Die Saat
Internetzugang hat, dann weiß er Bescheid.« Eph ging zur Treppe, ließ Nora bei Kelly an der Tür zurück. Er nahm zwei Stufen auf einmal.
Nora seufzte. »Entschuldigen Sie, dass wir hier so bei Ihnen hereinplatzen.«
Kelly schüttelte kaum merklich den Kopf. In ihrem Blick lag ein winziger Anflug von Bewunderung. Sie wusste, dass zwischen Nora und Eph irgendetwas lief. Für Nora war Kelly Goodweathers Haus wohl mit Abstand der letzte Ort, an dem sie sein wollte.
Dann richtete Kelly ihre Aufmerksamkeit auf den alten Mann mit dem ungewöhnlichen Gehstock. »Was ist hier eigentlich los?«
»Die ehemalige Mrs. Goodweather, nehme ich an?« Setrakian streckte seine Hand aus und deutete eine Verbeugung an. »Abraham Setrakian. Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen.«
»Danke, ebenfalls«, erwiderte Kelly verdattert und warf Matt einen unsicheren Seitenblick zu.
»Er wollte unbedingt hierherkommen«, sagte Nora. »Um alles zu erklären.«
»Werden wir durch diesen kleinen Besuch nicht irgendwie zu Komplizen eines Verbrechens?«, fragte Matt.
Kelly überlegte, wie sie seine Unhöflichkeit wieder ausbügeln konnte. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte sie Setrakian. »Ein Glas Wasser vielleicht?«
»Du liebe Güte«, sagte Matt, »für dieses Glas Wasser könnten wir beide locker zwanzig Jahre kriegen ... «
Eph saß auf Zacks Bettkante; Zack an seinem Schreibtisch vor dem aufgeklappten Laptop.
»Ich bin da in eine Sache hineingeraten, die ich momentan noch nicht ganz verstehe«, sagte Eph. »Aber ich wollte, dass du es von mir erfährst. Nichts von alledem ist wahr. Mit Ausnahme der Tatsache, dass gewisse Leute hinter mir her sind.«
»Werden die nicht auch hierherkommen und dich suchen?«
»Vielleicht. «
Zack senkte beunruhigt den Blick und dachte nach. »Du musst dein Handy loswerden.«
Eph lächelte. »Schon passiert.« Er legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes und Komplizen. Neben dem Laptop des Jungen sah er die Videokamera, die er ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. »Arbeitest du immer noch mit deinen Freunden an diesem Film?«
»Klar. Wir befinden uns in der Schnittphase. «
Eph nahm die Kamera in die Hand. Sie war sehr leicht und klein genug, um sie in die Tasche zu schieben. »Glaubst du, ich könnte mir die hier mal eine Weile ausborgen?« Zack nickte langsam. »Liegt es an der Sonnenfinsternis,
Dad? Verwandelt sie die Menschen in Zombies?«
Eph sah seinen Sohn überrascht an - und begriff, dass die Wahrheit auch nicht viel plausibler war als
diese
Theorie. Er versuchte, die ganze Sache aus dem Blickwinkel eines scharfsinnigen und gelegentlich sehr einfühlsamen Elf jährigen zu sehen, und allein das erzeugte in seinem Inneren eine heftige Gefühlswallung. Er stand auf und umarmte seinen Jungen. Es war ein besonderer Moment zwischen einem Vater und seinem Sohn, vergänglich und wunderschön. Er zerzauste Zacks Haare.
Es war alles gesagt.
Kelly und Matt tuschelten in der Küche miteinander, nachdem sie Nora und Setrakian im Wintergarten auf der Rückseite des Hauses allein gelassen hatten. Dort stand Setrakian mit den Händen in den Hosentaschen und starrte in den leuchtenden Frühabendhimmel. Die dritte Nacht seit der Landung des Flugzeugs brach an.
Er hatte Nora den Rücken zugekehrt, doch sie spürte seine Ungeduld. »Er, äh, hat eine Menge Probleme mit seiner Familie. Seit der Trennung, verstehen Sie.«
Setrakian schob die Finger in die kleine Tasche seiner Weste und vergewisserte sich, dass sein Tablettendöschen noch da war. Die Tasche befand sich in der Nähe seines Herzens - als wäre es bereits heilsam für seinen Kreislauf, wenn er das Nitroglyzerin dicht an seiner alten Pumpe aufbewahrte. Sein Herz schlug zuverlässig, wenn auch nicht sehr kräftig. Aber wie viele dieser Schläge blieben ihm noch? Genug, so hoffte er, um die bevorstehende Aufgabe zu erfüllen ... »Ja. Ich selbst habe keine Kinder«, sagte er. »Meine Frau Anna ist jetzt schon seit siebzehn Jahren tot. Man könnte annehmen, dass die Sehnsucht nach Kindern über die Jahre schwindet, aber tatsächlich wird sie mit zunehmendem Alter immer größer. Ich habe vieles, was ich lehren könnte, aber keinen Schüler.«
Nora sah auf den Gehstock, der an der Wand neben einem Stuhl lehnte. »Wie sind Sie zu dem allem gekommen?«
"Sie meinen, wann ich ihre Existenz entdeckt habe?« »Ja. Und warum Sie sich über all die Jahre dieser Sache gewidmet haben.«
Setrakian schwieg
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