felix den Gefangenen aussaugte. Sah, wie sich dieses neue Körperteil quer durch den Transporter erstreckte. Sah, wie Felix den Kontakt unterbrach und seinen Stachel wieder einzog. Blut quoll aus dem Hals des Gefangenen, und auch auf Felix' Brust tropfte Blut ... Der Cop schrie erschrocken auf.
    »Was ist da los? «, brüllte der Fahrer und versuchte selbst nach hinten zu sehen.
    Felix' Stachel schoss durch das Fenster in der Trennwand und versenkte sich im Hals des Fahrers. Weitere Schreie drangen aus dem Führerhaus, während der Transporter ins

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