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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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senkte die Waffe ... und dann richtete Felix sich wieder auf, immer noch lächelnd.
    Immer noch durstig. Unendlich durstig.
    In diesem Moment kam Gus hinzu, schob den Cop zur Seite und hob den Spiegel. Die letzten Strahlen der Sonne strichen über das Gebäude auf der anderen Seite des Flusses. Gus rief Felix' Namen, als könne ihn das aus seinem Bann reißen, als könne er ihn damit auf wundersame Weise zurückholen ...
    Doch Felix war nicht mehr Felix. Er war jetzt ein gottverdammter Vampir. Gus zwang sich, nur daran zu denken, während er den Spiegel so drehte, dass die Strahlen des reflektierten Sonnenlichts in den umgestürzten Transporter fielen.
    Felix wirkte seltsam überrascht, als die Sonnenstrahlen ihn durchbohrten, ihn mit der Intensität von Laserstrahlen aufspießten, Löcher in sein Fleisch brannten, es in Brand steckten. Ein animalischer Schrei löste sich aus seinem tiefsten Inneren.
    Dieser Schrei ging Gus durch Mark und Bein, aber er richtete das gespiegelte Licht weiter auf Felix - bis von seinem ehemaligen Kumpel nicht mehr übrig war als ein Haufen rauchender Asche.
    Das Licht schwand, Gus senkte den Arm. Er sah über den Fluss.
    Die Nacht war hereingebrochen.
    Ihm war zum Heulen zumute, doch dann verwandelte sich seine Trauer in Zorn. Benzin war aus dem Tank des Transporters geflossen, die Pfütze hatte inzwischen fast seine Füße erreicht. Gus ging zu dem Cop hinüber, der am Straßenrand stand und fassungslos verfolgte, was um ihn herum geschah. Er fischte sein Zippo aus der Tasche, ließ den Deckel zurückschnappen und drehte das Zündrad. Der Docht flammte auf.
    »Lo siento, 'mano«,
flüsterte er und steckte das ausgelaufene Benzin in Brand. Mit einem
Wusch!
ging der Transporter in Flammen auf.
    »Chingado
- er hat dich gestochen«, sagte Gus dann zu dem Cop, der immer noch seinen Hals umklammerte. »Jetzt wirst du einer von denen.« Er nahm dem Mann die Kanone ab und richtete sie auf ihn.
    Der Cop sah verwirrt zu ihm auf, und einen Augenblick später war sein Kopf verschwunden. Gus hielt die rauchende Waffe auf den Körper des Mannes gerichtet, bis er die Böschung neben dem Highway erreicht hatte. Dann warf er die Kanone weg, und erst jetzt fiel ihm der Schlüssel für die Handschellen ein. Doch dafür war es zu spät. Flackerndes Blaulicht näherte sich. Er drehte sich um und rannte die Böschung hinunter in die Nacht.
     
    Kelton Street, Woodside, Queens
     
    Kelly trug immer noch dieselben Sachen, in denen sie unterrichtet hatte, ein dunkles T-Shirt unter einem weichen Wickeltop und einen langen, gerade geschnittenen Rock. Zack war oben in seinem Zimmer, angeblich mit seinen Hausaufgaben beschäftigt, und Matt war ebenfalls zu Hause; er hatte nur einen halben Tag gearbeitet, da er die Nacht über in seinem Geschäft Inventur machen musste.
    Die Nachrichten über Eph, die sie im Fernsehen gesehen hatte, hatten Kelly zutiefst beunruhigt. Sie hatte versucht, ihn unter seiner Handynummer zu erreichen, doch war nicht durchgekommen.
    »Also hat er's endlich geschafft«, sagte Matt. Das Sears-Hemd hing ihm über die Hose. »Er ist völlig durchgedreht.« »Matt! «, protestierte Kelly halb ernst, halb im Scherz.
    Aber ... hatte Eph vielleicht tatsächlich den Verstand verloren? Und wenn ja, was bedeutete das für sie?
    »Er ist größenwahnsinnig geworden. Hält sich für den Super- Virusjäger. Er ist wie einer dieser Feuerwehrmänner, die selbst Brände legen, damit sie den Helden spielen können.« Matt ließ sich tief in den Sessel sinken. »Würde mich nicht wundern, wenn er das alles nur für dich getan hätte.«
    »Für mich?«
    »Ja, um deine Aufmerksamkeit zu erregen. >Sieh mich an, ich bin so schrecklich wichtig.< Was weiß ich.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Manchmal war es verblüffend, wie falsch Matt die Menschen einschätzte.
    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Matt sprang aus dem Sessel auf, doch Kelly kam ihm zuvor.
    Es war Eph in Begleitung von Nora Martinez. Und hinter den beiden stand ein alter Mann in einem langen Tweed-Mantel.
    »Mein Gott, Eph. Was machst du denn hier?«, fragte Kelly und blickte erschrocken links und rechts die Straße hinunter.
    Eph schob sie sanft beiseite und betrat das Haus. »Ich bin hier, weil ich Zack sprechen muss.«
    »Er weiß von nichts.«
    Eph sah sich um, wobei er Matt, der genau vor ihm stand, völlig ignorierte. »Ist er oben und macht Hausaufgaben? Mit seinem Laptop?«
    »Ja«, erwiderte Kelly.
    »Wenn er

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